Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
Leim zu gehen. Nicht selten kommt man dabei an unfreiwillig komischen, merkwürdig synchronisierten und äußerst fragwürdigen U S-Verkaufsshows vorbei. Angepriesen werden überwiegend Küchengeräte, während am unteren Bildrand das kleine Warnschild eingeblendet wird: »Dauerwerbesendung«. Klar, im ersten Moment greifen nur die ganz Schwachen zum Telefonhörer und bestellen den Tinnef, den sie im Discounter um die Ecke zum halben Preis bekommen könnten (so sie ihn überhaupt brauchen). Doch lassen wir uns den Untersuchungen von Hovland zufolge länger berieseln, denken wir irgendwann nicht mehr darüber nach, dass uns da jemand einem Dauerbombardement von Koof-mich-Botschaften aussetzt. Und haben wir erst ein paarmal darüber geschlafen, gefällt uns der Zipp-Zapp-Zwiebelzerhäcksler immer besser. Was wir dagegen tun können? Nicht viel, außer: schnell den Sender wechseln!
QUIZ: WER WARB WOMIT?
1. Nichts ist unmöglich.
2. Weckt, was in dir steckt.
3. Da weiß man, was man hat.
4. Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn.
5. Macht Kaffee zum Genuss.
6. Alle Herrlichkeit der Tropen zum Greifen nah.
7. So wertvoll wie ein kleines Steak.
8. Man sagt, er habe magische Kräfte.
9. Quadratisch. Praktisch. Gut.
10. Gute Preise. Gute Besserung.
11. Alles, was ein Bier braucht.
12. Besser ankommen.
13. Der Duft der großen, weiten Welt.
14. Die längste Praline der Welt.
15. So sauber, dass man sich drin spiegeln kann.
Lösung:
[1 Toyota, 2 Müller Milch, 3 Persil, 4 Calgonit, 5 Melitta, 6 Bounty, 7 Fruchtzwerge, 8 Fernet Branca, 9 Ritter Sport, 10 Ratiopharm, 11 Clausthaler, 12 Ford, 13 Peter Stuyvesant, 14 Duplo, 15 Meister Proper]
DER HALO-EFFEKT
Wie leicht sich unser Urteil manipulieren lässt
Es ist ein Psychothriller im doppelten Sinn. In ›Mr Brooks‹ spielt Kevin Costner einen schizophrenen Serienkiller, der wahllos Liebespaare ausspioniert, um sie eines Tages in ihren Schlafzimmern kaltblütig zu ermorden. Obwohl er wahnsinnig ist, verdächtigt ihn keiner. Denn in seinem zweiten Leben ist MrBrooks ein erfolgreicher Unternehmer, achtbarer Bürger und liebevoller Vater.
Bei einem seiner letzten Morde passiert ihm jedoch ein Fehler: Ein Spanner beobachtet ihn bei der Tat und erpresst ihn anschließend. Jedoch möchte er kein Geld, sondern vielmehr selbst beim nächsten Mord dabei sein, um zu spüren, wie es ist, einen Menschen zu töten. Und genau an dieser Stelle vollbringt der Film sein eigentliches Psychomeisterstück: Er manipuliert den Zuschauer so lange, bis der den sensationslüsternen Spanner zunehmend hasst, während der eiskalte Serienkiller ihm immer sympathischer wird. Am Ende wünscht man Mr Brooks beinahe, dass er davonkommt und der Spanner zur Hölle fährt – und das nur, weil man Kevin Costners Zerrissenheit, seine distinguierte Art und sein gutes Aussehen ständig vor Augen geführt bekommt. Der ganze Film spielt im Grunde genommen mit dem sogenannten Halo-Effekt.
Entdeckt wurde dieses sozialpsychologische Phänomen bereits im 19. Jahrhundert von dem amerikanischen Verhaltensforscher Edward Lee Thorndike. Kurz gesagt beschreibt dieser Effekt einen Wahrnehmungsfehler, bei dem einzelne Eigenschaften einer Person so dominant auf uns wirken, dass sie einen überstrahlenden Gesamteindruck erzeugen – deshalb auch Halo-Effekt (englisch für Heiligenschein).
Manchmal reicht im Vorstellungsgespräch eine Geste, ein einziges Wort, ein simpler erster Eindruck, der dem Personaler übel aufstößt – und schon kippt die ganze Bewerbung. Jede Aussage wird dann auf die Goldwaage gelegt oder anders aufgenommen, als sie der Kandidat meint. Horn Effekt heißt das in Fachkreisen und ist eine klassische Psychofalle für Personaler.
Das klingt, zugegeben, noch kompliziert, lässt sich aber im Alltag leicht beobachten: Wer zum Beispiel besonders dick ist, wird häufig und vor allem über seinen Körperumfang wahrgenommen – und steht damit sofort im Generalverdacht, maßlos, faul, willensschwach odergar dumm zu sein. Schüler mit Brille wiederum wirken auf zahlreiche Lehrer belesen, wenn nicht gar intelligent. Selbst Blondinen-Witze sind nichts weiter als das pointierte Eingeständnis, dass Klischees größer sein können als unser Verstand. Und natürlich spielen, um beim Eingangsbeispiel zu bleiben, auch die Hollywood-Stars perfekt mit dem Übertragungsphänomen: Weil viele von
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