Ich blogg dich weg!
waren mit blöden Sprüchen verziert und die Leute, die außer mir mitfuhren, gehörten zu denen, die hier auf dem Land Bus fahren mussten, weil es nicht für ein Auto reicht. Dabei ist ein Auto das, was man sich hier zuallererst kauft.
Deshalb war ich froh, als ich endlich das Haus an der Dorfstraße gefunden hatte, in dem diese Band probte. Ich hatte sie auf einer kleinen Internetplattform gefunden, die sich Double-X-Music nannte, und ihre Musik hatte sich gut angehört, wild und mit viel Herz, aber wenn ich mir das kleine renovierte Fachwerkhaus mit den Kletterrosen davor ansah, in dem diese Band angeblich probte, war ich mir fast sicher, dass ich mich in der Adresse geirrt hatte.
Ich klingelte trotzdem. Die Frau, die mir die Tür öffnete, hatte eine große Brille auf der Nase und trug eine Kochschürze. Anscheinend war sie gerade beim Backen, denn ein Streifen Mehl lief quer über eine ihrer Wangen.
„Du musst Lisa sein! Schön, dass das geklappt hat!“, rief sie aus. Sie hörte sich an, als würde sie mich schon ewig erwarten. „Da werden die Jungs sich freuen!“
Sie schob mich durch das Haus bis zu einer offen stehenden Hintertür. „Sie proben im Gartenhäuschen.“
Anscheinend machten sie gerade Pause. Es waren drei, die in ihren schwarzen Klamotten in der Sonne schwitzten. Zwei waren etwas älter als ich und ziemlich dünn. An ihnen sahen die engen Röhrenhosen und die Chucks ziemlich gut aus. Der dritte, der jetzt auf mich zukam, war dagegen ziemlich dick. Sein Bäuchlein schob sich über die enge Hose. Er hatte wuschelige Locken, die er blauschwarz gefärbt hatte, und trug ein enges Stachelhalsband um seinen teigigen Hals.
Er begrüßte mich und gab mir die Hand. Seine Fingernägel waren schwarz lackiert.
„Die neue Schlagzeugerin!“, sagte er und klang dabei begeistert. „Komm rein!“
Die beiden dünnen Jungs gaben mir ebenfalls die Hand. Sie hießen Jonas und René. Der mit dem Wuschelkopf nannte sich Shauna, aber wahrscheinlich war das ein Künstlername. Die Band hieß nämlich Saint Shauna .
Wir hatten uns bereits auf Double-X über unsere Musikvorstellungen ausgetauscht, deshalb fand ich es etwas komisch, dass wir uns mit A Beautiful Lie von Thirty Seconds to Mars einspielten. Bisschen sehr kommerziell, aber egal. Ich war einfach froh, wieder hinter den Drums zu sitzen. Jonas, der Bassist, flippte vor dem Schlagzeug hin und her, fiel fast über die große Trommel, kurz, er gab alles. Danach spielten wir Sachen, die erst im Entstehen waren, sprachen über verschiedene Ghostnotes, die ich dazu spielen konnte, indem ich die Snaredrum nur zart antippte, und probierten viel rum.
Das Schlagzeug, das in diesem Gartenhäuschen stand, war zwar ganz okay, aber anscheinend war es noch nie gestimmt worden.
„Ich könnte das vor der nächsten Probe machen“, schlug ich vor. „Dann klingt das sofort viel besser.“
„Man kann das Schlagzeug stimmen?“, fragte Jonas. „Echt? Das wusste ich gar nicht.“
„Dann komm nächste Woche einfach früher“, meinte Shauna.
Er war ganz klar der Wortführer, aber auch Jonas sagte hier und da was. René saß nur mit zusammengekniffenem Mund hinter seinem Keyboard und notierte sich andauernd was mit einem Bleistiftstummel. Er hatte richtige Notenblätter, wie im Musikunterricht.
Wir übten noch einmal die neuen Nummern, die Shauna geschrieben hatte.
„Du bist richtig gut, weißt du das?“, sagte Jonas zu mir, als wir aufhören mussten. Mein Bus fuhr bald.
„Na ja“, sagte ich.
„Doch, echt!“, sagte er. „Ich habe schon mit vielen Schlagzeugern gespielt, aber keiner war so gut!“
„Wie kommt es, dass du in keiner anderen Band spielst?“, fragte Shauna. Er untersuchte gleichzeitig, ob das Gitarrespielen bei der Probe seinen lackierten Fingernägeln geschadet hatte.
„Ich wohne noch nicht lange hier. Früher, in Berlin, da habe ich viel gespielt. Ich hatte eine Zeit lang auch richtig guten Unterricht.“
Die drei guckten mich groß an. Anscheinend war Berlin für sie so weit weg wie der Mond.
„Die Band, bei der ich vor ein paar Wochen vorgespielt habe, war mir zu sehr Mainstream.“ Das war ein bisschen gelogen und ich fügte hinzu: „Und die Sängerin wollte mich auch nicht, wie das eben so ist.“
„Glück für uns“, grinste Shauna.
„Wer war das denn? Vielleicht kennen wir die?“, fragte Jonas.
„ Jase Noju , kennt ihr bestimmt nicht. Die spielen fast nur Cover, so richtigen Charts-Pop.“ Ich verzog den Mund und
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