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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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Typ Mann, der sich Freiheiten herausnahm, und sowohl dieser Umstand als auch die Tatsache, dass er eine Schwester in Jessicas Alter hatte, machte ihn in Matts Augen nach wie vor zu einem idealen Begleiter für das Mädchen.
    „Ihre Entschuldigung ist angenommen“, brummte er daher versöhnlich und wies mit einer einladenden Geste auf den Flaschenständer auf seinem Schreibtisch. „Ich glaube Ihnen, dass Sie getan haben, was Sie konnten. Aber lernen Sie aus der Erfahrung, mein Junge!“
    Ein paar rasche Schlucke aus dem Brandyglas, das der Hausherr ihm reichte, beruhigten die Nerven Lieutenant Stevenages so weit, dass er den Mut aufbrachte zu fragen, ob er Miss Jessica irgendwann in der nächsten Zeit wieder ausführen dürfe.
    „Ich glaube, wir haben für heute Abend eine Loge im Drury Lane reserviert“, erwiderte Matt nach einem Moment des Nachdenkens. „Vielleicht hätten Sie und Ihre Schwester Lust, sich uns anzuschließen?“
    Obgleich weit davon entfernt, ein glühender Verehrer der Oper zu sein, nahm Stevenage die Einladung bereitwillig an. Olivia wird sicher ganz begeistert sein, machte er sich Mut. Und was zählten schon ein paar Stunden unverständliches Gejaule im Vergleich zu dem Vergnügen, Jessica wiederzusehen?
    Als er und seine Schwester ihre Plätze in der beresfordschen Loge eingenommen hatten, konnte Lieutenant Stevenage eine leichte Enttäuschung nicht unterdrücken. Jessica schien seine Anwesenheit kaum zur Kenntnis zu nehmen. Sie wirkte in einer Weise zerstreut, die er an ihr nicht kannte, und obwohl sie sich offenbar über sein Erscheinen gefreut und sich sogar dafür entschuldigt hatte, dass sie seinem Rat nicht gefolgt war, zeigte sie wenig Neigung, sich mit ihm zu unterhalten.
    Während des gesamten ersten Akts bemühte sich Stevenage nach Kräften, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch was er auch tat, es gelang ihm nicht einmal, einen Blick von ihr zu ergattern, und jeder Versuch, eine Konversation zu beginnen, war angesichts der ohrenbetäubenden Lautstärke von Gesang und Musik zum Scheitern verurteilt.
    Stevenage stieß einen unhörbaren Seufzer aus. Nun, dann werde ich eben bis zur Pause warten, dachte er hoffnungsvoll. Bis dahin musste er wohl oder über versuchen, dem Geschehen auf der Bühne zu folgen, obwohl ihm schleierhaft war, was sich da unten eigentlich abspielte.
    Je länger er indes dasaß und sich entsetzlich langweilte, desto bleierner schienen seine Lider zu werden. Irgendwann fielen sie zu, und hätte der Akt nicht in einem ohrenbetäubenden Crescendo geendet, wäre er wohl eingeschlafen. So jedoch riss er die Augen auf und war auf den Füßen, noch ehe der Vorhang fiel. Er winkte Nicholas zu und wollte ihm gerade vorschlagen, mit den beiden jungen Damen nach draußen zu gehen und sich ein wenig Bewegung zu verschaffen, als Jessicas aufgeregtes Flüstern ihn innehalten ließ.
    „Nick, sieh doch bloß! Da drüben, in der Loge genau gegenüber. Das ist er, ich bin ganz sicher.“
    „Wer – er ?“ Für einen Moment aus dem Konzept gebracht, spähte Nicholas angestrengt im Zuschauersaal umher. Dann hatte er die Loge, die seine Schwester meinte, entdeckt, und seine Miene hellte sich auf. „Tatsächlich! Ich glaube, du hast recht“, rief er aus und verlor beinahe das Gleichgewicht, als er versuchte, seinen Halbbruder am Ärmel zu zupfen, um ihn auf Jessicas Entdeckung aufmerksam zu machen. „Wyvern, Matt! Dort drüben sitzt er. Sollen wir zu ihm gehen und mit ihm reden, was meinst du?“
    Während ihre Brüder sich mit gesenkter Stimme berieten, hielt Jessica den Atem an. Seit drei Tagen rechnete sie stündlich mit einer Aufwartung ihres unbekannten Retters. Weshalb sie seinen Besuch regelrecht herbeifieberte, hätte sie nicht sagen können, zumal wenn sie sich die selbstherrliche Haltung des Gentleman in Erinnerung rief, aber nun reichte sein bloßer Anblick aus, um ihr ein sonderbares Flattern in der Magengegend zu verursachen.
    Er war nicht allein. Zu seiner Linken saß eine würdevolle alte Dame – die respekteinflößendste Frau, die sie je gesehen hatte, wie Jessica augenblicklich beschied. Ihr Blick wanderte zu dem Stuhl auf Lord Wyverns anderer Seite, und unwillkürlich entrang sich ihr ein kummervoller Seufzer. Wenn sie nicht alles täuschte, handelte es sich bei Wyverns zweiter Begleiterin um Felicity Draycott, eine jener jungen Damen aus dem Zirkel überheblicher Debütantinnen, die ihr, seit sie sich in der Stadt aufhielt, die kalte Schulter

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