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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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stand sie auf. Sie ließ den Arm ein paarmal probeweise schwingen, dann warf sie den Stein mitten in das tiefblaue Spiegelbild des Himmels.
    Sie suchte nach einem neuen Stein, schwang auch ihn hin und her, doch als sie ihn losließ, platschte er ein paar Schritte von uns entfernt ins seichte Uferwasser. Ich dachte schon, sie hätte vergessen, worüber wir sprachen, da setzte sie sich wieder auf ihr Badetuch und schlug die Beine übereinander.
    „So Mails eben, beleidigende Mails.“
    „Von Lisa?“, fragte ich nach. „Was schreibt sie denn?“
    „Zuerst hat sie mir nur geschrieben, dass ich eingebildet sei. Arrogant. Aber dann …“ Julie zuckte mit den Schultern und sah wieder auf den See hinaus. Dann schaute sie mich direkt an.
    „Wie viele Mails sind das denn?“
    „So um die zehn, vielleicht mehr.“ Sie holte tief Luft. „Sag mir ganz ehrlich, bin ich eingebildet?“, fragte sie. Ihr Blick bohrte sich in mein Gesicht. Ich musste mich anstrengen, um ihm nicht auszuweichen.
    „Nein“, sagte ich mit so fester Stimme, wie ich konnte. Ich musste sofort an Ben denken. Wenn Julie gewusst hätte, dass er eigentlich in sie verknallt war. Wenn Julie wüsste … Aber ich war nicht mehr mit Ben zusammen, auch wenn ich viel – eigentlich ständig – an ihn dachte. Es ging einfach nicht.
    „Ela und ihre Freundinnen, die sind eingebildet. Zum Beispiel“, nahm ich den Faden wieder auf.
    „Und außerdem schreibt sie, dass ich’s nur abwarten soll. Ich würde noch was erleben.“ Julie hatte sich wieder dem See zugewandt. „Wenn wir sie morgens an der Bushaltestelle treffen, dann starrt sie mich immer an. Ich meine, diese Augen!“ Julies Stimme wurde lauter.
    „Die schaut nun mal strange aus der Wäsche, diese geschminkte Fledermaus. Vor solchen Augen kann man ja wirklich Angst haben“, gab ich Julie recht.
    Wir schwiegen eine Weile.
    „Ist auch egal.“ Julie stand auf und nahm ihr Handtuch, um es zusammenzurollen. „Ich weiß ja nicht mal genau, ob es Lisa ist“, sagte Julie.
    „Aber wer sollte es denn sonst sein?“, fragte ich.
    Hast du Angst?
    Stüpp7
    JULIE
    „Tschüss!“, verabschiedete ich mich von Noahs verzerrtem Bildschirmgesicht.
    Er winkte mir zu. Dann hatte er das Programm geschlossen und ich saß für einen Moment vor meinem dunklen Bildschirm. Wie jeden Abend hatte ich mit Noah gesprochen. Ich hatte ihm von Marek erzählt, von der Hitze, davon, dass wir jeden Tag schwimmen gingen. Aber nichts über die Mails, nichts über Lisa.
    Meine Mutter hatte Spätdienst und mein Vater saß im Wohnzimmer über seinen Akten. Er unterhielt sich höchstens einmal in der Woche mit Noah. Er meinte, so viel gäbe es ja gar nicht zu erzählen.
    Ich verschob den kleinen Pfeil auf dem Bildschirm, um den Computer herunterzufahren, aber fast wie von selbst klickte er auf mein Mailprogramm. Inzwischen hatte ich die Mails von Stüpp7 als Spam gekennzeichnet, doch ich konnte nicht widerstehen und öffnete mein Spam-Postfach.
    Sofort sah ich, dass eine neue Nachricht da war.
    Ich könnte sie jetzt einfach ungelesen löschen, aber natürlich öffnete ich sie. Es prickelte auf meiner Haut und im ersten Moment konnte ich die getippten Buchstaben nicht zusammensetzen.
    „Hast du Angst?“, stand da. Nur dieser einzige Satz.
    „Nein“, tippte ich sofort. Aber das stimmte nicht, jedenfalls nicht genau.
    Ich schicke keine Antwort zurück, dachte ich. Bisher hatte ich immer geantwortet und Stüpp7 meinerseits beleidigt. Aber das hier war anders. Vielleicht bedeutete es sogar, dass ich Angst haben musste.
    Ich löschte das „Nein“ und schrieb stattdessen: „Wovor denn?“
    Dann zögerte ich einen Moment, bevor ich die Mail wegschickte. Manchmal antwortete Stüpp7 mir noch am selben Abend, manchmal nicht. Heute kam die Antwort sofort.
    Diesmal zögerte ich nicht, die Nachricht zu öffnen.
    „Lol“, schrieb Stüpp7 mir.
    Ich starrte auf die Buchstaben, als könne ich sie dadurch zum Verschwinden bringen. Mir war plötzlich kalt.
    Anstatt den Computer herunterzufahren und mich zu meinem Vater ins Wohnzimmer zu setzen, den Fernseher anzuschalten und ihm bei der Aktenarbeit zuzuschauen, klickte ich das Profil von Lisa durch. Aber außer Hinweisen auf irgendwelche Emo-Bands und einen Online-Shop für Lackkorsagen und kurze Faltenröcke, die an englische Schuluniformen erinnerten, fand ich nichts.
    Dann suchte ich die Profile meiner Plattform-Freunde durch. Ich hatte knapp zweihundert und durchforstete ihre

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