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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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worden war.
    Daneben gab es einen Haushaltswarenladen mit glänzenden Töpfen und Pfannen, bunten Services und Kaffeepötten, die man bedrucken lassen konnte. Ich musterte die Tassen, auf denen Fotos von glücklichen Kindern aufgebracht waren. Die Kinder lachten und rissen die Münder auf, um sorglos ihre unregelmäßigen Milchgebisse zu präsentieren.
    Ich ging weiter und irgendetwas schien mich zu würgen, so als sei ich in einem Traum und der Stüpp lege seine haarige Hand auf meinen Kehlkopf.
    ELA
    Julie hatte sich immer bewegt, als sei sie eine Prinzessin und wir der Hofstaat, der ihr Platz machen musste, aber das war jetzt vorbei. Ich erkannte sie kaum wieder, so wie sie an den Schaufenstern entlangging. Sie latschte, als hätte sie Kleister an ihren Schuhsohlen. Die Schultern hatte sie weit nach vorne gezogen. Aber ihr langes Haar umspielte ihren Kopf immer noch wie in einem Werbefilm für Shampoo und ich glaube, dass es dieses wehende lange Haar war, was mich so wütend machte. Oder war es, weil Sebastian nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? Oder dass ihre Mutter meine Mutter angerufen hatte? Was glaubte diese eingebildete Kuh eigentlich? Wieso ging sie hier abends durch die Straßen? Wieso war sie nicht oben in ihrer Siedlung, im schicken neuen Haus ihrer Familie?
    Ich wechselte die Straßenseite und sah Julie zu, wie sie die Schaufenster musterte. Was gab es da zu sehen? Das war ein Haushaltswarenladen. Töpfe und Pfannen interessierten sie doch bestimmt nicht! Julie ging weiter, die Schultern immer noch nach vorne gezogen, so als sei ihr kalt. Vielleicht friert sie ja tatsächlich, die kleine Prinzessin, dachte ich. Julie stellte sich vor das nächste Geschäft und putzte sich die Nase. Heulte sie? Warum denn? Sie hatte doch alles. Sie sah gut aus, hatte eine super Figur, eine umwerfende Stimme und Sebastian war verliebt in sie. Was wollte sie denn noch?
    Mein Handy vibrierte in meiner Tasche. Isabelle wollte wissen, was ich machte.
    „Ich stehe hier vor der Pizzeria“, sagte ich leise. Julie sollte auf keinen Fall entdecken, dass ich sie beobachtete.
    „Was? Warum das denn?“, fragte Isabelle.
    Ich erklärte es ihr. Isabelle hatte auf Lautsprecher gestellt und ich hörte meine eigene Stimme hallen.
    „Und sie ist auf dem Weg zum Busbahnhof?“, quatschte Alina dazwischen.
    „Glaub schon.“
    „Das trifft sich doch gut. Wir kommen dir entgegen.“
    „Wo seid ihr denn?“
    „Busbahnhof.“
    „Aber wir machen ihr nur ein bisschen Angst, okay?“, sagte ich.
    „Klar.“ Das war wieder Isabelle. „Du gehst hinter ihr her, wir kommen euch entgegen.“
    „Wir zeigen’s ihr nur mal.“ Alina kicherte. „Ist doch nichts dabei.“
    „Aber wenn du was klären willst, wegen Sebastian und so … Wäre eine gute Gelegenheit.“
    „Nein, nein“, sagte ich. „Oder doch, vielleicht.“
    „Was jetzt?“ Alina kicherte noch immer.
    „Mal sehen“, sagte ich. Aber in Wirklichkeit hatte ich mich entschieden.
    Ich wechselte wieder die Straßenseite und blickte ebenfalls zunächst in das Haushaltswarengeschäft.
    Julie stand etwa zehn Meter entfernt. Sie hatte mich jetzt bemerkt, und als ich nochmals mein Handy hervorzog und so tat, als würde ich eine SMS schicken, drehte sie sich weg. Sie ging jetzt mit riesigen Schritten, so als wollte sie vorwärtskommen, ohne zu rennen. Ich ging genauso schnell.
    Die Einkaufsstraße machte einen Knick und endete als rot gepflasterter kleiner Platz mit einem Brunnen darauf. Auf der anderen Seite des Platzes war der Busbahnhof unter einem großen gelben Zeltdach.
    „Julie. Warte doch mal“, rief ich. „Ich will was mit dir klären!“
    Das rief ich aber nur, damit Isabelle und Alina mich hörten. Wirklich zu klären hatte ich mit Julie ja nichts, außer dass ich es hasste, wirklich hasste, wie sie sich nun umdrehte und mich mit ihren verheulten Augen ansah. Ihre Wimperntusche war verlaufen und sie hatte rote Flecken im Gesicht, aber sie sah immer noch hübsch aus. Verletzlich. Irgendwie auch zart. Sie schien das zu spüren, denn sie verschränkte die Arme vor der Brust, zog dadurch ihre Schultern noch weiter nach vorne und schaute mich von unten an. So als sei ich einer der Typen, die auf diesen Rehblick hereinfallen würden.
    Das hat sie sich doch bestimmt vor dem Spiegel antrainiert, dachte ich wütend. Wie man verletzlich guckt! Ich jedenfalls hatte zusammen mit meinen Freundinnen verschiedene Augenaufschläge geübt, als wir jünger waren.
    „Was?“,

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