Ich blogg dich weg!
streckte die Zunge heraus, so als müsse ich mich übergeben. Ich wollte klarmachen, dass Jase Noju und ich nichts mehr miteinander zu tun haben würden, jetzt nicht und auch später nicht.
„Jase Noju? Von denen habe ich noch nie gehört“, meinte Shauna.
„Muss man auch nicht“, erwiderte ich.
„Die haben doch vor zwei Jahren diesen Sparkassen-Wettbewerb gewonnen, oder?“, fragte René plötzlich. Es war das erste Mal, dass er etwas sagte. „Da waren wir doch auch.“
Shauna legte unter seinen Wuschellocken die Stirn in Falten und tat so, als erinnere er sich nicht.
„Die hatten eine richtig gute Sängerin, so eine mit einer Wahnsinnsstimme“, half René nach. „Aber was die gespielt haben, war ziemlicher Schrott.“
„Die Sängerin war gut“, stimmte Jonas zu. „Deshalb haben die gewonnen. Das hast du doch selbst gesagt!“
„Ach so.“ Shauna tat so, als würde er sich plötzlich erinnern. „Stimmt, singen konnte die wirklich. Und die sah auch ganz gut aus.“
„Wenn man auf blond und langhaarig steht“, meinte René und grinste Shauna an.
„Das ist Julie“, sagte ich tonlos. Sogar die Jungs von Saint Shauna kannten sie!
ELA
„Das ist er doch, oder?“, fragte mein Vater. Er brachte mich wie jeden Morgen zur Schule. „Der mit der Blonden da.“
Tatsächlich schlenderte Sebastian zusammen mit seiner Schwester und Julie über den Schulhof. Sie unterhielten sich angeregt. Wahrscheinlich ging es wieder mal um ihre Band.
„Wen meinst du?“, fragte ich meinen Vater zurück.
„Na, deinen Freund“, erwiderte er. „Wann bringst du ihn endlich mal mit zu uns?“
„Ach“, machte ich nur und zog den Griff hoch, der die Beifahrertür öffnete.
„Frag ihn ruhig mal!“, schlug mein Vater vor, während ich die Autotür schloss und tief Luft holte.
Sebastian war ganz anders als die Jungs, mit denen ich vorher gegangen war. Die waren ja nur irgendwelche kindischen Spinnereien gewesen. Jungs, die mich mit verschwitzten Händen betatschen und mir bei der Gelegenheit ihre klebrigen Bierküsse aufdrücken wollten. Sie waren verrückt nach mir und gingen mir damit nach kürzester Zeit auf die Nerven. Sebastian dagegen … Das mit ihm konnte ich mir nicht mal selbst erklären, denn es war ziemlich kompliziert. Vielleicht lag es daran, dass ich mir bei ihm nie ganz sicher sein konnte. Jedenfalls war er nicht einfach nur verrückt nach mir. Manchmal spürte ich, wie er mich lange ansah, und ich fühlte mich unwohl und irgendwie ertappt. Oder jetzt zum Beispiel nickte er mir kurz zu, um sich dann weiter mit Jasmina und Julie zu unterhalten.
Julie! Was er nur an ihr fand? In meinen Augen war Julie die arroganteste, blödeste, hirnrissigste, verstrahlteste, hässlichste, eingebildetste, dümmste Zicke am ganzen Bertha-von-Suttner-Gymnasium. Und das galt auch für alle anderen Schulen in unserer Stadt. Hatte ich noch irgendwas vergessen? Außerdem war sie an Sebastian interessiert, auch wenn sie so tat, als seien sie nur befreundet. Mir konnte sie nichts vormachen.
„Hallo, Ela!“, begrüßte mich Isabelle und riss mich aus meinen Gedanken. Ich grüßte zurück und war froh, Sebastian den Rücken zudrehen zu können. Er sollte bloß nicht denken, dass … Was überhaupt?
„Hey, Ela!“, hörte ich Sebastian hinter mir und spürte gleichzeitig seine Hand auf meinem Oberarm.
Er hatte Jasmina und Julie im Schlepptau.
„Hallo, Sebastian.“ Warum tat ich jetzt nur so, als sei ich überrascht, ihn zu sehen?
Julie grinste mich spöttisch an, während Sebastian mir ein Küsschen auf die Wange gab. Ich küsste ihn zurück.
Was gab es da so zu grinsen? Ich sah Julie völlig ausdruckslos an.
Es klingelte zum zweiten Mal, was bedeutete, dass wir spätestens jetzt in die Klasse mussten, und wir setzten uns alle zusammen in Bewegung, um uns durch die engen Treppen des altertümlichen Schulgebäudes nach oben zu quetschen. Unsere Klasse lag im zweiten Stock.
„Ich muss dir was zeigen!“, flüsterte Isabelle mir zu, als wir wegen ein paar Fünftklässlern von den anderen abgedrängt wurden.
„Wartet mal! Habt ihr’s schon gesehen?“, rief Alina hinter mir. Sie drückte sich an den Fünftklässlern vorbei und hielt sich dabei an dem schmiedeeisernen Treppengeländer fest. „Wieso bleibt ihr nicht da, wo ihr hingehört?“, fauchte sie die jüngeren Schüler an. „Was macht ihr hier oben?“
Alina und Isabelle waren seit dem Kindergarten meine besten Freundinnen. Im Klassenraum saßen
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