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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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umsonst hatte er die Geschichte der einfachen Blumenverkäuferin Eliza Doolittle, die aufgrund einer Wette von dem angesehenen Phonetiker Professor Higgins binnen sechs Monaten zur respektablen Dame umerzogen wird, nach dem antiken Epos eines biestigen, einsamen Bildhauers benannt: Weil Pygmalion von Zypern mit Frauen wenig gute Erfahrungen gemacht hatte, schnitzte er sich eines Tages eine Statue aus Elfenbein   – Galatea, eine Frau, die ihm so anmutig und schön gelingt, dass sie benahe menschlich wirkt. Eine Traumfrau eben, in deren Anblick sich der olle Zottel mehr und mehr verliebt. Da aber Einsamkeit, gepaart mit Hormonschüben und allerlei schwülen Phantasien, auf Dauer nicht gut ist für Körper und Seele, fleht der liebeskranke Künstler eines Tages Aphrodite an, die Göttin der Liebe möge Galatea doch zum Leben erwecken. Und die erhört ihn sogar. So weit die Geschichte des antiken Dornröschens und der Ovid’sche Pygmalion-Mythos.
    Beide Geschichten zeigen eindrucksvoll, was uns Menschen möglich ist, wenn wir nur fest genug an eine Sache glauben und uns danach verhalten. Uns ist natürlich klar, dass das jetzt verdächtig nach dem typischen esoterischen
Du-schaffst-alles-was-du-willst-tschakka- Quatsch
klingt. Aber so ist es nicht. Ende der Sechzigerjahre führten die amerikanischen Psychologen Robert Rosenthal und Lenore Jacobson einige Experimente an U S-Schu len durch. Sie wollten herausfinden, wie sich Einbildung   – oder freundlicher ausgedrückt: wie sich Zuversicht   – auf die Leistungskraft auswirkt. Dazu teilten sie einigen Lehrern mit, dass diese im kommenden Schuljahr eine Klasse mit den besten und schlauesten Schülern der Schule übernehmen dürften. Und nach Ablauf des Schuljahres waren diese Kinder tatsächlich um ein Vielfaches besser als ihre Mitschüler. Ihre Noten, selbst ihr IQ lagen 20   Punkte höher als die des Schuldurchschnitts. Die Pointe kommt aber noch: Das Forscher-Duo hatte gelogen. Die Klassen setzten sich gar nicht aus den Besten der Besten zusammen, sondern aus einer durchschnittlichen Zufallsauswahl. Weil aberSchüler wie Lehrer daran glaubten, zu einer Elite zu gehören, trauten sie sich selbst sowie die Lehrer den Kindern mehr zu, mit der Folge, dass Leistungs- und Lernkurve gleichermaßen steil anstiegen. In die Literatur ging dieser Versuch als Pygmalion- oder Rosenthal-Effekt ein.
    Und er lehrt uns zweierlei: Erfolg ist nicht nur das Resultat guter Leistungen   – er ist zum Großteil auch Folge dessen, was wir uns selbst zutrauen. Es ist das Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Die Art, wie wir über uns denken, ob wir zaudern und uns zögerlich sagen: »Hoffentlich klappt das diesmal!« oder ob wir uns schon mit den anderen Gewinnern auf dem Siegertreppchen imaginieren   – all das beeinflusst unser Handeln, unsere Ausstrahlung und damit auch unseren Erfolg.
    Allerdings möchten wir am Ende dieses Kapitels Ihr Augenmerk noch auf eine andere Gruppe des Rosenthal-Experiments lenken, die häufig übersehen wird: die der Lehrer. Auch ihr Zutrauen trug entscheidend zum Lernerfolg ihrer Schüler bei. Falls Sie also Kinder haben oder Mitarbeiter, weil Sie eine Führungskraft in einem Unternehmen sind: Versuchen Sie doch einmal in ihnen mehr zu sehen, als sie schon sind. Wer weiß, vielleicht werden aus den Knirpsen so wahre Riesen, aus dem ein oder anderen Mitarbeiter die nächste Führungskraft. Und aus Ihnen eines Tages ein weltberühmter Musical-Held.

D IE S UPERSTAR-THEORIE
    Wieso die Reichen immer reicher werden
    Es wird uns ein ewiges Rätsel bleiben, wie man besonders schnell und mühelos zu Reichtum gelangt. Alles, was wir dazu in jüngster Zeit gelesen haben, entpuppte sich entweder als hehre Quacksalberei oder aber als raffinierter Trick, anderen das Geldaus der Tasche zu ziehen. Überhaupt scheint der zweite Weg die Erfolg versprechendste Masche zu sein.
    Von Jack Welch, dem legendären ehemaligen Chef des U S-Konzerns General Electric (GE), gibt es dazu eine schöne Anekdote. Seit er im Jahr 2000 offiziell in den Ruhestand überwechselte, bezog er ein jährliches Einkommen von 123   Millionen Dollar. Das liest sich so leicht, bedeutet aber, dass dem Mann jeden Monat mehr als zehn Millionen Dollar überwiesen wurden. Doch das war längst nicht alles. Wie U S-Journalisten bald darauf enthüllten, ließ sich Welch den Abschied von seinem Ex-Arbeitgeber durch ein paar nützliche Dreingaben versüßen, wozu unter anderem das

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