Ich bin Zlatan Ibrahimović
beide gerieten sogleich in den Ruf, wilde Typen zu sein, und zu allem Überfluss kam mir mehr und mehr über diesen Trainer zu Ohren, den ich in Spanien getroffen hatte, Co Adriaanse.
Er sollte der schlimmste Kontrollfreak sein, der alles über seine Spieler wusste, und es gingen wüste Geschichten um über seine Strafen; unter anderem eine Story von einem Torwart, der während einer Taktikbesprechung einen Anruf auf seinem Handy beantwortete. Zur Strafe musste er einen ganzen Tag in der Telefonvermittlung des Klubs sitzen, ohne Holländisch zu können. Da saß er den ganzen Tag und sagte nicht viel mehr als »Hallo, hallo, versteh nicht«. Und dann die Geschichte von drei Jugendspielern, die sich bei einer Fete die Nacht um die Ohren geschlagen hatten. Die mussten sich auf den Platz legen, und die anderen liefen mit ihren Stollenschuhen über sie. Eine Reihe solcher Geschichten. Nicht dass ich mir deswegen Sorgen machte.
Es wird immer viel über den Trainer geredet, und Leute, die viel auf Disziplin halten, habe ich eigentlich immer gemocht. Ich fühle mich wohl bei Trainern, die Distanz zu ihren Spielern wahren und einem nicht zu nahe kommen. So bin ich aufgewachsen. Niemand hat je zu mir gesagt: »Zlatan, Ärmster, klar darfst du spielen.« Kein Vater ist zum Training gekommen und hat geschleimt und verlangt, dass man nett zu mir sein soll; von wegen. Ich musste allein zurechtkommen, und ich lasse mich tausendmal lieber ausschimpfen und bin über Kreuz mit dem Trainer und darf spielen, weil ich gut bin, als dass ich gut Freund mit ihm bin und spielen darf, weil er mich mag.
Ich mag kein Süßholzgeraspel. Das macht mich nur verrückt. Ich will Fußball spielen. Aber natürlich war ich trotzdem nervös, als ich meine Koffer packte und abreiste. Ajax und Amsterdam waren etwas vollkommen Neues für mich. Ich wusste nichts über die Stadt, und ich erinnere mich an den Flug und die Landung und an die Frau vom Klub, die mich am Flughafen abholte.
Sie hieß Priscilla Janssen und war bei Ajax Mädchen für alles. Ich strengte mich an, nett zu sein, und grüßte den Burschen, der bei ihr war. Es war ein Junge in meinem Alter, der schüchtern zu sein schien, aber ziemlich gut Englisch sprach.
Er komme aus Brasilien, sagte er. Er hatte für Cruzeiro gespielt, eine berühmte Mannschaft, das wusste ich, weil Ronaldo dort gespielt hatte. Genau wie ich war der Junge ganz neu bei Ajax, und er hatte einen langen Namen, den ich nicht richtig mitbekam. Aber ich konnte ihn Maxwell nennen, und wir tauschten die Telefonnummern aus, und dann fuhr Priscilla mich in ihrem Saab Cabrio zu dem kleinen Reihenhaus in Diemen, das der Klub für mich gemietet hatte; es ist eine kleine Ortschaft weit entfernt von der Stadt, und da saß ich mit einem Luxusbett von Hästens und einem 60-Zoll-Fernseher und sonst nichts und spielte PlayStation und war gespannt auf das, was kommen sollte.
8
E S MACHTE MIR NICHTS AUS , allein zurechtzukommen. Wenn ich in meiner Kindheit und Jugend eins gelernt habe, dann das, und ich kam mir immer noch wie der coolste Typ in Europa vor, so in etwa.
Ich war Profi geworden und für eine völlig verrückte Summe verkauft worden. Aber in meinem Reihenhaus herrschte gähnende Leere. Ich hatte noch keine Möbel oder sonst etwas, das ein Gefühl von wohnlichem Zuhause vermittelte, und um ehrlich zu sein, leerte sich auch der Kühlschrank inzwischen. Mich befiel deswegen keine Panik, und meine ganze Kindheit kehrte auch nicht zurück. Es war nicht tragisch, ich hatte auch in meiner Wohnung in Lorensborg leere Kühlschränke erlebt. Ich war an alles Mögliche gewöhnt. Aber in Malmö hatte ich deswegen nicht hungern müssen, nicht nur, weil ich wie ein Idiot im Kulan, dem Restaurant von MFF , aß und oft unter der Trainingsjacke noch ein bisschen extra mit nach Hause nahm, Joghurt und dergleichen, das mir half, die Abende zu überstehen, sondern auch, weil ich Mutter im Cronmans väg und die Kumpel gehabt hatte.
In Malmö hatte ich in der Regel nicht zu kochen brauchen und mir auch keine Sorgen über leere Kühlschränke machen müssen. Aber hier in Diemen fing ich wieder bei null an. Es war beinahe lächerlich. Ich hätte ein gemachter Mann sein sollen, aber ich hatte nicht einmal Cornflakes im Haus und so gut wie kein Geld, und ich saß da in meinem Reihenhaus auf dem Bett und rief praktisch alle Menschen an, die ich kannte; meine Kumpel, Vater, Mutter, meinen kleinen Bruder und meine Schwester. Ich rief sogar Mia an,
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