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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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der Nähe von Santiago de Chile“, erklärte er und blickte auf das Blatt Papier in seiner Hand. „Wenn meine Informationen zutreffen, ist der Vertreter der Geschäftsführung der El-Serena-Mine auf der Suche nach einem der ursprünglichen Anteilseigner, einem gewissen Mr. John Stavely. Allerdings versicherte mir mein Besucher von heute Morgen, dass die Besitzurkunde unterdessen nicht nur in andere Hände übergegangen, sondern, wichtiger noch, spurlos verschwunden sei. Dies, da werden Sie mir zustimmen, Mylord, ist eine Katastrophe angesichts der Tatsache, dass für denjenigen, der seine Eigentumsrechte nachweisen kann, bereits eine sehr hohe Summe Geldes auf einem Konto der Coutts-Bank eingezahlt wurde.“
    Der Angestellte zog die Augenbrauen hoch und musterte Benedict interessiert. „Haben Sie Grund zu der Annahme, dass Ihr Bruder im Besitz der erforderlichen Urkunde war, Euer Lordschaft?“
    „Ich wünschte, ich wüsste es“, erwiderte Benedict mit einem schiefen Lächeln. „Wenn er sie besaß, hat er sich ziemliche Mühe gegeben, das verdammte Dokument unauffindbar zu machen.“
    „Das ist bedauerlich.“ Der Mann nickte verständnisvoll. „Gleichwohl – sollte Ihnen das Schriftstück zufällig in die Hände fallen, wäre es mir ein Vergnügen, Ihnen bei der Durchsetzung Ihres Anspruchs zur Seite zu stehen.“ Er warf einen kurzen Blick auf seine Unterlagen und fügte hinzu: „Gegenwärtig beläuft sich die in Rede stehende Summe auf etwas über fünfzigtausend Pfund.“
    „Gütiger Himmel!“, stieß Benedict hervor, als die atemberaubende Neuigkeit in sein Bewusstsein gedrungen war. „Wenn das kein Ansporn für eine gründliche Suche ist!“
    Dann kam ihm ein anderer Gedanke, und er runzelte die Stirn. „Sie sagten, Sie hatten eine weitere Anfrage wegen dieser chilenischen Mine?“
    Der Angestellte nickte wieder. „Richtig. Von einem Gentleman, der mich heute Morgen aufsuchte.“ Als er den fragenden Ausdruck in Benedicts Gesicht bemerkte, beeilte er sich hinzuzufügen: „Es ist natürlich ausgeschlossen, dass ich Ihnen den Namen des Besuchers nenne. Wenn ich es täte, würde ich sämtliche Regeln meines Berufsstandes verletzen.“
    „Selbstverständlich.“ Benedict erhob sich und dankte dem Mann für seine Hilfe. Er versicherte ihm, ihn über etwaige Fortschritte bei seinen Nachforschungen auf dem Laufenden zu halten, und verabschiedete sich. Als er ein paar Minuten später federnden Schrittes in den hellen Nachmittagssonnenschein hinaustrat, hatte er das Gefühl, dass er, obwohl seine Suche noch nicht zu Ende war, die besten Aussichten hatte, seine Probleme zu lösen – und sich vor allem Jessicas Hand zu sichern.
    Seit der Begegnung bei Gunter’s bewahrten ihn tagsüber lange Streifzüge durch die Stadt davor, allzu viel an sie zu denken. In den Nächten hingegen wurde er, gleichgültig ob er wach war oder schlief, von der quälenden Vorstellung heimgesucht, sie könnte sich an einen anderen Mann binden. Anfangs hatte er sein Äußerstes getan, Veranstaltungen zu meiden, zu denen sie und ihre Familie eingeladen waren, und mit der Hilfe seiner beiden treuen Freunde war ihm das auch gelungen. Am vergangenen Freitagabend jedoch hatte er die Sehnsucht nach ihr nicht mehr ausgehalten und sich auf Lady Hendersons Tanzabend sehen lassen – in der Hoffnung auf einen Walzer mit Jessica, weil das die einzig schickliche Möglichkeit war, sie in den Armen zu halten.
    Er hatte sein Ziel erreicht, doch nach dem Tanz waren seine Gefühl so in Aufruhr gewesen, dass er sich gezwungen gesehen hatte, die Veranstaltung zu verlassen, wollte er nicht Gefahr laufen, ein vollkommen unakzeptables Verhalten an den Tag zu legen, sobald irgendein anderer Jessica berührte.
    Und als sei seine Lage nicht bereits misslich genug, kam noch das Problem mit der Dowager Countess hinzu, wie er sich düster erinnerte. Seine Großmutter hatte die Angelegenheit mit Felicity Draycott sehr persönlich genommen und sprach, seit sie von seiner Absage erfahren hatte, nicht mehr direkt mit ihm, sondern nur noch mittels der Dienstboten.
    In dem Bewusstsein, dass ihm nichts weiter übrig blieb, als seine Nachforschungen energisch voranzutreiben, kletterte Benedict in seine wartende Karriole, ließ die Zügel knallen und lenkte das Gespann auf die Straße, um zum Grosvenor Square zurückzufahren.
    Auf dem Weg durch die Innenstadt versuchte er, sich die zusammenhanglos hingekritzelten Sätze in Theos Abschiedsbrief noch einmal

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