Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
ihnen überdurchschnittlich attraktiv sind und auf die eine oder andere Art Helden verkörpern, denken ihre Fans, sie seien auch im realen Leben schlagfertige, glamouröse und durchweg liebenswürdige Übermenschen. Sind sie aber nicht. Jedenfalls nicht alle. So manch hochbezahlte Leinwandgröße kann ein dümmlicher Charakterzwerg sein, der nicht einmal einen geraden Satz aussprechen kann, solange kein anderer diesen für ihn schreibt.
Die Wucht, die der Halo-Effekt entwickelt, ist derart groß, dass ganze Wirtschaftszweige ohne ihn kaum existieren könnten. Die Kosmetikindustrie zum Beispiel wäre ohne den Halo-Effekt praktisch pleite. Ähnlich verhält es sich mit der Modebranche: Mittels Halo-Hilfe verwandelt sich eine simple, in China für ein paar Cent zusammengeschneiderte Jeans binnen Sekunden in ein 200 Euro kostbares Must-have-Accessoire – solange sie nur am Körper eines angesagten Supermodels prangt. Und auch der Käufer nutzt am Ende den Effekt quasi en passant. Mittels Markenstrahlkraft demonstriert er oder sie: »Sieh her, weil ich eine solche Hose trage, bin ich ebenfalls attraktiv, hip und irgendwie besser als jeder Billighosenträger.«
Das eigentlich Fiese am Halo-Effekt ist allerdings, dass wir ihn kaum abstellen können. Wir können seine Funktionsweise intellektuell noch so sehr begriffen und verinnerlicht haben – beim nächsten Mal trübt er unser Urteilsvermögen doch wieder. So werden die meisten Menschen auch weiterhin finden, dass Coca-Cola besser schmeckt als Aldi-Cola, obwohl sich bei Blindtests kaum Unterschiede feststellen lassen. Und Politiker werden auch weiterhin, speziell vor Wahlen, versuchen, ausnehmend freundlich, offen und nett zu wirken, um ihre Wähler glaubenzu machen, dass so jemand ein substanzielles Programm haben muss. Umgekehrt können wir auch nicht verhindern, dass uns andere binnen Sekunden in eine Schublade stecken und beispielweise von unserer Frisur auf unsere Stimmung schließen oder von der Körbchengröße auf den Intellekt. Es ist der Automatismus des ersten Eindrucks, unsere Liebe zu Stereotypen, die alles überstrahlt. Ein Irrlicht, keine Frage. Aber versuchen Sie das mal jemandem zu erklären, der nur Augen für eine 20 0-Euro - Jeans hat.
DER WANDFARBEN-EFFEKT
Warum wir gelbe Räume lieber mögen
Vorab eine Warnung: Weiterlesen könnte eine spontane Wohnungs-Renovierung auslösen. Jedenfalls wenn Sie den Ergebnissen der sogenannten Cocktailparty-Studie Glauben schenken. Die ist unter anderem der Frage nachgegangen: Können Wandfarben Verhalten beeinflussen? Klingt durchgeknallt, zugegeben. Dahinter steckte aber eine ernsthafte Hypothese. Konkret bestand der Verdacht, dass die Farbe Gelb aggressiv macht und rote Wände dafür sorgen, dass man mehr isst.
Was nach einer listigen Viralkampagne für die nächste Ausgabe des ›Gault Millau‹ klingt, beschäftigt inzwischen einen ganzen Forschungszweig und ebenso viele Innenarchitekten. Ohne Zweifel spielen Farben in unserem Alltag eine enorme Rolle. Mittlerweile wird kaum noch bezweifelt, dass Farben so manche Reaktion provozieren und unser Handeln verändern können. Sie sind in der Lage, uns zu warnen und den Blutdruck zu steigern, ebenso wie sie den Appetit anregen und Menschen attraktiver machen können. Vor allem Frauen.
So haben Studien ergeben: Eine Frau in einem roten Kleidwirkt auf zahlreiche Männer sofort anziehender als in einem weißen oder schwarzen Fummel. Mehr noch: Als Forscher der britischen Durham-Universität einmal die Wirkung von Trikotfarben bei olympischen Athleten untersuchten, fanden sie heraus, dass rot gekleidete Ringer in 60 Prozent der Fälle die blau gekleideten besiegten. Ihre Schlussfolgerung daraus: Rot strahle mehr Dominanz aus und schüchtere die Gegner ein. Warum sich diese Farbwirkung so diametral wandelt, sobald aus dem engen Sportdress ein figurbetontes Abendkleid wird, konnte bisher allerdings nicht enträtselt werden.
DIE FÜNF BELIEBTESTEN FARBEN DER DEUTSCHEN (UND IHRE BEDEUTUNG)
Blau
(38 Prozent)
Harmonie, Sauberkeit, Vertrauen, Freundschaft, Treue, Zuverlässigkeit, Zufriedenheit, Ruhe, Unendlichkeit, Kälte, Phantasie
Rot
(20 Prozent)
Liebe, Leidenschaft, Verführung, Temperament, Wärme, Energie, Tatendrang, Impulsivität, Dynamik, Gefahr, Zorn
Orange
(14 Prozent)
Freude, Spaß, Lebhaftigkeit, Ausgelassenheit, Aufgeschlossenheit, Leichtlebigkeit, Optimismus, Selbstvertrauen, Jugendlichkeit
Grün
(12 Prozent)
Hoffnung,
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