Ich bin Zlatan Ibrahimović
Nur, wie sollte ich das bewerkstelligen, wenn ich nicht spielen durfte? Es war eine Zwickmühle. Es war aussichtslos, und ich saß auf der Bank wie auf Kohlen: Sind die blöd oder was? Es war wie bei den Junioren beim MFF .
In diesem Frühjahr qualifizierten wir uns für das Finale des holländischen Pokals. Wir sollten in De Kuip, dem Stadion von Rotterdam, auf Utrecht treffen, im selben Stadion, in dem zwei Jahre zuvor das Finale der Europameisterschaft stattgefunden hatte. Und es herrschte eine unglaubliche Spannung im Publikum. Es war der 12. Mai 2002. Auf den Rängen Bengalos und Gebrüll und was nicht alles. Für Utrecht ist Ajax der große Feind. Kein Sieg wiegt mehr als ein Sieg über Ajax, und die Fans waren verrückt vor Hass und Rachegelüsten nach unserem Sieg in der Liga. Man konnte es mit Händen greifen, und für uns bestand die Möglichkeit, das Double zu holen und zu zeigen, dass wir nach ein paar schwierigeren Jahren wieder zurückgekommen waren. Aber es war klar, dass ich auch daran kaum beteiligt sein würde.
Ich saß die ganze erste Halbzeit und einen großen Teil der zweiten auf der Bank und sah zu, wie Utrecht durch einen Elfmeter mit 2:1 in Führung ging, und es war kein gutes Gefühl. Uns ging die Luft aus, während die Utrecht-Anhänger tobten und feierten, und nicht weit von mir saß Koeman in seinem Anzug mit rotem Schlips und ließ den Kopf hängen. Er schien zu resignieren. Dann wechsle mich doch ein, dachte ich, und tatsächlich, in der 78. Minute brachte er mich. Etwas musste ja passieren, und ich war natürlich ungeduldig. Ich war heiß und wollte alles auf einmal, wie üblich in jenem Jahr, und wir drückten und drückten, aber die Minuten verstrichen, und die Sache schien gelaufen. Wir bekamen den Ball nicht ins Tor, und ich erinnere mich, dass ich einen Schuss abgab und glaubte, er würde reingehen, aber er traf nur die Latte.
Das Spiel war gelaufen, es gab noch ein paar Minuten Nachspielzeit, aber nicht einmal da, es war hoffnungslos. Es würde keinen Pokalsieg geben, und die Utrecht-Fans auf den Rängen jubelten. Im gesamten Rund wehten ihre roten Spruchbänder, und man hörte ihre Gesänge und ihr Gebrüll und sah ihre Feuer, und es waren noch dreißig, zwanzig Sekunden zu spielen. Da kam ein langer Ball in den Strafraum, der mehrere Utrecht-Verteidiger passierte und Wamberto erreichte, einen der Brasilianer in unserer Mannschaft, und vermutlich war er im Abseits, aber die Linienrichter sahen es nicht, und Wamberto hielt den Fuß hin und schoss den Ball ins Tor, es war Wahnsinn. Wir wurden in den letzten Sekunden der Nachspielzeit gerettet, und die Utrecht-Fans fassten sich an den Kopf, völlig verzweifelt. Aber das war noch nicht das Ende.
Es gab Verlängerung, und die Verlängerungen im Pokal wurden damals durch ein Golden Goal entschieden. Die Mannschaft, die das erste Tor erzielte, gewann das Spiel direkt, und nur fünf Minuten nach Beginn der Verlängerung kam eine Flanke von links, und ich sprang hoch und köpfte, und kurz darauf kam der Ball zu mir zurück. Ich nahm ihn mit der Brust an, ich war schwer bedrängt, aber ich drehte mich und schoss mit links, es war kein großartiger Schuss, überhaupt nicht. Der Ball setzte noch einmal im Gras auf. Aber Herrgott, er war gut platziert und ging ins Tor, und ich riss mir das Trikot vom Leib und raste nach links hinaus, vollkommen verrückt vor Freude und mager wie eine Krähe. Man konnte meine Rippen zählen. Es war ein hartes Jahr gewesen. Ich hatte unter einem verfluchten Druck gestanden und war über lange Perioden verkrampft gewesen. Aber jetzt war ich wieder da. Ich war zurückgekommen. Ich hatte es ihnen allen gezeigt, und das ganze Stadion war aus dem Häuschen. Es vibrierte richtig vor Glück und vor Enttäuschung, und vor allem erinnere ich mich an Koeman, der auf mich zugestürmt kam und mir ins Ohr brüllte:
» Thank you very much! Thank you very much! «
Es war eine unbeschreibliche Freude, ich lief einfach nur mit der ganzen Mannschaft im Kreis und fühlte, wie alles von mir abfiel.
9
I CH WAR EIN TYPISCHER J UGO , fand sie, mit Golduhr und flottem Auto und zu lauter Musik, ich war eindeutig nichts für sie. Aber ich wusste nichts davon.
Ich hielt mich für absolut unwiderstehlich und saß da in meinem Mercedes SL vor der Forex Bank am Hauptbahnhof in Malmö, während mein kleiner Bruder Keki drinnen Geld wechselte. Die Saison in Holland war beendet, und es kann vor oder nach der WM in Japan gewesen sein,
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