Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
klassischen Trick, kreativer zu werden: Gute Ideen entstehen immer dann, wenn jemand ein Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Wenn er nicht mehr das Problem sieht (100 Tiernamen), sondern einen Weg sucht, um ans Ziel zu gelangen – einen ungewöhnlichen, vielleicht gar einen Umweg. Auf demselben Prinzip basiert die Methode, sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Vor einer schweren Herausforderung könnten Sie sich dann zum Beispiel fragen: Was hätte Thomas Edison an meiner Stelle gemacht?Wie hätte der erfinderische Serienstar MacGyver darauf reagiert? Oder: Wie würde John Rambo mein Problem lösen?
Gut, die letzte Variante empfehlen wir explizit nicht. Aber ungewöhnlich wäre sie, das müssen Sie zugeben. Auch hier besteht der Trick darin, sich aus dem gewohnten Denkprozess und den zementierten Schablonen zu lösen, was wiederum den Druck aus der Sache nimmt. Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, wirklich herauszufinden, was Edison, MacGyver oder Rambo getan hätten. Sie sollen nur überlegen, was
Sie
tun würden, wenn Sie Edison, MacGyver oder Rambo wären. Ein kleiner, aber feiner Unterschied!
Wie wirkungsvoll diese Technik ist, konnte schon vor Jahren und in abgewandelter Form der russische Psychotherapeut Vladimir Raikov zeigen. Er entdeckte die sogenannte Methode des geborgten Genies: Dazu versetzte er seine Klienten in Tiefenhypnose und suggerierte ihnen, ein herausragender Kopf der Geschichte zu sein. Und tatsächlich: In diesem Zustand entwickelten seine Patienten annäherungsweise geniale Fertigkeiten – wie ihre Vorbilder. Dieser sogenannte Raikov-Effekt lässt sich auch bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen beobachten – wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Selbst wenn das ein bisschen nach esoterischem Humbug klingt – in abgeschwächter Form wenden wir die Raikov-Methode immer wieder im Alltag an. Etwa, wenn wir Modestile von Prominenten kopieren, den Jargon unseres Chefs imitieren oder dem Beispiel anderer beruflicher Vorbilder nacheifern. Diese Mimikry hat gleich zwei Effekte: Sie inspiriert uns nicht nur und macht uns kreativer – wir entwickeln dabei womöglich auch Fähigkeiten, die wir uns zuvor kaum zugetraut hätten.
D ER ANDORRA-EFFEKT
Warum Frauen doch einparken und Männer zuhören können
»Das ist wieder einmal typisch Mann!« oder »Typisch Frau am Steuer!« Das ist der Stoff, aus dem Stereotype gemacht und immer wieder Bestseller geschrieben werden. Mit dem Titel
›Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken‹
landete das Ehepaar Barbara und Allan Pease einen weltweiten Kassenerfolg. Darin strotzt es nur so von Klischees wie: Männer denken stärker linear und zielorientiert, Frauen fehlen mathematisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen, außerdem kaufen sie ohnehin lieber Schuhe.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Richtig, die Kurzfassung lautet: Männer stammen vom Mars, Frauen von der Venus. Nur wird dies neuerdings auch noch gestützt auf sogenannte Erkenntnisse der Hirnforschung. Große Oper. Aber Schmarrn.
Schon Ende der Neunzigerjahre konnten beispielsweise die Sozialpsychologen Steven Spencer, Claude Steele und Diane Quinn zeigen, dass es sich bei solchen Mutmaßungen um klassische, jedoch äußerst wirkungsvolle Stigmatisierungen handelt. So ließen die Forscher damals einige Studenten an der Universität von Michigan – männliche wie weibliche – schwierige Matheaufgaben lösen. Die Studenten, die die Wissenschaftler für diesen Versuch ausgewählt hatten, gehörten zu den 15 Besten in Mathematik – die Ausgangsbedingungen waren also gleich. Einem Teil ihrer Probanden teilten sie mit, dass bei dem Test Männer wie Frauen generell gleich abschneiden würden. Den anderen erzählten sie das Gegenteil: Frauen hätten damit so ihre Schwierigkeiten. Und siehe da: In der ersten Gruppe erzielten die Studentinnen ebenso gute Ergebnisse wie ihre männlichen Kommilitonen. In der zweiten Gruppe aber sank die Leistung der Frauen dramatisch ab: Sie erreichten weniger als die Hälfte der Punkte, die die Studentinnen der ersten Gruppe erzielt hatten.
Wenn Sie Lust haben, machen Sie doch die Probe aufs Exempel: Der folgende Test prüft Ihr räumliches Vorstellungsvermögen. Frauen können das genauso gut wie Männer – oder auch nicht:
Welcher der vier Würfel passt zum obigen Bastelbogen?
Im Dezember 2006 schrieb Eva-Maria Schnurr völlig richtig in der ›Zeit‹: »Genau diese
Weitere Kostenlose Bücher