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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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IQ seit 1999 kontinuierlich.
    Ist es also an der Zeit, den intellektuellen Niedergang der Menschheit zu beklagen? Eher nicht   – selbst der Entdecker des Effekts beschwichtigt, das Ergebnis eines I Q-Tests allein sage noch nichts über einen Menschen aus. James Flynn hat übrigens selbst einmal einen solchen Test absolviert. Das Ergebnis hat er nie erfahren   – Flynn wollte es gar nicht erst wissen.

DAS SIEBEN-PHÄNOMEN
    Warum wir uns keine acht Dinge merken können
    »Bitte, Band ab!«   – Die etwas älteren Leser werden sich noch an dieses legendäre Kommando erinnern. Es stammt aus der großen Samstagabend-Spielshow ›Am laufenden Band‹, die Rudi Carrell zwischen 1974 und 1979 in der ARD moderierte. Ingesamt entstanden dabei 51   Folgen, bei denen jedes Mal vier Kandidatenpaare gegeneinander antraten. In mehreren K.-o.-Runden mussten sich diese durch einen Hindernisparcours kämpfen: Schlagfertigkeitsübungen, Stegreifsketche und Improvisationspiele. Schließlich blieb nur noch ein Kandidat übrig. Der setzte sich auf einen Stuhl und konzentrierte sich. Auf einem Fließband fuhren zahlreiche Gegenstände an ihm vorbei: eine Kaffeemaschine, ein Regenschirm, Unterwäsche, ein Koffer, eine matte Zinkkanne, ein edles Schachbrett, Teegeschirr, ein Modellflugzeug, Skier, Rollschuhe, ein Globus, ein Staubsauger, ein Zeitungsständer, ein Sektkübel, ein Fahrradreifen, ein Bügelbrett   – und schlussendlich das obligatorische Fragezeichen. Jeden Gegenstand, den der Kandidat kurz danach innerhalb von 30   Sekunden aufzählen konnte, durfte er mit nach Hause nehmen. Manchmal verbargen sich hinter den Symbolen sogar Preise wie Reisen oder größere Warengutscheine.
    Jetzt die Frage an Sie: Wie viele der oben genannten Gegenstände können Sie noch aus dem Gedächtnis aufzählen   – aber nicht pfuschen! Wir haben den Test mit ein paar Freunden gemacht: Der Durchschnitt liegt bei sieben Gegenständen. Sie können es gerne selbst ausprobieren, das Ergebnis wird höchstwahrscheinlich dasselbe sein. Und das ist völlig normal, denn die Zahl Sieben stellt in der Kognitionspsychologie eine Art magische Grenze dar.
    Bereits vor rund 300   Jahren entdeckte John Locke das sogenannte Sieben-Phänomen: Testpersonen, die eine größere Anzahl von Gegenständen kurz ansehen und sich merken sollten,erreichten bei bis zu sieben Objekten eine Trefferquote von nahezu 100   Prozent. Danach sank die Merkfähigkeit jedoch rapide ab. Wer acht Dinge erinnern kann, besitzt demnach schon ein überdurchschnittliches Kurzzeitgedächtnis, mit neun Merkposten liegt man angeblich schon im Bereich von 150   I Q-Zählern .
    George A.   Miller, ein US-amerikanischer Psychologe und Professor an der Princeton-Universität, geht in seinen Forschungen noch weiter. Er behauptet, dass der Mensch allenfalls sieben plus/minus zwei Informationen gleichzeitig in seinem Kurzzeitgedächtnis memorieren kann   – die sogenannte Miller’sche Zahl. Er selbst schrieb 1956 darüber:
     
    »Seit sieben Jahren verfolgt mich diese Zahl, sie begegnet mir in den meisten meiner privaten Daten und überfällt mich in zahlreichen populären Journalen. Diese Zahl verstellt sich zuweilen und versteckt sich hinter mancher Verkleidung   – mal ist sie ein bisschen größer, mal ein wenig kleiner als üblich. Aber sie variiert nie so stark, dass man sie nicht doch wiedererkennen könnte.«
     
    Für Miller steht fest, dass die Größe des Kurzzeitgedächtnisses genetisch bedingt ist und nicht einmal durch Training verbessert werden kann. Warum das so ist, stellt eine interessante Frage dar, die dringend von anderen Menschen als von uns geklärt werden sollte. Klar ist aber, dass die Spielshow ›Am laufenden Band‹ exakt auf diesen Erkenntnissen aufbaute. Ganz schön clever: So ging die Produktionsfirma kein allzu großes Risiko ein, am Ende wirklich alle Preise verschenken zu müssen.
    Neben Kultsendungen lassen sich aus dem Sieben-Phänomen natürlich auch ein paar pragmatische Ableitungen für den Alltag generieren:
Persönlich: Wer im Laufe eines Tages mehr als sieben Aufgaben und Ziele gleichzeitig verfolgt, dürfte sich ziemlich wahrscheinlich verzetteln und den Überblick verlieren.
Kommunikativ: Falls Sie eine Präsentation halten wollen, packen Sie bitte nicht mehr als sieben Punkte auf eine Folie, und gliedern Sie Ihren Vortrag auch nicht in mehr als sieben Teile   – das kann sich sonst kein Mensch merken (es sei denn, das ist Ihre wahre

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