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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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hinauf dahin, wo das Auto parkt. Ich kämpfe gegen die Tränen.
    Ich setze mich hinter das Steuer und nehme die Zeitung des alten Mannes heraus, die ich im Rausgehen in die Tasche gestopft habe. Es ist ein Boulevardblatt vom Sonntag – die Zeitung vom Vortag. Das Briefmarkenfoto ist ein Anreißer für einen Artikel auf Seite sechs. Ich blättere.
    Moderatorin von Mornin’ All schmeißt alles hin
    Gaby Mortimer ist aus der Fernsehsendung ausgestiegen, mit der sie sich einen Namen gemacht hat.
    »   Ich würde das Programm lieber gar nicht machen   «, sagte die zweiundvierzigjährige Moderatorin zu guten Freunden. »   Es ist die falsche Art von Publicity.   «
    Kollegen sagen, ihr Verhalten sei immer unberechenbarer geworden, seit sie vor zwei Wochen auf dem Wandsworth Common die Leiche des polnischen Kindermädchens Ania Dudek gefunden hat.
    »   Ja, wir fühlen uns im Stich gelassen   «, sagt eine Vertreterin von Mornin’ All , »   aber Gaby weiß, dass wir hier sind, wenn sie uns braucht.   «

    Fotos von mir vor meiner Haustür, von dem blauen Fleck, von Stan the Man – den Kopf leicht zur Seite geneigt, gut aussehend und besorgt. Das Foto habe ich noch nie gesehen, es ist ganz neu, der eitle Mistkerl. Ein Porträt von India, »meinem Ersatz«, ein altes, wahrscheinlich aus Spotlight .
    Ich höre, wie die Autotür aufschnappt und sich jemand auf den Beifahrersitz setzt. Ich habe den Kopf aufs Lenkrad gestützt. Er legt mir die Hand auf die Schulter.
    Ich richte mich auf. Rasch zieht er den Arm zurück, bevor ich ihn zerdrücke.
    »Haben Sie es gewusst?«, frage ich. »Gestern? Hatten Sie die Zeitungen gelesen? Ist es überall drin?«
    Er nickt.
    »Warum haben Sie nichts gesagt?«
    »Ich habe darauf gewartet, dass Sie die Sprache darauf bringen oder mir sagen, dass Sie gekündigt haben. Und als klar wurde, dass Sie nichts darüber wussten und dass Sie nicht mal die Zeitungen gelesen hatten, dass Sie sie unters Sofa gestopft hatten, also … es war nicht an mir. Ich fand, jemand anders sollte es Ihnen sagen. Philip … Clara.«
    Wusste Philip es? Steckte das hinter seiner aufgesetzten Fröhlichkeit? War vorgetäuschte Unwissenheit sein Verteidigungsmechanismus für den Fall, dass ich in Tränen ausbreche und ihn bitte, nach Hause zu kommen? Vielleicht wusste er es auch gar nicht. Vielleicht ist er ganz in seiner Hedgefonds-Blase aufgegangen, ohne die Zeitungen zu lesen oder fernzusehen oder gar SMS zu lesen. Aber Claras Anruf, den ich verpasst habe … wahrscheinlich hat sie deswegen angerufen. Und Robin hat es gewusst. Die Besorgnis in ihrer Stimme, das Reden über Leckereien und wie sie mich beschwatzt hat, doch zu ihr zu kommen. Und die Leute im Pub gestern, wie die mich angesehen haben.
    »Das ist von vorn bis hinten erlogen. Ich habe nicht gekündigt«, sage ich. »Sie haben meine Worte völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Ich habe zu Stan gesagt, ich würde die Sendung lieber nicht machen, als Ania auszunutzen. Und ›die falsche Art von Publicity‹, das war auf mich bezogen. Ich habe gesagt, die Sendung würde durch mich die falsche Art von Publicity kriegen.«
    »Ich bin mir sicher.«
    »Wollen sie mir auf diesem Weg kündigen?«
    »Ich weiß nicht. Es tut mir leid.« Er legt seine Hand auf meine.
    Wir sitzen eine Minute da. »Wollen Sie das Interview immer noch machen?«, frage ich nach einer Weile.
    »Ja! Die Rehabilitation von Gaby Mortimer. Ich liebe Herausforderungen.«
    »Danke«, sage ich unsicher.
    Er schaut auf seine Uhr. »Also«, meint er, »ich bin spät dran. Gibt es jemanden, zu dem Sie heute gehen können? Ich muss jetzt los. Wir müssen uns weiter darüber unterhalten. Und über Christa. Aber später, ja? Oder morgen?«
    »Selbstverständlich. Soll ich Sie mitnehmen?« Ich drehe den Zündschlüssel. »Wohin müssen Sie?«
    »Tottenham.«
    »Oh. Ich weiß nicht …«
    »Irgendeine U-Bahn-Haltestelle wäre nett.«
    Ich fahre. Ich kupple und lege einen Gang ein. Ich schalte das Radio ein, überprüfe den Rückspiegel und halte den Blick darauf gerichtet, um nach Autos und Scheinwerfern zu sehen, doch die ganze Zeit denke ich: Sie haben mich übers Ohr gehauen. Sie haben die Zeitungen mit diesem Mist gefüttert. Wie konnten sie nur? Nach allem, was ich ihnen gegeben habe, nach all den Jahren mit Soapstars, EU -Vorschriften und den bescheuerten krummen Bananen. Stan, die Oberbosse, die ehrgeizige India: An denen liegt mir nichts. Aber Terri. Ich dachte, sie wäre

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