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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica
Autoren: DOROTHY ELBURY
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sprang auf sie über, und irgendwo in den Tiefen ihres Geistes meldete sich ein eigentümliches Erstaunen über die göttliche Fügung, die ihre beiden Körper so gemacht hatte, dass sie perfekt zusammenpassten. Je fester er sie gegen sich presste, desto enger schmiegte sie sich an ihn, bis sie das Gefühl hatte, ihm mit Leib und Seele verfallen zu sein.
    „Du lieber Himmel, nein! Ich schwöre, das war nicht meine Absicht!“
    Wyverns Worte drangen in Jessicas Bewusstsein, und ihr war, als habe jemand einen Eimer kalten Wassers über ihr ausgegossen. Er schob sie von sich, und sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht aufzuschreien. Die Tränen stürzten ihr in die Augen. Sah er ihre Umarmung als einen Fehler an? Hatte er sie am Ende gar nicht gewollt? Als sie sich in Erinnerung rief, wie es zu dem Kuss gekommen war, begannen ihre Wangen zu brennen, und die Scham über ihr unziemliches Verhalten drohte sie zu überwältigen.
    Betört von ihrer ebenso plötzlichen wie unerwarteten Nähe, hatte Benedict verzweifelt versucht, die Kraft aufzubringen, sich von Jessica zu lösen, während eine strafende innere Stimme ihm vorhielt, dass das, was er zu tun im Begriff stand, unverzeihlich war und nicht im Entferntesten dem entsprach, was man von einem Offizier und Gentleman erwarten konnte. Doch im gleichen Moment, da sein Blick auf ihre einladend geöffneten sinnlichen Lippen gefallen war, hatte er sich nicht mehr zurückhalten können und sich der unwiderstehlichen Versuchung ergeben.
    Es war berauschend gewesen, sie endlich in den Armen zu halten, der Kuss hatte Kaskaden des Entzückens durch seinen bebenden Leib gesandt, und es war eine beinahe übermenschliche Anstrengung vonnöten gewesen, bis er sich auf seine Ehre und seinen Anstand besonnen hatte und sich aus ihrer Umarmung zu lösen vermochte. „Du lieber Himmel, nein!“, war es aus ihm herausgebrochen, als er sie von sich geschoben hatte. „Ich schwöre, das war nicht meine Absicht!“
    Als er nun jedoch in Jessicas weit aufgerissene, tränennasse Augen blickte und ihre zitternden Lippen sah, zog sich Benedict schmerzhaft der Magen zusammen. Gott, was für ein fühlloser Idiot er doch war! Die Heftigkeit seines Liebeswerbens musste sie zu Tode erschreckt haben.
    Ihr Widerstreben ignorierend, nahm er ihre Hände in seine und zog sie zu sich, sorgsam darauf bedacht, diesmal einen winzigen Sicherheitsabstand zu wahren. „Was gerade geschehen ist, war nicht das, was ich im Sinn hatte, als ich dich bat, mich hier draußen zu treffen“, sagte er zögernd. „Ich wollte dir erklären, warum es mir – jedenfalls für den Moment – nicht angeraten erscheint, dass man uns zusammen sieht.“
    Jessica wandte den Blick ab und nickte. Es war ihr nicht entgangen, dass er sie duzte. Wahrscheinlich hatte er jede Achtung vor ihr verloren. „Ich verstehe“, wisperte sie mit brüchiger Stimme. „Sie müssen tiefe Abscheu vor mir empfinden.“
    „Großer Gott, nein!“, protestierte Benedict bestürzt und zog sie, alle Vorsicht in den Wind schlagend, abermals in seine Arme. „Wie kommst du auf einen derart abwegigen Gedanken, mein Mädchen, wo du doch längst wissen müsstest, dass ich alles an dir liebe und bewundere?“
    Widerwillig ließ er sie los und hielt sie ein kleines Stück von sich ab. „Unglücklicherweise bin ich, zumindest bis ich meine Finanzen geordnet habe, nicht in der Lage, um deine Hand anzuhalten“, erklärte er mit einem kläglichen Lächeln. „So wie die Dinge im Augenblick liegen, hätte dein Bruder jedes Recht, mich auszulachen und mir die Tür zu weisen, wenn ich es täte.“
    Jessicas Herz schien vor Freude bersten zu wollen. Sie hob den Blick und sah Wyvern in die Augen. „Sie wollen … du willst mich tatsächlich heiraten?“, fragte sie ungläubig.
    Benedict hob verwundert die Brauen. „Habe ich nicht genau das gerade gesagt, mein entzückendes kleines Täubchen? Du darfst davon ausgehen, dass ich auf deiner Türschwelle stehe, sobald ich mir erlauben kann, an deinen Bruder heranzutreten – was im Moment jedoch nicht möglich ist, da ich über nicht viel mehr als den sprichwörtlichen roten Heller verfüge.“
    „Dann hast du immer noch nicht herausgefunden, ob die Mine, von der dein Bruder schrieb, wirklich existiert?“, fragte Jessica niedergeschlagen. „Und ich hatte es so für dich gehofft!“
    Ihre Sorge um ihn tat ihm gut, und er drückte ihr dankbar lächelnd die Hand. „Es gibt sie“, versicherte er ihr, „und zwar
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