Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
Arnault verdient Milliarden mit Produkten, die kein Mensch braucht. Trotzdem will sie jeder haben. Arnault ist Chef des weltgrößten Nobelkonzerns Louis Vuitton Moët Hennessy, kurz LVMH. Mit Uhren, Champagner, Mode und anderem Bling-Bling erwirtschaftete der Konzern allein im Jahr 2009 einen Umsatz von rund 17 Milliarden Euro, der Nettogewinn betrug am Ende ganze 1 700 000 000 Euro. Und das war ein schlechtes Jahr für die Luxusgüterindustrie!
Auch im Internet brummt der Absatz mit edlem Tand. Online-Händler wie brands4friends, BuyVIP, Vente-Privée oder Yoox verzeichnen schon seit Jahren spektakuläre Mitglieder- und Umsatzzuwächse. Es sind vor allem die jüngeren Luxusliebhaber und Designjünger (Altersdurchschnitt: 32 Jahre), die im Netz nach Schnäppchen suchen. Auch sie wollen Mode oder Schmuck von Prada, Gucci und Louis Vuitton – hoffen aber im Web etwas weniger dafür ausgeben zu müssen. Doch mal ehrlich: Wenn das Label auf manchen dieser Produkte nicht besonders auffällig prangen würde, könnte man sie kaum von anderen unterscheiden. Wenn man den Gedanken weiterspinnt, muss man sich sogar ernsthaft fragen, warum es überhaupt so etwas wie Luxusgüter gibt. Streng genommen dürften sie gar nicht existieren – sie widersprechen so ziemlich allen ökonomischen Prinzipien. Einerseits.
Der amerikanische Ökonom Thorstein Veblen sieht das jedoch anders. Er machte sich in seinem Werk ›Theorie der feinen Leute‹ im Jahr 1899 eigene Gedanken über Luxusgüter. Zuvor glaubten Wirtschaftswissenschaftler uneingeschränkt an das Gesetz der Preiselastizität, kurz: Die Nachfrage sinkt, wenn der Preis steigt. Zwar verlaufen die Kurven dazu bei einigen Gütern unterschiedlich steil, aber die Richtung ist praktisch immer dieselbe. Entsprechend dürfte es beispielsweise Luxusautos gar nicht geben.Gemessen an der Nachfrage lohnt sich trotz des hohen Preises deren Entwicklung und Produktion kaum. Zudem bringt einen auch ein Golf von A nach B. Der ist obendrein billiger und verbraucht weniger Benzin. Nur ist die Wolfsburger Mittelklassekarosse vielleicht nicht ganz so schnell und dürfte auch nicht allzu viele Blicke auf sich ziehen.
Ganz anders beim schnittigen Italoflitzer. Sobald der um die Kurve röhrt, bleiben Passanten stehen, schauen entweder verzückt oder neidisch drein, und manch einer kommt ins Schwelgen. Das Auto vermittelt ein Lebensgefühl aus Dolce Vita und Playboy-Romantik. Und genau das ist das Entscheidende: Man bezahlt bei solchen Autos nicht nur den hochgetunten Motor, das Sechs-Gang-Getriebe oder kurvige Chassis, man bezahlt vor allem die Extra-Eigenschaften, die quasi bei jedem Luxusgut mit ausgeliefert werden. Je mehr es sind, desto höher der Preis, und – das ist das Paradoxe – desto begehrenswerter wird das Produkt. Und das nennt man dann den Veblen-Effekt.
Im Alltag tritt er an zahlreichen Stellen auf, etwa bei den schon erwähnten Statussymbolen wie Autos, Schmuck oder Mode. Aber auch bei Luxusimmobilien, Segel- oder Motoryachten. Zu den verrücktesten Veblen-Produkten, die schier aberwitzige Rekordpreise erzielen, zählen etwa diese:
Das teuerste Anwesen der Welt steht im Londoner Edelviertel Kensington. Der Inder Lakshmi Mittal, Besitzer des Stahlkonzerns Arcelor Mittal, zahlte 2005 dafür umgerechnet 105 Millionen Euro.
Die längste Yacht der Welt besitzt derzeit der russische Milliardär Roman Abramowitsch. Die in Hamburg gebaute »Eclipse« hat mit einer Länge von 155 Metern den bisherigen Spitzenreiter, die 147 Meter lange »Prince Abdul Aziz« des verstorbenen saudi-arabischen Königs Fahd, überholt. Wie viel das Boot gekostet hat? Darüber wird geschwiegen, Experten sind sich aber sicher: nicht unter 200 Millionen Euro.
Das teuerste Auto der Welt ist ein Ferrari 250 Testa Rossa,Baujahr 1957. Er wurde 2009 im italienischen Maranello versteigert – zum Preis von neun Millionen Euro.
Die teuerste Uhr der Welt stammt von der Schweizer Luxusmarke Chopard, ausgestattet mit Hunderten von funkelnden Diamanten. Das Glitzergeschmeide fürs Handgelenk hat den Gegenwert einer hochwertigen Motoryacht:20 Millionen Euro.
Den teuersten Cocktail der Welt können Sie im Burj al Arab schlürfen. Für schlappe 4690 Euro bekommen Sie in dem höchsten Hotel Dubais einen 55 Jahre alten Whiskey serviert, mit Maracujazucker auf Eiswürfeln aus schottischem Edelwasser.
Das teuerste Hotelzimmer der Welt ist das Penthouse im Hotel
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