Ich brauche dich, weil ich dich liebe
einfach abgehauen bist, mir 150 € geklaut hast und dich nie wieder gemeldet hast, musste ich ja irgendwo meinen Druck ablassen und ja, da habe ich dann Sonja in einer Bar kennen gelernt und sie ist nun … naja, jedenfalls macht sie ihren Job richtig und nicht so lasch wie du!“
Er grinste und ich war kurz davor ihm eine rein zuhauen.
„Moment mal, ja? ICH soll abgehauen sein? Ich? DU hast mich doch mitten in der Nacht aus dem Bus geschmissen, mir Geld in die Hand gedrückt und mich dann stehen lassen. DU wolltest, dass ich deine Scheinfreundin spiele, DU warst es, der sich ständig aufgeregt hat, dass ich zu anstrengend sei. Und wie war das noch mal mit dem Blow-Job? Den sollte ich doch auch nur machen, damit du mich erniedrigen konntest. Wer hat denn rumgeheult wie ein Baby, als ich ihm mein Knie in die Weichteile gerammt habe, zu Recht meiner Meinung nach? Wer ist denn an die Decke gesprungen, als ich mit Stefan was hatte? Wer hat mich als Hure betitelt, als ich was mit ihm gehabt hatte und ich, weil du so ausgerastet bist, zu Daniel geflüchtet bin? Wer hat mich denn …“
„Alter, kannst du einmal die Luft anhalten? Bei deiner Geschwindigkeit machst du jedem Tagessprecher Konkurrenz und außerdem bekomm ich bei so viel Gelaber Kopfschmerzen.“, blubberte Nick rum und rieb sich die Schläfen.
Geschah ihm ganz Recht.
Einige Sekunden schwiegen wir, bevor ich das Thema auf den Punkt brachte.
„ Warum bist du wirklich hier?“
Nick schwieg einen Moment, kam mir noch näher und nahm meine Hand. Er spielte mit meinen Fingern.
Mich durchzuckte ein Blitz und mir wurde heiß.
Verdammt, nicht schon wieder
„ Ich dachte, das wüsstest du, Ash!“, grinste er, beugte sich vor und küsste mich sanft.
Ich konnte mich nicht dagegen wehren und gerade, als ich anfing, es zu genießen, ließ er mich los.
Ah, ich hätte schreien können.
„ Wir sehen uns wieder, Ash! Verlass dich darauf!“
Damit ließ er mich stehen und ging.
Er ging einfach so, als wenn nichts gewesen wäre und ich stand mal wieder hier und wusste nicht, was ich denken oder tun sollte.
„ Dieses arrogante, kleine, miese Arschloch! Wie kann er nur? Wie kann er nur? Und dann auch noch in aller Öffentlichkeit! Ahhh, ich kann es nicht glauben! Und warum waren nicht wenigstens Stefan oder Daniel dabei? Die hätten ihm dann mal schön in den Hintern … ich fasse es nicht! Wie kann man nur so not geil sein, wie er, wie kann man …“
Seit einer Stunde saßen wir beide im Badezimmer und probierten verschiedene Gesichtsmasken aus.
Shalima war spontan, wobei das wohl eher als Rettungslösung dienen sollte, um runter zu kommen, auf die Idee mit den Gesichtsmasken gekommen und ich hatte, wenn auch widerwillig, eingewilligt.
„ Ash, wenn du dich weiter so viel bewegst, dann hast du den Joghurt gleich im Ohr sitzen und zu deinem Ausbruch: Ich verstehe ihn auch nicht, warum er so ist. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er irgendwie … anders sei. Aber wie er so da stand und das alles gesagt hat … ich verstehe es auch nicht.“
„ Ich könnte dem am liebsten …“ Mir gingen gerade tausend Sachen durch den Kopf, doch ich bedauerte, dass ich die nicht sofort in die Tat umsetzten konnte.
Sehr bedauerlich.
„Okay! Ich bin fertig!“
Ich nickte und besah mich im Spiegel.
„Sieht wie ein Gespenst aus!“, stellte ich grinsend fest und Shalima lachte.
Ich umarmte sie, wobei ich aufpasste, nichts an ihre Klamotten zu schmieren.
„Was hältst du davon, wenn wir kurz runter gehen zu Karamell und Pepe?“
Meine beste Freundin war sofort dabei.
So sprangen wir auf und liefen runter.
Ich immer noch mit der Maske im Gesicht, doch das störte mich nicht sonderlich, denn es sah ja nicht wirklich jemand.
Für alle, die sich jetzt fragen, wer Karamell und Pepe sind, hier die Auflösung: Beide sind dreijährige Hannoveraner Stuten, die ein Firmenkollege zusammen mit seiner Frau bei uns auf dem Hof stehen hatte, weil er selbst keinen besaß.
Beide kamen fast täglich hier zu uns auf den Hof, um sich um die Tiere zu kümmern.
Ich hatte, bevor ich nach Neuseeland gegangen war, mich auch regelmäßig um die Tiere mit gekümmert doch durch das ganze Chaos noch nicht die Zeit gefunden, mich um die beiden wieder zu kümmern.
Umso erfreuter war ich, als ich nun den Stall betrat und von beiden mit leisem Schnauben und zärtlichen Lauten begrüßt wurde.
„Na ihr beiden! Habt ihr mich vermisst, ja? Ich habe euch auch vermisst!“, flüsterte ich
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