Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
auch noch in viele kleine zerlegt. Überall klopften und hämmerten die Maschinen, die Schlote rauchten, und wenngleich das ein gutes Zeichen für den wirtschaftlichen Aufschwung war, machte es das Zeitalter samt seinen Fabrikhallen doch irgendwie ziemlich trübe und düster.
Wie alle Manager fragten sich auch die Führungskräfte von General Electric (GE) zu jener Zeit, wie sie ihre Produktion irgendwie optimieren könnten. Wissenschaftler wurden eingeladen, Studien erstellt und alles Erdenkliche untersucht, was einen Vorteil versprach. Sogar die Lichtverhältnisse in den Fabriken. Vor allem das Lichtspiel in den Hawthorne-Werken in Cicero/Illinois nahmen die Forscher genauer unter die Lupe. Das heißt, eigentlich war es eher das Dämmerlicht in den Werkshallen, für das man sich interessierte – rauchende Schlote, verrußte Scheiben … Sie erinnern sich?
Daraufhin entwarfen die Wissenschaftler eine Hypothese: Nicht mehr Maschinen, sondern helleres Tageslicht mache Arbeiter produktiver. Eine kühne Idee, aber nicht zu abwegig, und deshalb ging man ihr nach. Also informierten die Chefs ihre Mitarbeiter darüber, was sie vorhatten, und schraubten anschließend ein paar Glühbirnen mehr unter die Decke. Und tatsächlich: Mit jedem Watt stieg die Leistungskraft der Arbeiter an.
Reiner Zufall? So recht wollte zunächst keiner an den Beweis der These glauben, sodass die Wissenschaftler ihr Experiment wiederholten. Wieder informierte man die Arbeiter, installierte zusätzliche Lampen – und wieder erhöhte sich die Produktivität. Die G E-Manager rieben sich die Hände und witterten ein fettes Geschäft mit den Millionen von Glühbirnen, die sie künftig an andere Unternehmen würden verkaufen können. Dann jedoch bekam einer der Wissenschaftler einen düsteren Gedanken: Was wäre, wenn die Leistung der Arbeiter nicht aufgrund des Lichts stieg, sondern weil sie sich beobachtet fühlten? Einige der Forscher verwarfen den Einwand sofort wieder. Andere bekamen Zweifel, wenn auch nur widerwillig. Also wagte man ein drittes Experiment: Wieder teilten sie der Belegschaft mit, dass mittels neuer Lampen der Zusammenhang von Licht und Leistung untersucht werden sollte. Nur diesmal war das gelogen. An der Decke funzelten dieselben Lampen wie eh und je. Dennoch stieg die Produktivität in Hawthorne. Es war ein bitterer Tag für die Manager von GE: Der Traum vom Millionenglühbirnengeschäft löste sich in Trübsinn auf.
Das Experiment ging als Hawthorne-Effekt in die Geschichte ein. Man lernte daraus zweierlei: Sobald Probanden wissen, dass sie beobachtet werden, ändern sie ihr Verhalten, was das Ergebnis zahlreicher Experimente zu jener Zeit kräftig infrage stellte. Für die Betriebswirtschaftslehre aber war es zugleichder Beleg, dass die Arbeitsleistung nicht nur von den Arbeitsbedingungen abhängt, sondern ganz wesentlich von sozialen und psychologischen Faktoren. Zudem zeigt der Hawthorne-Effekt, dass wir eine erlernte Ansicht über unsere maximale Leistungskraft haben und dass diese Grenze völlig willkürlich gewählt ist.
WAS ANDERE ÜBER WACHSTUM GESAGT HABEN
»Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziele kommt.«
Johann Wolfgang von Goethe
»Wenn du nicht wächst, wirst du kleiner.«
Jüdisches Sprichwort
»Lebenskunst ist, Problemen nicht auszuweichen, sondern daran zu wachsen.«
Anaximander von Milet
»Aus den Leidenschaften wachsen die Meinungen; die Trägheit des Geistes lässt diese zu Überzeugungen erstarren.«
Friedrich Nietzsche
»Die Grenzen des Wachstums werden allein durch die Phantasie gesteckt.«
Günter Wille
»Je mehr du gibst, umso mehr wächst du. Es muss aber einer da sein, der empfangen kann.«
Antoine de Saint Exupéry
»Es kommt nicht auf das an, was die Natur aus dem Menschen, sondern was dieser aus sich selbst macht.«
Immanuel Kant
»Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist.«
Theodor Heuss
Man darf wohl annehmen, dass die Hawthorne-Arbeiter bereits unter Dämmerlicht ihr Bestes gaben. Aber jedes Mal, wenn die Forscher einen neuen Versuch ankündigten, waren sie in der Lage, ihre Schaffenskraft zu steigern. Mit anderen Worten: Der Mensch ist regelmäßig zu mehr in der Lage, als er meint.
Es ist das Dilemma jedes persönlichen Wachstums: Wir alle wachsen leider nur allzu selten von selbst über uns hinaus – sondern erst, wenn uns jemand herausfordert.
D IE 10 000 -STUNDEN-REGEL
Wieso Übung doch den
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