Ich blogg dich weg!
gebogen und meine Arme festgehalten, sodass ich wehrlos vor Ela stand.
Ich wartete auf einen weiteren Schlag in die Rippen oder in den Magen und konzentrierte mich darauf, mein Bein zu heben und Ela gegen ihre Faust zu treten. Doch meine Knie waren weich und zitterten. Ich hatte weder Muskeln noch Knochen. Die Hühnerbrust auf einem Schneidebrett war ich.
Elas Hand kam in mein Blickfeld. Sie hatte künstliche Fingernägel, lange gefährliche Krallen, deren Lack vor meinen Augen schimmerte. Wie der Stüpp, dachte ich.
Ich schrie vor Schreck auf und dann schrie ich immer weiter, schüttelte mich, mein Hals fühlte sich heiser an vom Schreien, aber ich konnte nicht anders. Wie in meinen Albträumen konnte ich mich nicht wehren, die ganze Kraft war aus meinem Körper gesaugt, meine Beine gehorchten mir immer noch nicht. Aber meine Stimme war da, war laut, und ich schrie immer weiter.
LISA
Wieder mal stand ich nach einer Probe mit Saint Shauna am Busbahnhof. In Berlin hatten wir nie ein Auto gebraucht, da kam alle paar Minuten eine Bahn, aber hier, in dieser Kleinstadt, war man ohne Auto von der Zivilisation weitgehend abgeschnitten. Ich rechnete gerade aus, ob es sich überhaupt lohnte, auf den späten Bus zu warten, oder ob ich zu Fuß früher zu Hause wäre, als ich einen grässlichen Schrei hörte. Er klang wie von einem gequälten Tier. Hier auf dem Land war man mit Tieren nicht gerade zimperlich, aber trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand seinen Hund oder seine Katze ausgerechnet am Busbahnhof quälte.
Der Schrei wiederholte sich, wurde rauer und irgendwie klang er jetzt menschlicher. Und tatsächlich, auf dem kleinen Platz, der zwischen dem Ende der Fußgängerzone und dem Busbahnhof lag, standen ein paar Gestalten ineinander verkeilt. Ich konnte sie nicht genau erkennen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass die langen Haare, in die sich eins der Mädchen verkrallt hatte, zu Julie gehörten.
Ich ging näher heran. Verdammt, es waren diese blöden Weiber von der Style-AG, die über Julie herfielen. Ela boxte sie gerade in die Rippen.
Nun war ich nicht gerade Julies Freundin, wirklich nicht, nach allem, was passiert war, aber drei gegen eine! Diese blöden Dorfschlampen. Meine Hände ballten sich und ich ging mit langen Schritten auf sie zu.
Als Erstes riss ich Alina von Julies Haaren weg. Sie stürzte auf das Pflaster des kleinen Platzes und dabei brach ihr ein Absatz ab. Ich trat gegen das keilförmige Stück aus Holz und Plastik und es rutschte ein paar Meter weit von uns weg. Dann griff ich mir Isabelle. Sie hielt Julies Arme umklammert und wollte nicht loslassen, doch ich machte eine feste Faust und schlug damit gegen ihren Kiefer. Ich holte noch einmal aus, Isabelle wollte meinen Schlag abwehren und lockerte dadurch ihren Griff. Julies Schulter ruckte nach vorne, sie verlor das Gleichgewicht und schlug mit beiden Knien auf dem harten Pflaster auf. Ela war sofort über ihr, aber ich trat ihr gegen das Becken und zog sie an ihren Haaren wieder hoch. Die Haare waren so voller Pflege- und Styling-Mittelchen, dass sie von ihrem Kopf abstanden und einen Hahnenkamm bildeten. Ich wischte mir die Hand an der Jeans ab.
„Verpisst euch! Miese Schlampen!“, zischte ich. Jetzt spürte ich erst, wie wütend ich war.
Ich zog Julie hoch. Sie jammerte immer noch. Ihre Augen waren tränenverschmiert und sie blutete am Kopf, dort wo jemand, wahrscheinlich Alina, ihr ein Büschel Haare ausgerissen hatte. Das Blut war über ihre Wange verschmiert wie ein chinesisches Schriftzeichen.
„Seht euch das an“, sagte ich und hielt Julies Kopf so, dass die drei es sehen konnten.
Ela wechselte einen bösen Blick mit Alina, dann mit Isabelle. Für eine Sekunde dachte ich, sie würden auch mich angreifen, doch dann wurde mir klar, dass sie das nicht wagen würden. Wahrscheinlich hielten sie mich für eine ganz harte Drogenbraut. Vielleicht dachten sie sogar, ich hätte eine Waffe dabei, ein Springmesser oder eine Pistole. Ich grinste sie böse an. Ohne ein weiteres Wort traten sie den Rückzug an. Der Hahnenkamm von Ela wippte und Alina versuchte, ihn zu glätten, doch Ela drehte genervt ihren Kopf weg.
„Geht’s?“, fragte ich Julie.
Sie räusperte sich und tastete nach ihrem Gesicht.
„Du hast da was, warte“, sagte ich und reichte ihr ein Tempo. „Weg?“, fragte sie. „Das ist ja Blut!“
„Nicht viel.“
Sie berührte vorsichtig ihre Kopfhaut und schaute dann nach, ob sie immer noch
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