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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ändert er diesmal den Versuchsaufbau: Er ummantelt seine Entladungsröhre mit schwarzer Pappe, damit kein Licht herauskommt. Es kommt trotzdem etwas heraus, stellt Röntgen fest: unsichtbare Strahlen oder »X Strahlen«, wie er sie nennt. Er hat eine Erleuchtung und durchleuchtet im Übermut ganze 20   Minuten lang die Hand seiner Frau. Es entstehen die ersten Röntgenbilder der Geschichte, die dem Namensgeber schließlich einen Nobelpreis bescheren. Allerdings blieben die tödlichen Nebenwirkungen seinerX Strahlen lange Zeit unentdeckt   – bis glücklicherweise ein anderer diesen Aha Effekt hat.
     
    Seit 1925 arbeitete der Radartechniker Percy Spencer bei Raytheon, einer kleinen Firma, die Leistungsröhren für Verstärker herstellte. Spencer leitete dort das Forschungslabor und hatte offenbar eine Schwäche für Schokoriegel. Jedenfalls hatte Spencer auch 1945 wieder einmal einen davon in seiner Hosentasche, als er zu nah an ein sogenanntes Magnetron trat. Das sendet Radarwellen, strahlt aber auch Wärme ab und brachte Spencers Riegel zum Schmelzen. Statt sich über die Schokosoße in der Tasche zu ärgern, lief der pfiffige Forscher sofort zu seinem Chef Fritz Gross, nahm einen Papierkorb, schnitt ein Loch in den Boden, stülpte ihn überein Magnetron   – und führte dem verdutzten Gross den ersten Mikrowellenherd der Welt vor.
     
    Ihre Ehe hielt nicht lange, und so musste Bette Nesmith Graham 1946 sich und ihren Sohn nach der Scheidung irgendwie durchbringen. Sie nahm schließlich einen Job als Sekretärin in einer Bank in Dallas an. Dort gab es viel zu tippen: Kreditformulare, Mahnbescheide, Bankkorrespondenz. Zwar war die elektrische Schreibmaschine schon erfunden, was das Tippen schneller machte. Es gab allerdings auch mehr Fehler. Und weil die neuen Schreibautomaten gleichmäßig und mit leichtem Druck schrieben, ließen sich die Fehler nicht mehr so einfach spurlos ausradieren. Grahams Glück: Sie war Hobbymalerin. Und so hatte sie eines Tages an ihrer Staffelei die Eingebung ihres Lebens: Sie mischte weiße Tempera Farbe so lange, bis sie die Farbe von Papier hatte, und strich sie dünn über die Tippfehler, die sich nach dem Trocknen wieder überschreiben ließen. Bette Graham hatte soeben die Korrekturflüssigkeit »Mistake Out« erfunden, die Sie vermutlich als »Tipp Ex« kennen.
     
    Glück im Pech: 1968 wollte Spencer Silver eigentlich den nächsten Superkleber erfinden, erschuf aber nur eine klebrige Masse, die zwar überall hielt, jedoch nichts dauerhaft aneinanderklebte. Das einzige Produkt, was daraus entstand, war eine Pinnwand, die ohne Pinne auskam. Ihr haftete allerdings auch kein dauerhafter Erfolg an. Dafür erinnerte sich sechs Jahre später Art Fry, ein Kollege Silvers bei 3M, an dessen Haftzeugs. Weil sich Fry regelmäßig darüber ärgerte, dass sich seine Lesezeichen bei Proben des Kirchenchores aus seinem Notenheft lösten, bestrich er ein paar davon mit Spencers Halbkleber   – die Geburtsstunde der ersten Post its, die die US Zeitschrift ›Fortune‹ Jahre später zu einer der wichtigsten Erfindungen des 20.   Jahrhunderts erklärte.

DER RAIKOV-EFFEKT
    Weshalb etwas Mimikry kreativer macht
    Wie wäre es mit einem kurzen Test? Beantworten Sie bitte die folgende Aufforderung spontan, ohne lange zu überlegen:
    Nennen Sie bitte 100   Tiere!
    »Was? 100   Tiere? Wer bringt die schon so schnell zusammen?«, denken Sie vielleicht jetzt. Das haben wir erwartet. Die Aufforderung war bewusst so formuliert, dass sie abschreckend wirkt. Aber lassen Sie sich von uns bitte nicht ins Bockshorn jagen. Wir wollen die Aufgabe noch einmal etwas umformulieren:
    Nennen Sie bitte zehn Tiere!
    »Also zehn Tiernamen. Das ist doch Kindercamping!«, denken Sie nun. Stimmt ebenfalls. Aber warum sollten 100   Namen prinzipiell so viel schwerer sein?
    Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die ersten sechs Tiernamen, die Menschen auf diese Frage hin einfallen, im Durchschnitt stets aus derselben Gruppe oder Umgebung stammen   – etwa vom Bauernhof (Huhn, Katze, Kuh, Pferd, Schaf, Ziege, Hund) oder aus dem Zoo (Löwe, Giraffe, Zebra, Leopard, Nashorn, Nilpferd). Wenn Sie sich dies bewusst machen, ist die erste Frage gar nicht mehr so unmöglich, wie sie auf Anhieb scheint. Sie müssten sich lediglich zehn Tiergruppen einfallen lassen oder an zehn Umgebungen denken und dazu wiederum je zehn Tiere aufzählen. Und das schafft fast jeder.
    Letztlich handelt es sich hierbei um einen

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