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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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es bei Benedict nichts als Verärgerung.
    Ein leiser Seufzer entrang sich seinen Lippen, und plötzlich legte seine Großmutter ihm die Hand auf den Arm. Benedict wandte ihr das Gesicht zu und schenkte ihr ein klägliches Lächeln. Seine Entscheidung war gefallen. Gleichgültig, wie sehr er vom Reichtum Miss Draycotts profitiert hätte, er musste sich nach einer anderen Möglichkeit umsehen, um die Geschicke seiner Familie zu retten.

5. KAPITEL

    Unwillig warf Benedict die Zahlungsaufforderung eines weiteren von Theos Gläubigern auf den Stapel, der sich bereits auf dem Schreibtisch türmte, und lehnte sich erschöpft in seinem Sessel zurück.
    Obwohl er einigermaßen zuversichtlich sein konnte, dass die Anstrengungen des tüchtigen Brigham, Ashcroft Grange wieder rentabel zu machen, Erfolg zeitigen würden, hatte die Einstellung der dafür notwendigen Arbeitskräfte eine empfindliche Bresche in die beschränkten Geldmittel geschlagen, die Benedict zur Verfügung standen. Hinzu kam, dass die Ausgaben für die aufwendige Soiree, die die Dowager Countess für den nächsten Freitag plante, sein Kapital noch weiter zusammenschmelzen ließen. Ein höchst verlegener Jesmond hatte ihn in den letzten Tagen mehrfach darauf hingewiesen, dass die langjährigen Lieferanten der Familie neuerdings Barzahlung verlangten, und Ihre Ladyschaft ließ sich allen Bedenken ihres Enkels zum Trotz nicht von ihren umfangreichen Warenbestellungen abbringen. Die Rückkehr der Ashcrofts in die Gesellschaft erfordere einen angemessenen Rahmen, so argumentierte sie, und man dürfe den Gästen nicht den geringsten Anlass zu der Vermutung geben, dass der Earl of Wyvern in finanziellen Schwierigkeiten steckte.
    Mit einem resignierten Seufzen stand Benedict auf. Rastlos im Raum auf und ab wandernd, zerbrach er sich zum zigsten Male den Kopf darüber, wie um alles in der Welt er seine Probleme lösen sollte, ohne sich Geld zu leihen. Allein der Gedanke daran war ihm zuwider, und er hatte ihn immer wieder von sich geschoben, aber welche andere Wahl blieb ihm? Er brauchte ein Darlehen, doch selbst wenn er diese Tatsache akzeptierte, stand gleich die nächste Hürde ins Haus. Welche Bank würde ihn für vertrauenswürdig befinden? Mr. Humphreys’ Warnung, dass der verstorbene Earl die Geduld sämtlicher großer Bankhäuser erschöpft habe, war ihm noch deutlich im Ohr. Er musste davon ausgehen, dass keines von ihnen bereit war, ihm einen Kredit zu gewähren.
    Also blieb ihm nur, einen seiner Bekannten um Geld zu bitten. Jeder von ihnen würde ihm gern unter die Arme greifen, das wusste er. Tatsächlich hatte sein bester Freund, Sir Simon Holt, ihn die ganze letzte Woche bedrängt, eine schwindelerregend hohe Summe anzunehmen, an die keinerlei Bedingungen geknüpft waren. Auf seine Proteste hin hatte Holt ihn daran erinnert, dass er dem tapferen Eingreifen Benedicts bei Waterloo sein Leben verdanke.
    Trotzdem konnte er sich nicht dazu durchringen, von dem großzügigen Angebot Gebrauch zu machen. Er hatte Freundschaften unter ähnlich wohlmeinenden Umständen scheitern sehen, und da er so, wie die Dinge standen, niemals in der Lage sein würde, Holts Kredit zurückzuzahlen, schreckte er davor zurück, die gute Beziehung zu seinem ehemaligen Waffenkameraden aufs Spiel zu setzen.
    Angewidert rief er sich die einzige Alternative ins Gedächtnis, die ihm blieb – die Eheschließung mit einer Erbin. Seit dem Opernbesuch waren mehrere Tage vergangen, und in dieser Zeit hatte er Felicity Draycott nicht nur zweimal die Aufwartung gemacht, sondern sie sogar zu einem Musikabend begleitet. Und wie er zugeben musste, war Miss Draycott in dem trostlosen Häuflein von Kandidatinnen, das seine Großmutter auf ihrer Liste versammelt hatte, trotz ihres erschreckenden Mangels an Temperament noch das Beste, was ihm unter den gegebenen Umständen passieren konnte.
    In den sorglosen Jahren seines Junggesellenlebens hatte er sich kaum je Gedanken um das Thema Heiraten gemacht. Es war auch nicht nötig gewesen, nachdem Theo und Sophie die Erbfolge gesichert hatten, doch nun musste er, der stets davon ausgegangen war, seine Wahl unter den interessantesten Debütantinnen der Saison treffen zu können, einsehen, dass er keine Wahl hatte!
    Aber Ehen unter Angehörigen der Aristokratie werden ohnehin nicht aus Neigung geschlossen, mahnte er sich. Bei Verbindungen unter Mitgliedern seines Standes ging es um die Vermehrung von Grundbesitz und die Fortsetzung weit zurückreichender

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