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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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Machenschaften eingelassen hatte, die Jessicas Niedergang herbeiführen sollten? Felicity atmete schwer, und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
    Als der Kummer, über den sie anscheinend nicht zu sprechen vermochte, Miss Draycott abermals zu übermannen drohte, wusste Jessica sich im ersten Moment keinen Rat. Ein Todesfall in der Familie kann es nicht sein, überlegte sie. Sonst wäre Felicity niemals zu diesem Tanzabend erschienen. Sie runzelte die Stirn, als ihr ein anderer Gedanke kam. War die junge Dame womöglich wegen eines Mannes so außer sich?
    Sie erstarrte, und das Herz schien ihr auszusetzen, als ihr der allzu offensichtliche Grund für Felicitys Kummer plötzlich klar vor Augen stand. Um nicht aufzuschreien, biss sie sich hart auf die Unterlippe. Natürlich – Felicity verzehrte sich vor Gram, weil Lord Wyvern sie zurückgewiesen hatte! Wie entsetzlich musste es für sie gewesen sein, ihn mit einer anderen tanzen zu sehen, nachdem er ihr bis letzte Woche den Hof gemacht und sie auf seinen Antrag hatte hoffen lassen! Kein Wunder, dass sie so erschrocken auf mein Hilfsangebot reagiert hat .
    Unerwünschte Erinnerungsfetzen an Lord Wyverns rätselhaftes Verhalten und die damit verbundenen Gefühle von Enttäuschung und Reue überschwemmten sie und riefen heißen Zorn in ihr hervor. Ich wusste es von Anfang an, dachte sie bitter. Dieser Mann ist ein skrupelloser Schürzenjäger!
    Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sie ein neues Abendkleid trug, ging sie neben Felicity in die Knie, ergriff ihre Hand und drückte sie tröstend. „Bitte weinen Sie nicht“, sagte sie beinahe flehend. „Sonst ist unsere ganze Mühe umsonst gewesen.“ Sie erhob sich und setzte entschieden hinzu: „Und er ist es wirklich nicht wert, glauben Sie mir. Sie verdienen etwas viel Besseres.“
    Bei Jessicas letzten Worten runzelte Felicity verständnislos die Stirn, doch etwas in ihr sagte ihr, dass sie besser daran tat, nicht nachzufragen, was diese gemeint hatte, und die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    „Sie waren so gütig zu mir, Miss Beresford“, versetzte sie stattdessen, erhob sich ebenfalls und streckte Jessica die Hand hin. „Ich hoffe inständig, dass Sie mir meine bisherige Unhöflichkeit Ihnen gegenüber vergeben können – es war kindischer Neid, wie ich fürchte –, und ich wäre überglücklich, wenn ich Sie zu meinen Freunden zählen dürfte.“
    Obwohl Felicity sie in den vergangenen Wochen demonstrativ geschnitten hatte, fühlte Jessica sich geschmeichelt. Sie dachte an Imogens Rat, Freundschaft mit anderen Debütantinnen zu schließen, ergriff die dargebotene Hand und lächelte strahlend. „Ich würde es als eine große Ehre betrachten, mit Ihnen befreundet zu sein, Miss Draycott.“ Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass sie es ehrlich meinte.
    Eine Freundin, mit der sie ihre innersten Geheimnisse teilen konnte, war genau das, was sie brauchte, und die Erkenntnis, dass Lord Wyvern ebenso mit Felicitys Gefühlen gespielt hatte wie mit ihren, erschien ihr wie Balsam auf die eigenen Wunden.
    „Nennen Sie mich Felicity“, bat ihre neue Freundin und strich ihre Röcke glatt. „Und nun lassen Sie uns sehen, was wir tun können, um Ihren Slipper zu reparieren – ich sah vorhin zufällig, dass er ziemlich ramponiert ist. Noch so ein rücksichtsloser Gentleman, nehme ich an.“
    Damit war Jessica in den erlauchten Kreis um Miss Felicity Draycott aufgenommen, und es begann für sie eine neue, wenn auch ruhigere Phase ihrer Saison in London.
    Ihr älterer Bruder lockerte seine strengen Auflagen hinsichtlich ihrer Bewegungsfreiheit beinahe augenblicklich. „Die Herren in Miss Draycotts Zirkel sind absolut zuverlässig“, erklärte er der erstaunten Imogen, nachdem er Jessica erlaubt hatte, mit dem jüngeren Sohn des Earl of Dawlish auszufahren. „Unserem kleinen enfant terrible droht keinerlei Gefahr von ihnen, dessen bin ich ganz sicher.“

13. KAPITEL

    Eine derbe Verwünschung murmelnd, warf Viscount Hazlett seinen Zigarrenstummel in die verlöschende Glut im Kamin seiner Bibliothek und griff nach dem Stück Papier, das seine Helfershelfer dem Earl of Wyvern vor einigen Tagen entwendet hatten.
    Nachdem er sich den Brief zum wer weiß wievielten Mal durchgelesen hatte, goss er sich einen weiteren Brandy ein und leerte die Hälfte des Glases in einem Zug. Theodore Ashcroft, dieser Halunke, hatte wahrhaftig keine Mühe gescheut, alles so kompliziert wie möglich zu machen.
    Abermals

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