Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
Neuroscience Research Center der Marquette-Universität in Wisconsin fanden heraus: Wird 30 Minuten nach einem Lernvorgang gelacht, können die Wissbegierigen das Gelernte besser behalten.
Lächeln verlängert das Leben. Ernest Abel und Michael Kruger von der Wayne State Universität in Michigan werteten die Autogrammkarten von 230 Baseball-Spielern aus dem Jahr 1952 aus. Die einen lächelten sanft, die anderen zeigten breit grinsend ihre Zähne, wieder andere lächelten gar nicht. Dann verglichen die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit den Lebensläufen der 150 Spieler, die bereits verstorben waren. Verblüffend: Baseballer ohne Lächeln auf den Lippen hatten im Schnitt 72,9 Jahre gelebt, die sanften Lächler brachten es schon auf 75 Jahre, die breiten Grinser jedoch auf stolze 79,9 Jahre.
Aber Vorsicht – wer es damit übertreibt, könnte schon bald am sogenannten Lächelmasken-Syndrom leiden. Dabei handelt es sich um ein krampfhaftes Permagrinsen – wie man es zum Beispiel von Stewardessen oder Schlagersängern kennt. Und das kann zu Depressionen führen. Davor jedenfalls warnt der Psychologe Makoto Natsume von der japanischen Universität Osaka. Und er muss es wissen: Im Land des Lächelns werden nicht nur Peinlichkeiten traditionell weggekichert – Dauergrinsen gehört hier zum Standardrepertoire der gesamten Dienstleistungsbranche. Computerspiele bringen schon Nippons Kindern bei, wie man auch dann noch grient, wenn einem eigentlich zum Heulen zumute wäre. Nicht gut! Ein 9 0-sekündiges Lächeln reicht völlig aus, um sich unmittelbar besser zu fühlen. Es sei denn, Sie wollen aussehen wie ein Honigkuchenpferd.
DER MACBETH-EFFEKT
Warum Händewaschen das Gewissen erleichtert
Lady Macbeth hätte sich vieles ersparen können. Ihr Machtdrang war stärker. Selber schuld. In William Shakespeares Drama stachelt die Lady ihren Mann dazu an, den König von Schottland zu ermorden, um danach selbst den Thron zu besteigen. Als das sinistre Werk vollbracht und König Duncan tot ist, überkommt Lady Macbeth jedoch das schlechte Gewissen – und sie wäscht sich die Hände. Immer und immer wieder: »Wie, wollen diese Hände nimmer rein werden? […] Das riecht immer noch nach Blut; alle Gewürze von Arabien können diese kleine Hand nicht anders riechen machen«, lässt sie Shakespeare rubbelnd verzweifeln und beweist gleich zweierlei: Er kannte nicht nur die Bibel recht gut, sondern auch die menschliche Psyche.
Schon im Buch der Bücher schildert Matthäus in seinem Evangelium eine ähnliche Situation bei der Verurteilung von Jesus durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus. Der hatte darüber abstimmen lassen, ob die Zuschauer lieber Barabbas oder Jesus freilassen wollten – obwohl er wusste, dass man Letzteren vor allem aus niederen Motiven ausgeliefert hatte. Wie jeder weiß, forderte die Menge, den schuldigen Barabbas freizulassen und den unschuldigen Jesus zu kreuzigen. Pilatus ließ sich daraufhin eine Schüssel mit Wasser bringen und wusch sich vor der anwesenden Volksmenge die Hände in sprichwörtlicher Unschuld mit den Worten: »Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache!«
Wissenschaftler haben inzwischen herausgefunden: Das Verhalten von Lady Macbeth und Pilatus ist keinesfalls zwanghaft oder ein feiges Alibi – es könnte ihnen tatsächlich eine Prise innerer Erleichterung gebracht haben. Nach Ansicht der U S-Psy chologen Spike Lee und Norbert Schwarz von der Universität von Michigan ist Händewaschen nicht nur ein Akt der Hygiene. Mit etwas Seife lassen sich sogar Entscheidungszweifel wegspülen.Für ihr Experiment gaben die Forscher Probanden 30 CDs, aus denen sie sich eine Top-1 0-Liste erstellen sollten. Als Dankeschön durften sie entweder die CD von Platz 5 oder Platz 6 ihrer eigenen Hitliste behalten. Danach bauten Lee und Schwarz ein kleines Ablenkungsmanöver ein: Die Teilnehmer sollten eine neue Flüssigseife bewerten. Die einen kommentierten nur deren Verpackung, während die anderen die Seife per Händewaschen auch physisch testen sollten. Nun durften alle Probanden die Top 10 noch einmal neu sortieren. Und siehe da: Wer nur die Seifenverpackung bewertet hatte, änderte die Reihenfolge erheblich. Manche Alben wurden höher eingestuft, andere niedriger. Ganz anders die Einschätzung derer, die sich die Hände gewaschen hatten: Sie bewerteten die CDs genau so wie beim ersten Mal. Das Händewaschen hatte dazu geführt, dass
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