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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Vorurteile über die angeborenen Unterschiede von Mann und Frau führen dazu, dass Frauen sich bei Matheaufgaben das Hirn zermartern, mit Stoßstangenkontakt einparken und eher Germanistik als Physik studieren.« Typisch Frau oder Mann? Nein, typisch Andorra-Effekt!
    In der Sozialpsychologie ist dieses Phänomen schon länger bekannt. Seinen Namen verdankt der Effekt dem gleichnamigen Drama von Max Frisch. Dort gibt der Lehrer sein uneheliches Kind als jüdischen Pflegesohn aus, dem die vermeintlich toleranten Einwohner daraufhin negative Eigenschaften wie Faulheit oder Feigheit andichten. Anfangs sträubt sich der Junge gegen diese Vorurteile, bis er am Ende resigniert und ihnen schließlich entspricht.
    Leider bleibt dieser Zusammenhang nicht auf die Literatur beschränkt, sondern zeigt sich im Alltag immer wieder aufs Neue: Unabhängig, ob die Zuschreibungen korrekt sind oder nicht   – sie müssen nur penetrant und massiv genug sein, bis sich die Betroffenen den Stereotypen angleichen. Im Extrem reicht der Effekt bis hin zur totalen Selbstverleugnung. Dann verfolgen die derart Drangsalierten sogar Ziele, die ihnen andere gesteckt haben. Im Unterschied zum sogenannten Pygmalion- oder Rosenthal-Effekt stammen die Erwartungen hierbei nicht von einer Autoritätsperson   – dem Chef, dem Lehrer, dem Arzt   –, sondern aus dem erweiterten sozialen Umfeld: den Kollegen, dem Bekannten- und Freundeskreis.
    Beispiel Büro: »Die dicke Kasuppke ist immer so dünnhäutig und stets überfordert«, behaupten die Schreibtischnachbarn. »Du musst einfach lernen, dich besser zu organisieren. Hab dich doch nicht immer so!«, wird Kasuppke geraten. »Vielleicht sollte sie auch einfach weniger essen und mehr Sport machen«, lästern die Kollegen in der Kantine. Keine Frage, ein solches Verhalten ist gemein, intrigant und grenzt bereits verdächtig an Mobbing. In jedem Fall wird es die Erwartungen aller und ihr Verhalten der Kollegin gegenüber massiv lenken   – und deren Leistungen kaum verbessern helfen, sondern sie eher an den Rand der Gruppe drängen.
    Wie so oft, ist das Gegenteil von gut nicht böse, sondern gut gemeint, bemerkte schon Kurt Tucholsky. Mitte März 2010 sorgte zum Beispiel der Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger für einigen medialen Wirbel, als er erklärte, die Telekom werde eine Frauenquote einführen. Das Ziel lautete, bis zum Jahr 2015 mindestens 30   Prozent aller Führungspositionen mit Managerinnen zu besetzen. Damals waren es erst 13   Prozent. Ob dafür eine Quote das geeignete Mittel sei, wurde daraufhin heftig diskutiert   – und von der Mehrheit bestritten: Bei einer Umfrage der LA B-Personalberatung erklärten etwa ganze 77   Prozent der Führungskräfte den Proporz für sinnlos. Selbst über die Hälfte der Managerinnen, die wiederum die PersonalberatungOdgers Berndtson in den 500 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland dazu befragte, teilten die Ansicht. Ihr Hauptargument dagegen: Sie wollten gar nicht erst in den Ruch geraten, ihre Position als Quotenfrau und nicht aufgrund eigener Leistungen erreicht zu haben.
    Genau darum geht es auch beim Andorra-Effekt: Anders als in der Literaturvorlage lautet die Antwort auf falsche Erwartungen eben nicht Resignation, sondern vehementer Widerspruch und permanenter Beweis des Gegenteils. Wenn Frauen etwa erst einmal glauben, in Mathe mies zu sein und sich nur mittels einer Quote durchsetzen zu können, bleiben sie abhängig von jenen Klischees und Quotenmachern, die es eigentlich zu widerlegen gilt. Und mal ehrlich: Wer ist schon gerne typisch statt einzigartig?
     
    Lösung: Die richtige Antwort lautet C.   Allerdings müssen Sie den Würfel gedanklich drehen. Würfel A scheidet aus, da die 1 und 4 im obigen Muster nie aneinanderstoßen, dasselbe gilt für Würfel B und die Felder 2 und 3.   Würfel D kann es nicht sein, da die 4 in diesem Fall unten liegen müsste.

DER P YGMALION-EFFEKT
    Warum du bist, was du meinst zu sein
    Schon George Bernard Shaw ahnte, welch ungeheure Wirkung unsere Sprache auf unsere Umwelt und damit letztlich auch auf uns haben kann: »Es ist einem Engländer unmöglich, den Mund aufzumachen, ohne sich den Hass oder die Verachtung irgendeines anderen Engländers zuzuziehen«, schrieb er 1916 im Vorwort seines Theaterstücks ›Pygmalion‹, das später als Musical und Film ›My Fair Lady‹ weltberühmt wurde.
    Aus Shaws Worten spricht zweifelsfrei viel Bitterkeit, aber auch viel Weisheit. Nicht

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