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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Zuversicht, Frische, Lebensfreude, Entspannung, Gesundheit, Beharrlichkeit, Durchsetzungsvermögen, Meditation
Schwarz
(8   Prozent)
Stärke, Sachlichkeit, Funktionalität, Undurchdringlichkeit, Dunkelheit, Tod, Trauer, Bedrängnis, Negation, Einsamkeit, Konservativität
    Viele Untersuchungen zum Thema enthalten auch praktische Elemente für den Berufsalltag: So konnten die beiden Psychologen Ravi Mehta und Rui Zhu von der Universität von British Columbia in einer Reihe von Experimenten mit eingefärbten Bildschirmhintergründen zeigen, dass Rot die Aufmerksamkeit steigerte (was bei detailreichen Aufgaben gut war), während Blau die explorative Motivation erhöhte (was sich wiederum positiv auf die Kreativität der Probanden auswirkte). Auch bei Versuchen mit Bausteinen entwickelten die Versuchsteilnehmer mit ausschließlich roten Klötzchen eher pragmatische Gebilde, während die Gruppe mit blauen Steinen tendenziell kreative Designs entwarf. Das Duo Mehta und Zhu wirbt seitdem dafür, Wandfarben in Schulen, Universitäten oder Büros gezielt einzusetzen. »Zu Brainstormings sollten Sie Ihre Leute unbedingt in einen blauen Raum schicken«, raten Sie etwa Managern. Willkommen zur Blue Hour im Büro!
    Doch zurück zur Cocktailparty-Studie. In ihrer Urfassung notierten die beteiligten Wissenschaftler, dass Menschen Bars mit roten Räumen bevorzugten, in blauen aber länger blieben. Das wurde seitdem immer wieder verbreitet, stimmt aber so nicht.
    Die Testbedingungen dieser ersten Studie waren nämlich mehr als lausig, sodass sie im März 2006 in New York noch einmal wiederholt wurde. Diesmal arrangierten die Wissenschaftler drei jeweils gleich große Räume, einschließlich einer Bar mit zwölf Stühlen und vier Computern auf einem Podest. Jeder Raum war identisch weiß eingerichtet, den einzigen Unterschied bildeten die Wandfarben in Rot, Gelb und Blau, ausgewählte Töne, die die Wissenschaftler zuvor aus den beliebtesten Farben populärer U S-Marken destilliert hatten.
    Kaum war die Partymeile fertiggestellt, wurden die Probanden auch schon zu einer Cocktail-Sause eingeladen. Nur die Bedingungen waren vielleicht etwas ungewöhnlicher als sonst: Während der Feier trugen die Gäste Brustbänder, die ihren Herzschlag maßen; auf der Party selbst sollten sie an den Computern einen Fragebogen zu ihrer emotionalen Verfassung ausfüllen,und natürlich wurden sie während der gesamten Zeit von Kameras beobachtet, die ihre Gespräche aufzeichneten sowie genau registrierten, wie viel sie bestellten, aßen und tranken. Aber sonst: super Party.
    Die Ergebnisse des Versuchs sind in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Zunächst einmal wollten rund doppelt so viele Probanden lieber im gelben Raum abfeiern als im blauen Ambiente. Allerdings verließen sie die Party wesentlich früher. Wer sich dagegen erst einmal ins blaue Zimmer verirrt hatte, blieb länger.
    Die Besucher des roten Raums wiederum notierten in ihrem Fragebogen, dass sie sich irgendwie ständig hungrig und durstig gefühlt hätten   – ganz im Gegensatz zu den Gästen in der gelben Stube. Als die Forscher später die tatsächlich verspeisten Mengen verglichen, zeigte sich allerdings auch, warum: Unter dem Einfluss des gelben Anstrichs hatte das Partyvolk rund doppelt so viel zu sich genommen wie die Besucher der beiden anderen Räume. Mag auch Rot den Appetit steigern   – Gelb ist das wahre Wandgift für die Figur.
    Im blauen Salon indes berichteten die Gäste häufiger, dass ihre Zeit scheinbar stillstand und sie sich sehr entspannt gefühlt hätten. Und in der Tat zeigte sich bei der Auswertung der Kameraaufnahmen, dass sich die Menschen zwischen all dem Blau merklich langsamer bewegten als die übrigen Partygänger. Macht Blau also träge?
    Ganz so ist auch nicht. Denn hinsichtlich der Herzfrequenz gab es bei den Gruppen keinerlei Unterschiede. Blau hat zwar offenbar eine beruhigende Wirkung   – die ist aber eher sozialer als physischer Natur.
    Überhaupt wurden die Forscher vor allem bei der gesellschaftlichen Wirkung der Wandfarben fündig: So zog sich das Fetenvolk im blauen Raum vornehmlich in die Zimmerecken sowie vereinzelt an die Wände zurück, während sich die Besucher der gelben und roten Räume in der Mitte zusammendrängten. Unter dem Einfluss von Gelb fiel die physische Aktivität besonders hoch aus: Verglichen mit den beiden anderen Gruppen unterhieltensich die Leute hier angeregter, lachten häufiger und lauter, wechselten öfter die

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