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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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Autosnob bedeuten könnte. »Ja, ja. Und Mrs   Baxter war gesundheitlich angeschlagen, so was wie eine postnatale Depression. Der Arzt hatte ihr geraten, es ruhig anzugehen. Zuerst hat Ania nur tagsüber gearbeitet, aber sie war so toll mit den Kindern – der Junge, Alfie, ist anscheinend ein kleiner Beißer –, dass sie sie auch oft abends gerufen haben.«
    »Ein kleiner Beißer?«, hake ich nach.
    »Ja. Probleme mit Disziplin. Aggressionsbewältigung. Ania hatte was an sich, haben sie gesagt. Sie hat Alfie zu Sachen überredet, zu denen andere ihn nicht gebracht haben, zum Beispiel, sein Abendessen zu essen. Sie war selbstlos und warm, ein Mensch, der sich auf die Welt einlässt. Sie hat den Kindern was zu Weihnachten geschenkt und mit ihnen Plätzchen gebacken. Vor ein paar Wochen ist sie mit ihnen mit dem Zug nach Chessington gefahren. Bei einer anderen Gelegenheit«, er sieht in seinen Notizen nach, »haben sie im Richmond Park zusammen Froschlaich gesammelt.«
    »Probleme mit Disziplin?« Ich kann nicht anders, ich muss lachen. Der Mann, der glaubt, er wäre » FIT «, schaut auf. »Aggressionsbewältigung? Alfie sieht aus, als wäre er höchstens fünf.«
    »Genug über Alfie!« Jack betrachtet mich über sein Guinness hinweg. »Um Alfie geht es hier nicht. Sie haben keine Ahnung, wer ihr etwas Übles gewollt haben sollte. Wer sie kannte, hat sie geliebt.«
    Das versetzt mir einen Stich. Ich denke an das Foto, das Perivale mir gezeigt hat, die Kinder auf dem Klettergerüst, die lächelnde Ania. Sie hatte das ganze Leben noch vor sich. Was für eine Mutter wäre sie geworden? Eine wunderbare: jung, voller Energie und Begeisterung. Wer sie kannte, hat sie geliebt. Meine Gedanken wandern zu Millie. Ich muss mich konzentrieren. »Wussten sie etwas über ihren Freund?«
    »Dazu komme ich gleich.« Er klopft mit beiden Zeigefingern zweimal auf den Tisch, Trommeln en miniature. »Ja. Tolek, ein Mann aus ihrer Heimat, ihre Sandkastenliebe. Ich glaube, er ist ihr nach England gefolgt. Bauarbeiter. Sie waren verlobt, auch wenn sie noch keinen Ring hatte – eine von diesen Verlobungen, die sich ewig hinziehen, ohne dass man das Gefühl hat, sie führen zu irgendetwas. Vielleicht so eine katholische Verlobung, die nur als Ausrede diente, Sex zu haben.«
    »Haben sie ihn kennengelernt?«
    »Er hat Ania ein paarmal mit seinem Lieferwagen von der Arbeit abgeholt, aber Mrs   Baxter hat gemeint, in letzter Zeit habe sie ihn nicht mehr gesehen. Er war auf einer großen Baustelle, hat zu den seltsamsten Zeiten gearbeitet. Ganz ordentlich.«
    »›Ganz ordentlich‹? Ist das alles? Die arme Ania. Das ist nicht viel, oder?«
    »Wir sollten mit ihm reden. Selbst wenn er es nicht war, weiß er vielleicht was.«
    Einer der Männer am Tresen stößt ein kehliges Bellen aus. Ein anderer krümmt sich zusammen. Der » FIT «-Ruderer schlägt mit der flachen Hand auf den Tresen.
    Jack zieht die Augenbrauen hoch. Ich versuche mich ganz auf ihn zu konzentrieren, so zu tun, als wären wir allein. »Sonst noch was?«, frage ich.
    »Sie hatte ihnen nicht gesagt, dass sie schwanger war. Die Polizei hat ihnen die frohe Nachricht überbracht. Doch ihr Verhalten hatte sich verändert. Als sie zu ihnen kam, schien sie kaum Geld zu haben. Ihre Kleider stammten aus dem Wohltätigkeitsladen. Mrs   Baxter hat ihr mal ein Kompliment über einen Mantel gemacht, den sie trug, und da hat Ania ihr erklärt, sie habe ihn bei Fara auf der Northcote Road gefunden. ›Da kann man wohl reiche Beute machen‹, hat Mrs   Baxter geantwortet. ›Ich habe immer gedacht, ich sollte da auch mal hin.‹«
    »Selbst ohne Mrs   Baxter getroffen zu haben, kann ich mir vorstellen, dass sie das gesagt hat. Aber meine Kleider, was meinen Sie? Glauben Sie, meine Sachen haben den Weg zu Fara gefunden, und Ania hat sie dort gekauft?«
    Er zuckt die Achseln. »Möglich ist es, oder? Nur ein seltsamer Zufall. Aber wie es aussah, war entweder Ania oder ihr Freund zu einem Haufen Geld gekommen. Einen Monat vor ihrem Tod wurde ein riesiger Blumenstrauß für sie ins Haus geliefert.«
    »Also, wenn er auf einer großen Baustelle zu tun hatte …«
    Weitere Ruderer haben sich an der Bar eingefunden. Der Mann in dem » FIT «-T-Shirt beugt sich vor und raunt ihnen etwas zu. Die Neuankömmlinge drehen sich zu mir um und glotzen.
    »Stimmt«, sagt Jack, ohne etwas mitzukriegen. »Es würde erklären, warum Ania besser bei Kasse war.« Er überprüft seine Notizen. »Sie hat für

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