Ich bin Zlatan Ibrahimović
Nummernschilder. Sie konnten mich nicht identifizieren, und ich dachte: Sie haben keine Chance, und als wir auf eine größere Straße kamen, schaltete ich runter und gab Gas. Ich beschleunigte auf dreihundert, und die Sirenen waren zwar noch zu hören, wee , wee , wurden aber schwächer und schwächer. Der Polizeiwagen fiel weiter und weiter zurück, und am Ende, als wir ihn nicht mehr im Rückspiegel sehen konnten, bogen wir ab, unter einem Tunnel hindurch, und warteten dort, wie in einem Film, und kamen davon.
Es gab verschiedene derartige Episoden mit diesem Auto, und ich weiß noch, dass ich einmal Anders Carlsson, den Agenten, auf dem Beifahrersitz hatte. Er wollte zu seinem Hotel und dann weiter zum Flugplatz, und wir kamen in eine Kurve, und da war eine rote Ampel. Aber Herrgott, ich hatte keinen Bock, nicht mit dem Auto. Ich trat aufs Gaspedal, wroom , wroom , und er sagte:
»Ich glaube, das war eine rote Ampel.«
»Wirklich?«, antwortete ich. »Die muss ich übersehen haben«, und dann gab ich weiter Gas, rechts, links im Stadtverkehr.
Ich fuhr ein bisschen wild und sah, wie ihm der Schweiß ausbrach, und als wir zum Hotel kamen, öffnete er die Tür und ging, ohne ein Wort zu sagen. Am nächsten Tag rief er mich an, vollkommen außer sich:
»Das war das Widerwärtigste, was ich je erlebt habe. «
»Was denn?«, sagte ich und tat, als begriffe ich nichts.
»Diese Autofahrt.«
Anders Carlsson war nicht mein Mann, das wurde immer deutlicher. Ich brauchte einen Agenten, der es mit Regeln und roten Ampeln nicht so genau nahm, und da passte es gut, dass Anders gerade IMG verlassen hatte und sich selbstständig machte und mir neue Verträge zur Unterschrift gegeben hatte. Aber weil ich noch nicht unterschrieben hatte, war ich ein freier Mann. Nur, was sollte ich mit meiner Freiheit anfangen? Ich hatte keine Ahnung, und zu diesem Zeitpunkt gab es nicht viele, mit denen ich über Fußball reden konnte.
Natürlich hatte ich Maxwell und ein paar andere in der Mannschaft, aber dann auch wieder nicht; es war überall ein solches Konkurrenzdenken, dass ich nicht wusste, wem ich vertrauen konnte, vor allem nicht, wenn es um Spielerberater und Transfers ging. Wie gesagt, jeder Einzelne in der Mannschaft wollte zu einem großen Klub, und ich hatte das Gefühl, ich müsste mit einem Außenstehenden sprechen. Ich dachte an Thijs.
Thijs Slegers war Journalist. Er hatte mich für Voetbal International interviewt, und ich hatte ihn auf Anhieb gemocht. Nach dem Interview hatten wir ein paarmal telefoniert. Er war eine Art Ansprechpartner für mich geworden, und ich glaube, er hatte schon damals einen ziemlich guten Einblick. Er wusste, wer ich war und welche Typen mir lagen. Ich wählte seine Nummer und erklärte ihm die Lage:
»Ich muss den Berater wechseln. Wer könnte am besten zu mir passen?« Und Thijs, Thijs ist wunderbar.
» Let me think about it! «, sagte er, und klar, ich ließ ihm Zeit nachzudenken. Ich wollte ja nichts überstürzen.
»Hör zu«, sagte er dann. »Ich komme auf zwei Berater. Der eine ist die Agentur, die für Beckham arbeitet. Die sollen krass sein, und dann gibt es da noch einen Typen. Aber …«
»Aber was?«
»Er ist Mafioso.«
»Mafioso hört sich gut an«, sagte ich.
»Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest.«
»Wunderbar. Den will ich treffen!«
Er war natürlich kein Mafioso. Er machte nur auf Mafioso, das war sein Stil. Er hieß Mino Raiola, und ich hatte sogar schon von ihm gehört. Er war Maxwells Agent, und via Maxwell hatte er ein paar Monate zuvor selbst versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen. Denn so arbeitet er. Mino geht immer über Mittelsmänner. Er pflegt zu sagen: Wenn du selbst die Annäherung suchst, hast du schlechte Karten. Dann stehst du da mit der Mütze in der Hand. Aber mit mir hatte es nicht besonders gut funktioniert – ich hatte den Großkotz gespielt und zu Maxwell gesagt:
»Wenn er etwas Konkretes vorzuweisen hat, kann er sich melden, sonst bin ich nicht interessiert …« Aber Mino hatte zurückgrüßen lassen: » Tell this Zlatan to go and fuck himself «, und obwohl ich mich damals darüber geärgert hatte, reizte es mich jetzt, wo ich ein wenig mehr über ihn hörte. Mit dem Stil bin ich ja aufgewachsen, » Fahr zur Hölle « und so Sprüche. Da fühle ich mich gleich zu Hause, und ich ahnte, dass Mino und ich etwas gemeinsam hatten. Keiner von uns hatte etwas geschenkt bekommen. Mino ist in Süditalien in der Provinz Salerno
Weitere Kostenlose Bücher