Ich bin Zlatan Ibrahimović
und mir anhören, wie sie meine Leistung in der ersten Saisonhälfte einschätzten. Es war ein solches Bewertungstreffen mit Benotung, wie sie es bei Ajax liebten, und ich trat ein und setzte mich vor van Gaal und Ronald Koeman. Koeman lächelte, van Gaal sah ungnädig aus.
»Zlatan«, sagte Koeman, »du hast phantastisch gespielt, aber du bekommst nur eine Acht. Du hast nicht genügend nach hinten gearbeitet.«
»Okay, gut«, sagte ich und wollte gehen. Ich mochte Koeman, aber van Gaal konnte ich nicht ertragen, und ich dachte: Klasse, eine Acht reicht mir völlig. Kann ich jetzt Pause machen?
»Weißt du, wie man verteidigt?«
Van Gaal mischte sich ein, und ich sah Koeman an, dass er auch irritiert war.
»Das hoffe ich doch«, erwiderte ich.
Danach fing van Gaal an zu erklären, und man kann mir glauben, ich hatte das alles schon vorher gehört. Es war die übliche alte Geschichte, dass die Nummer neun, also ich, nach rechts verteidigt, wenn die Zehn nach links geht, und umgekehrt, und er zeichnete eine Menge Pfeile und endete mit einem ziemlich brüsken »Hast du verstanden? Begreifst du das hier?«, und ich fasste das als Angriff auf.
»Du kannst jeden einzelnen Spieler um drei Uhr in der Nacht wecken«, sagte ich, »und sie fragen, wie sie verteidigen sollen, und sie leiern es dir im Schlaf herunter, die Neun läuft hierhin und die Zehn dahin. Wir wissen das, und wir wissen auch, dass du es erfunden hast. Aber ich habe mit van Basten trainiert, und der ist ganz anderer Meinung.«
»Wie bitte?«
»Van Basten sagt, dass die Neun ihre Kräfte sparen soll, um anzugreifen und Tore zu schießen, und ehrlich gesagt, jetzt weiß ich nicht, auf wen ich hören soll, van Basten, der eine Legende ist, oder van Gaal?« Als ich das sagte, legte ich einen besonderen Nachdruck auf die Worte van Gaal , aber so, als handle es sich um eine völlig unbedeutende Figur. Und was meint ihr, hat van Gaal sich darüber gefreut?
Er kochte förmlich. Auf wen soll ich hören? Eine Legende oder einen van Gaal?
»Ich muss jetzt los«, sagte ich und verließ den Raum.
Es wurde wieder davon geredet, dass AS Rom an mir interessiert sei, und Rom wurde von Fabio Capello trainiert, einem richtig harten Knochen, wie es hieß, der kein Problem damit hatte, Stars auf die Bank zu setzen oder scharf zu kritisieren. Capello hatte van Basten in der Glanzzeit in Mailand trainiert und ihn dazu gebracht, besser denn je zu werden, und selbstverständlich sprach ich mit van Basten darüber: »Was meinst du? Wäre Rom nicht super? Könnte ich das schaffen?«
»Bleib bei Ajax«, sagte er. »Du musst dich als Angreifer entwickeln, bevor du nach Italien gehst.«
»Warum denn?«
»Da geht es wesentlich härter zu. Hier bekommst du in einem Spiel vielleicht fünf, sechs Chancen, ein Tor zu machen, aber in Italien werden es höchstens zwei, und die musst du nutzen können«, und im Grunde sah ich das ähnlich.
Ich war noch nicht richtig frei und locker. Ich schoss immer noch zu wenig Tore und hatte noch viel zu lernen. Ich musste in Tornähe effektiver werden. Aber trotzdem, Italien war von Anfang an mein Traum gewesen, und ich glaubte, mein Spielstil würde dorthin passen. Deshalb ging ich zu meinem damaligen Agenten, Anders Carlsson:
»Was läuft? Was hast du an der Hand?« Selbstverständlich, Anders gab sich Mühe. Er sondierte die Lage und tauchte wieder auf. Aber was hatte er vorzuweisen?
»Southampton ist interessiert«, sagte er.
»Southampton? Zum Teufel! Ist das mein Niveau?«
Southampton.
In dieser Zeit hatte ich mir einen Porsche Turbo gekauft. Er war wunderbar, aber echt lebensgefährlich. Er fuhr sich wie ein Gokart. Ich verwandelte mich darin in einen Irren. Ein Kumpel und ich waren damit in Sm å land unterwegs gewesen, in der Nähe von Växjö, und ich hatte ordentlich Gas gegeben. Ich kam auf 250 Sachen. Das war damals nichts Ungewöhnliches. Da war nur ein Problem: Als ich bremste, hörten wir Polizeisirenen.
Die Bullen waren hinter uns, und ich dachte: Okay, die Lage ist ernst. Was tun? Ich kann anhalten und sagen: Entschuldigung, hier ist mein Führerschein. Aber ehrlich gesagt, die Schlagzeilen, wollte ich die? Würde eine Diskussion über Zlatan als Verkehrsrowdy mir in meiner Karriere nützlich sein? Wohl kaum! Ich schaute in den Rückspiegel. Wir waren auf einer einfachen Straße mit Gegenverkehr, und die Polizei war vier Autos hinter uns. Sie waren eingeklemmt und kamen da nicht raus, und ich hatte holländische
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