Ich bin Zlatan Ibrahimović
einen Tisch bestellt.«
»Verflucht«, erwiderte Moratti. »Ich schicke euch sofort einen Mann rüber.«
Moratti schickte Branca. Marco Branca war Sportdirektor bei Inter. Er war ein ziemlich junger, magerer Bursche, aber als er nur eine Stunde später bei uns anklopfte, lernte ich eins über ihn. Er war einer der schlimmsten Kettenraucher, die ich je gesehen habe. Er lief in unserer Wohnung auf und ab und füllte in kürzester Zeit einen Aschenbecher mit Kippen. Aber er war ja auch gestresst. Schließlich sollte er unbedingt das Geschäft in trockene Tücher bringen, bevor Berlusconi sich den Schlips band und zum Abendessen ins Giannino fuhr. Deshalb stand er natürlich unter Strom. Er sollte dem mächtigsten Mann Italiens einen Deal vor der Nase wegschnappen, also keine Kleinigkeit, und Mino nutzte das selbstverständlich aus. Er liebt es, wenn sein Widerpart unter Druck steht. Druck macht die Leute nachgiebig, und ständig wurde hin und her telefoniert, und neue Summen schwirrten durch den Raum. Es war mein Vertrag. Es waren meine Konditionen, und die ganze Zeit tickte die Uhr, und Branca rauchte und rauchte.
»Akzeptierst du?«, fragte er.
Ich blickte Mino an.
Mino sagte: »Mach es.«
»Okay, einverstanden.«
Branca rauchte noch heftiger und rief dann Moratti an. Man konnte die Erregung in seiner Stimme hören.
»Zlatan hat angenommen«, sagte er.
Das waren gute Neuigkeiten. Es war großartig, man merkte es am Ton. Aber es war noch nicht ausgestanden. Jetzt mussten noch die Klubs miteinander verhandeln. Für welche Summe sollte ich verkauft werden? Das war ein neues Spiel, und klar, wenn Juventus mich schon verlor, würden sie auf jeden Fall einen stattlichen Preis verlangen. Aber bevor etwas anderes geklärt war, rief Moratti an:
»Freust du dich?«
»Ich freue mich«, sagte ich.
»Dann sage ich nur: Herzlich willkommen«, und man kann sich vorstellen, dass ich einen Seufzer der Erleichterung von mir gab.
Die ganze Ungewissheit des Frühjahrs und Sommers war binnen einer Sekunde wie fortgeblasen, und jetzt musste Mino nur noch die Führung des AC Mailand anrufen. Berlusconi würde ja wohl kaum noch mit mir essen wollen. Wir wollten ja nicht übers Wetter reden, und wenn ich es richtig verstanden habe, waren die Jungs beim AC Mailand vollkommen baff: Was zum Teufel ist passiert? Soll Ibra jetzt zu Inter?
»Manchmal geht es schnell«, sagte Mino.
Ich wurde schließlich für 27 Millionen Euro gekauft. Es war die höchste Transfersumme in der Serie A in jenem Jahr, und um die Strafe, die ich zahlen sollte, weil ich im Trainingslager PlayStation gespielt hatte, kam ich herum. Die zauberte Mino weg, und Moratti trat vor die Presse und erklärte, meine Verpflichtung habe die gleiche Bedeutung wie einst die Verpflichtung Ronaldos, und mir wurde warm ums Herz. Ich war jetzt bei Inter. Aber zuerst sollte ich noch zu einem Treffen mit der Nationalmannschaft in Göteborg, und ich rechnete mit einer ganz ruhigen Reise, bevor der Ernst begann.
16
W IR HATTEN EIN L ÄNDERSPIEL gegen Lettland und gewannen 1:0. Kim Källström schoss das Tor, und am Tag danach hatten wir frei. Es war der 3. Dezember. Olof Mellberg feierte an dem Tag seinen Geburtstag. Er war Kapitän bei Aston Villa. Wir waren uns bei der Nationalmannschaft begegnet, und am Anfang war er ziemlich verschlossen gewesen, fand ich, ein bisschen wie Trézéguet, aber dann öffnete er sich, und wir wurden Freunde. Jetzt wollte er, dass Chippen, auch bekannt als Christian Wilhelmsson, und ich mitkommen und mit ihm anstoßen sollten, und klar, warum nicht?
Wir landeten in einem Lokal auf der Avenue, in dem Fotos an den Wänden hingen. Die Zeitungen beschrieben es als ein Szenelokal. Alle Kneipen, in denen ich gewesen bin, werden Szenelokale. Aber es war nichts los und so gut wie leer. Wir waren praktisch allein und widmeten uns in aller Ruhe unserem Drink. Es wurde elf Uhr. Um elf Uhr sollten wir im Hotel sein, so sind die Regeln bei der Nationalmannschaft. Aber was soll’s, sagten wir uns. So genau wird es wohl keiner nehmen. Wir waren ja auch früher schon mal zu spät zurückgekommen, ohne dass es Theater gegeben hatte. Außerdem war es Olofs Geburtstag, und wir waren nüchtern und brav, und um Viertel nach zwölf kamen wir ins Hotel zurück und gingen wie Schuljungen ins Bett. Das war alles. Meine Kumpel aus Rosengård wären eingeschlafen, wenn ich davon erzählt hätte.
Das Problem war nur, dass ich nicht einmal aus dem Haus gehen und Milch
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