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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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blutete, aber an ihren Fingerspitzen war nichts mehr.
    Sie räusperte sich noch mal und putzte sich dann laut schnaubend die Nase.
    „Was war denn los?“, fragte ich sie, aber Julie zuckte nur mit den Schultern.
    „Komm“, sagte ich. Gemeinsam gingen wir zu dem Haltestellenschild, wo der Bus in die Förstersiedlung hielt.
    Julie musterte mich und meine Umhängetasche. Meine Stöcke schauten heraus.
    „Kommst du von einer Probe?“, fragte sie.
    „Ja, ist immer eine ziemliche Fahrerei.“
    „Tja.“
    Die Straßenlaternen brannten inzwischen und die Eisdiele war hell erleuchtet. Es saß aber niemand darin und die mit Plastikschnur umflochtenen Stühle davor tropften den Nieselregen auf den Teer unter sich.
    Ich sah mich weiter um und suchte dabei nach etwas, auf das ich Julie aufmerksam machen konnte. Zwischen uns war eine unangenehme Stille und ich wünschte mir ein unverfängliches Gesprächsthema.
    „Magst du Werwölfe?“, fragte Julie da.
    „Hä? Nö, warum?“ Welchen Gedanken hing Julie denn nach?
    „Oder der Stüpp? Weißt du, was das ist?“
    Julie suchte mein Gesicht im Licht der Straßenbeleuchtung ab, so als könne mich irgendetwas verraten.
    „Ist schon gut“, sagte sie dann. „Tut mir leid. Ich bin ein bisschen durcheinander.“
    „Das glaube ich auch.“
    „Aber trotzdem danke. Ich weiß nicht, was ich heute Abend ohne dich gemacht hätte.“
    „Ist doch klar.“ Plötzlich tat sie mir zum ersten Mal richtig leid. Klar, eben war sie von den Dorfschlampen angegriffen und verletzt worden und ich hatte mich eingemischt. Aber da war es mir eher darum gegangen, dass ich diese Drei-gegen-Eine-Sache unfair fand, und nicht darum, dass es ausgerechnet Julie war.
    Es musste grauenhaft für sie sein, diese ganze Mobbing-Geschichte, dieser Mist im Netz und auf dem Mädchenklo bei uns in der Schule.
    „Wie läuft’s denn mit Jase Noju ?“, fragte ich.
    „Sie proben lieber ohne mich.“ Julie sah an mir vorbei. „Jasmina wird auf dem Schulfest singen.“
    „Aber warum? Du hast doch eine richtig gute Stimme.“
    „Findest du?“, fragte Julie. Zum ersten Mal sah sie nicht mehr ganz so verprügelt aus.
    „Ja“, machte ich weiter. „Auf jeden Fall.“
    Der Bus kam und wir waren die einzigen Fahrgäste. Hier auf dem Land knipste der Fahrer immer die Beleuchtung aus, kaum dass man eingestiegen war, sodass Julie und ich im Dunkeln saßen.
    „Sag mal“, fragte sie nach einer Weile, „kann ich vielleicht mit zu dir kommen? Nur für eine Stunde oder so.“
    Ich antwortete nicht und Julie erklärte gleich: „ Jase Noju probt noch bei uns zu Hause. Ich will denen nicht so über den Weg laufen.“
    „Hm“, sagte ich. Es konnte durchaus sein, dass meine Mutter bereits betrunken auf der Couch lag, die bei uns unter dem Küchenfenster mit den Zimmerlilien stand. Das war kein schöner Anblick.
    „Okay“, sagte ich trotzdem.
    SEBASTIAN
    „Wollte Julie noch irgendwohin?“, fragte ich Jasmina. Aber die zuckte nur mit den Schultern. Wir waren mit der Probe fertig und standen mit unseren Instrumenten im Flur herum. Marek war schon gegangen. Ich lauschte, ob außer uns noch jemand im Haus war, aber es war kein Geräusch zu hören und in keinem der Zimmer brannte Licht.
    „Findest du wirklich, dass meine Stimme gut genug ist?“, fragte sie zurück. Ihre Freundin war ihr anscheinend egal.
    „Na ja, sie ist eben nicht so ausgebildet und so.“ Jasmina schaute gekränkt. „Aber sie klingt gut. Nicht so professionell, aber gut.“
    Jasmina schaute immer noch beleidigt.
    „Was erwartest du denn?“, fragte ich sie. „Julie ist jahrelang zum Gesangsunterricht gegangen. Sie könnte ja auch nicht einfach Bass spielen.“
    „Immer Julie, Julie, Julie.“ Jasmina wedelte mit ihrer freien Hand herum, als wolle sie Fliegen verscheuchen. „Wahrscheinlich hat Ela recht und du bist wirklich verknallt in sie.“
    Ich wollte irgendetwas Abwehrendes sagen, doch das kam mir plötzlich kindisch vor. Wir waren nicht mehr in der Grundschule, wo wir einander mit Witzen und Liedchen über angebliche Pärchenbildung hinterherliefen. Verliebt, verlobt, verheiratet.
    „Na und?“, fragte ich Jasmina. „Ist das schlimm?“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte meine Schwester sofort. Sie schubste mich mit dem Ellenbogen an. „Wäre doch klasse, wenn das mit euch was wird.“ Sie grinste mich an.
    „Aber das sagst du nicht Julie, ja?“
    „Natürlich nicht.“
    „Gut.“
    Ich schloss unsere Haustür auf und wir

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