Ich brauche dein Lachen
kräftig gebauten älteren Mann mit den dunklen Augen an. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“
Ezio gab dem Angestellten an der Eingangstür Anweisungen auf Italienisch und bat Holly ins Haus. Holly, die sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkam, folgte ihm hinein und ließ den Blick eingeschüchtert durch die riesige Halle gleiten, das fantastische Treppenhaus hinauf und über die großen Gemälde, die die Wände schmückten.
„Hier entlang bitte, Miss Sansom“, sagte Ezio.
Er führte sie in ein Zimmer, den Salon, wie es schien. Zumindest würde sie es als solchen bezeichnen, denn die feudalen Sofas und der Marmorkamin waren für ein einfaches Wohnzimmer viel zu großartig. Ein Feuer brannte im Kamin. Holly hatte kein richtiges Feuer mehr gesehen, seit sie ihr Zuhause verlassen hatte. Plötzlich stellte sie sich die gemütliche Bauernküche vor, in der ihre Eltern an kalten Winterabenden vor dem Feuer saßen, und ihr brannten die Augen.
Ezio reichte ihr einen Notizblock und einen Stift. „Würden Sie bitte aufschreiben, was Sie und Ihr Sohn alles benötigen?“
„Benötigen?“
„Alles, was Sie brauchen.“
Holly wurde tiefrot. „Aber ich habe kein Geld.“
„Das ist kein Problem.“
Das nun folgende Schweigen war ihr so peinlich, dass sie anfing, eine Liste zu erstellen. Windeln, ein Fläschchen und Babynahrung waren wirklich alles, was sie brauchte. Sie war vom Pech verfolgt, aber sie schnorrte nicht. Und sicher konnte sie hier ihre Kleidung waschen.
„Sie sollten noch ein paar mehr Dinge aufschreiben.“ Ezios Stimme klang barsch.
Holly schüttelte den Kopf. Nur das Nötigste auf die Liste zu setzen, allein das war ihr schon schwergefallen. Rio Lombardi nahm sie und Timmie bei sich auf und würde ihnen auch zu essen geben. Ihm darüber hinaus Kosten zu verursachen war das Allerletzte, was sie wollte.
Ezio führte sie den imposanten Treppenaufgang hinauf. Der großartige Flur war mit vergoldeten Möbeln geschmückt wie in einem Palast. Aber Rio Lombardis Haus ist ein Palast, gestand Holly sich ganz benommen ein. Sie wurde in ein fantastisches Gästezimmer geführt, dem sich ein Bad anschloss, und dann in den kleineren Raum nebenan, in dem ein Kinderbett stand. Das Kinderbett, auf dem verschiedene neue Spielsachen lagen, überraschte sie. Etwas spät kam ihr der Gedanke, Rio Lombardi könnte verheiratet sein oder gewesen sein und Kinder haben. Kurzerhand fragte sie Ezio.
„Der Boss ist … nicht verheiratet“, antwortete er nach kurzem Zögern. „Aber oft besuchen ihn Verwandte mit ihren Kindern. Die Lombardis sind eine große Familie und stehen sich sehr nahe.“
Nachdem Ezio gegangen war, erblickte Holly sich flüchtig in einem Spiegel, und ihr stockte vor Schreck kurz der Atem. Das Hinterteil ihrer Jeans war schmutzig, wahrscheinlich von ihrem Sturz auf die Straße in der vorangegangenen Nacht. Sie nahm ein paar Spielsachen vom Kinderbett, ging mit Timmie ins Bad, setzte ihn mit dem Spielzeug auf ein Badetuch und begann sich auszuziehen.
Ihre gesamte Kleidung weichte sie in der Wanne in heißem Wasser ein. Dann betrat sie die separate Duschkabine und ließ den Wasserstrahl auf sich prasseln. Die Tür hatte sie einen Spalt offen gelassen, um Timmie im Auge zu haben. Ihr Sohn konnte noch nicht krabbeln, aber erstaunliche Strecken zurücklegen, indem er sich auf dem Boden rollte.
Es war herrlich, das reinste Wohlgefühl, wieder frisch und sauber zu sein. Holly benutzte die Luxus-Toilettenartikel aus dem Eckschrank, wusch sich die Haare, und zum ersten Mal seit vielen Monaten wendete sie eine Pflegespülung an. Nachdem sie ihre Kleidungsstücke mit Seife gründlich gereinigt hatte, stellte sie fest, dass es keine Heizkörper gab, an denen sie sie hätte trocknen können. In diesem Moment klopfte jemand an die Schlafzimmertür.
In ein Handtuch gehüllt, spähte sie wenig später durch den Türspalt. Es war Ezio Farretti, und er trug einen großen Baumwollsack in den Armen.
„Wo sind die Heizkörper?“, fragte sie.
„Es gibt keine. Die Heizung ist unter dem Fußboden.“
„Oh …“
„In diesem Sack sind Kleidungsstücke, die andere Gäste zurückgelassen haben“, fuhr Ezio fort. „Vielleicht finden Sie darunter etwas, das Ihnen und Timmie passt.“
„Ich kann doch nicht die Sachen anderer Leute tragen … sie werden toben …“
„Diese Leute sind sehr reich. Sie vermissen nicht, was sie einmal vergessen haben. Sie kaufen sich einfach etwas Neues“, erklärte Ezio
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