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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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provisorisch anheften und so wenigstens für eine Zeit lang dem nicht enden wollenden Geplapper und der unerträglichen Hitze im Ballsaal entkommen.
    Als sie die schwere Eichentür zum Korridor hinter sich geschlossen hatte, zuckte kurz der Gedanke in ihr auf, dass Lord Wyvern das Gebäude vielleicht noch gar nicht verlassen hatte und hier draußen mit einer vollkommen einleuchtenden Erklärung für sein sonderbares Verhalten von vorhin auf sie wartete. Doch obgleich sie ihre Hoffnung umgehend enttäuscht sah, bogen sich ihre Lippen zu einem mutwilligen Lächeln nach oben, als sie die Tür zum Damenzimmer aufschob und sich dabei unwillkürlich an die Begegnung mit dem Earl auf der Abendgesellschaft in Ashcroft House erinnerte.
    Jede weitere Überlegung in dieser Richtung kam indes zu einem abrupten Ende, als das verzweifelte Schluchzen einer Frau an ihr Ohr drang. Das weibliche Wesen, das seinem Leid so lautstark Ausdruck verlieh, musste sich, wie Jessica mit einem Blick durch den ansonsten leeren Raum feststellte, hinter dem Wandschirm befinden.
    So geräuschlos wie möglich schloss sie die Tür hinter sich, trat zu dem Paravent und erkundigte sich freundlich, ob sie irgendwie helfen könne. Zu ihrer Bestürzung brach die Unbekannte daraufhin in noch heftigeres Schluchzen aus.
    Jessica überlegte einen Moment, dann klopfte sie leicht gegen die Stoffbespannung. „Sie werden sich nur umso elender fühlen, wenn Sie weiter weinen“, gab sie zu bedenken. „Bitte kommen Sie heraus und lassen Sie mich Ihnen helfen.“
    Das Schluchzen endete, und mehrfaches vernehmliches Schniefen folgte. „Sie haben nicht zufällig ein Taschentuch, das Sie mir borgen könnten?“, war dann eine wehleidige Stimme zu hören. „Meins ist völlig durchgeweicht.“
    Jessica hielt überrascht den Atem an. Bei der Person hinter dem Wandschirm handelte es sich um Felicity Draycott! Was in aller Welt mochte ihr widerfahren sein, das ihr solchen Kummer bereitete? Noch während sie sich die Frage stellte, begann Jessica in ihrem Retikül zu kramen und förderte schließlich ein ordentlich gefaltetes weißes Taschentüchlein zutage, das sie über den Paravent warf. „Kommen Sie heraus“, drängte sie noch einmal. „Ich bin sicher, es wird Ihnen guttun, wenn Sie sich ein wenig frisch machen.“
    Mit abgewandtem Gesicht kam Felicity schließlich hinter dem Wandschirm hervor. „Danke, dass Sie mir …“, begann sie und hielt schlagartig inne. Aus den weit aufgerissenen Augen, mit denen sie Jessica ansah, stürzten abermals die Tränen „Oh nein, nicht Sie !“, stieß sie hervor. „Das ist mehr, als ich ertragen kann!“ Dann brach sich ein erneuter Weinkrampf Bahn.
    Obwohl Felicitys abwehrender Ausbruch ihr einen Stich gab, entschied Jessica, ihn dem aufgelösten Zustand zuzurechnen, in dem die junge Dame sich unübersehbar befand. Sie rückte den Stuhl vor dem Frisiertisch zurück und bat Miss Draycott, Platz zu nehmen und sich zu fassen.
    „Lassen Sie mich Ihre Augen kühlen“, sagte sie, als Felicity sich zögernd gesetzt hatte. Sie nahm ein paar Wattebäusche aus einem Glasbehälter, den die Gastgeberin vorsorglich bereitgestellt hatte, und füllte eine Porzellanschale mit Wasser. Dann tauchte sie die Wattebäusche hinein und platzierte sie auf Miss Draycotts geschlossenen, stark geschwollenen Lidern.
    Wie in Trance ließ Felicity die Hilfeleistungen ihrer Rivalin über sich ergehen. Als sie nach einer Weile in den Spiegel blickte und sah, dass Jessicas geduldige Bemühungen den Schaden weitgehend behoben hatten, war sie tief beschämt.
    „Sie sind nicht nur schön, sondern auch außerordentlich liebenswürdig“, erklärte sie mit einem zittrigen Lächeln. „Kein Wunder, dass Sie so beliebt sind, Miss Beresford.“
    Eine leichte Röte überzog Jessicas Wangen, als sie hochsah und Felicitys Blick im Spiegel begegnete. Sie lächelte zurück und wies, nachdem sie ihr das Gesicht trocken getupft hatte, auf eine flache Schildpattdose. „Ein Hauch Puder, Miss Draycott?“, schlug sie vor. „Sie werden sehen, danach fühlen Sie sich wieder wie neu.“
    Sie sah zu, wie Felicity sich mit der Quaste über Stirn und Wangen strich, dann fragte sie leise: „Möchten Sie über die Angelegenheit reden, die Sie so durcheinandergebracht hat?“
    Verlegen senkte Felicity den Blick. Wie konnte sie diesem reizenden Geschöpf, das ihr so vorbehaltlos zu Hilfe geeilt war, antworten, ohne preiszugeben, dass sie sich keine halbe Stunde zuvor auf

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