Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
Körperhaltung und zirkulierten mehr durch den Raum. Etwas schwächer fiel das im roten Ambiente aus, während die Szenerie unter Blauschimmer tendenziell erstarrte.
Was sich daraus lernen lässt? Nun, wir wissen zwar nicht, welche Farben die Wände in Ihrem Wohnzimmer, Schlafzimmer und in der Küche haben. Womöglich aber ist Blau keine allzu gute Schlafzimmerfarbe für Frischverliebte und Gelb ungeeignet für Küchen – insbesondere wenn man vorhat, abzunehmen. Falls Sie das alles jedoch als großen Humbug abtun oder aber derlei Einflüssen entgehen wollen, können Sie Ihre Wohnungswände auch schlicht weiß streichen. Rote Kleidung kommt darin übrigens ganz prima zur Geltung.
DER DENOMINATIONS-EFFEKT
Warum das Geld zwischen den Fingern zerrinnt
»Wir haben in Deutschland kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem«, hat der ehemalige CD U-Wirtschaftspo litiker Friedrich Merz einmal gesagt, als er noch der Bundestagsfraktion vorsaß. Er meinte damit vor allem den Staatshaushalt, lag aber ziemlich nah an einer allgemeingültigen Wahrheit. Nur in einem Punkt irrte er sich: Es handelt sich hierbei nicht um ein deutsches Problem. Das Phänomen existiert weltweit. Vor allem im kleinen Maßstab, nein, gerade dort!
In unserem Bekanntenkreis kennen wir ein paar Menschen, die wollen regelmäßig mehr sparen und weniger ausgeben, können es aber partout nicht. Egal, wie sehr sie sich anstrengen: Das Geld zerrinnt ihnen nur so zwischen den Fingern. Und diese Leute leiden gewiss nicht an Konsumsucht. Das Problemliegt vielmehr direkt in ihrer Geldbörse – und damit meinen wir tatsächlich das Fehlen von großen Beträgen darin: Es sind die vielen kleinen Scheine und Münzen, die den Wohlstand rapide verfallen lassen.
Darauf gekommen sind die beiden Psychologen Priya Raghubir von der New-York-Universität und Joydeep Srivastava von der Universität von Maryland – und zwar ausgerechnet an einer Tankstelle in Omaha. Präpariert mit einigen Geldscheinen und Münzen, sprachen die Forscher Reisende auf dem Weg zur Kasse an, ob diese ihnen einen kleinen Fragebogen kurz beantworten könnten. Der war jedoch bloß Tarnung. Der eigentliche Trick war, dass sie den ahnungslosen Versuchsteilnehmern zum Dank jeweils fünf Dollar schenkten – allerdings in unterschiedlicher Form: Die einen bekamen eine Fünf-Dollar-Note, andere fünf einzelne Ein-Dollar-Scheine und die dritte Gruppe fünf Ein-Dollar-Münzen. Nachdem die Leute ihre Tankrechnung beglichen hatten, sprachen Raghubir und Srivastava sie beim Herauskommen erneut an. Diesmal wollten sie wissen, wie viel von den fünf Dollar noch übrig war. Und ob Sie es glauben oder nicht: Die Probanden mit den Dollar-Münzen hatten das meiste schon wieder verprasst, jene mit den Dollar-Scheinen etwas weniger, aber jeder (!), der einen Fünf-Dollar-Schein bekommen hatte, trug ihn noch bei sich.
Wissen Sie, welcher Euro-Schein der seltenste ist?
Geldschein
Umlaufmenge
5 Euro
1498 Millionen
10 Euro
2042 Millionen
20 Euro
2690 Millionen
50 Euro
5199 Millionen
100 Euro
1472 Millionen
200 Euro
178 Millionen
500 Euro
564 Millionen
Quelle: Europäische Zentralbank,
Stand: 2009
Sie denken, das sei ein spezielles Phänomen der amerikanischen Kultur? So mit Klimpergeld in der Tasche … Falsch! Raghubir und Srivastava wiederholtenihr Experiment wenig später in ähnlicher Konstellation in China: Die Hausfrauen dort verhielten sich genauso.
Die umfassende Studie dazu wurde Anfang 2010 im ›Journal of Consumer Research‹ veröffentlicht und kommt zu dem Ergebnis, dass der Wert der einzelnen Münzen und Geldscheine, die wir mit uns herumtragen, erheblichen Einfluss auf unser Konsumverhalten hat – oder wie es von wissenschaftlicher Seite genannt wird: kleines Geld, großer Denominations-Effekt. Wer nominell kleine Münzen oder Geldscheine im Portemonnaie hat, gibt diese deutlich schneller aus: Mal eben einen Kaffee hier, einen Schokoriegel dort, etwas Trinkgeld – zack!, schon sind fünf Euro weg. Als Grund hierfür vermuten die Forscher, dass wir große Scheine mit größeren Anschaffungen assoziieren und deshalb weniger verschwenderisch damit umgehen.
Ein Umstand, den sich gerissene Verkäufer übrigens längst instinktiv zunutze machen: So werden Sie in einer Bar auf einen großen Schein vorzugsweise viele kleine herausbekommen. Warum? Ganz einfach: Weil der Barkeeper darauf spekuliert, dass Sie ihm davon
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