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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Inhalts verschollen. Kein Wunder also, dass sich so wenige den Hochzeitstag, die Sozialversicherungsnummer oder ihre PIN merken können.
    In der griechischen Mythologie gelten Mnemosyne und Lethe als gegensätzliche Göttinnen   – und Unterweltflüsse. Wer etwa aus der Mnemosyne trank, erlangte ein famoses Gedächtnis, mitunter sogar Allwissenheit. Wer hingegen vom magischen Wasser der Lethe kostete, vergaß alles. In dem flüssigen Element wurden alle Erinnerungen sprichwörtlich liquidiert. In manchen mythischen Beschreibungen reicht Göttin Lethe Verstorbenen beim Eintritt in den Hades den »Trank des Vergessens«. Erst wenn die Seelen der Toten sich überhaupt nicht mehr an ihr altes Leben erinnern, können sie wiedergeboren werden   – oder sich dem seligen Rausch des Vergessens hingeben, weil man ja auch vergisst, dass man zurückkehren könnte.
    Nun ist es dummerweise nie so, dass man schon vorher wüsste, welche Wissensteile sich im Lauf der Zeit aus unseren grauen Zellen verabschieden, sodass wir, um der drohenden Wissensverdunstung zu entgehen, nur zwei Alternativen haben: uns damit abfinden   – oder geeignete Gegenstrategien entwickeln. Ein Ansinnen, das übrigens schon die Leute in der Antike hatten. So steht etwa Mnemosyne, die griechische Göttin des Gedächtnisses, bis heute als Sinnbild für diverse Techniken, denen sie ihren Namen gab: der Mnemomik, beziehungsweise den Mnemotechniken. Um sie zu entwickeln, musste man allerdings erst einmal verstehen, wie das Memorieren funktioniert.
    Dabei werden, grob gesagt, jedes Mal Nervenverbindungen, sogenannte Synapsen, neu kurzgeschlossen. Entscheidend für die Merkfähigkeit ist, wie viele verschiedene Verbindungen es zu diesem oder jenem Begriff gibt. Je mehr Alternativen das Gehirn hat, um das gesuchte Wort zu finden, desto schneller können wir es aus der hintersten Ecke unserer grauen Zellen ins Bewusstsein laden. Entsprechend gilt es beim Auswendiglernen möglichst viele und starke Synapsenverbindungen zu erzeugen und zu dem Lernstoff möglichst auch Farben, Formen, Bilder, Gerüche, Geräusche, Gefühle und Geschichten zu speichern. Soempfehlen die meisten Gedächtnistrainer bei allem Einprägen, die Lernzeit aufzuteilen. Über vier Wochen hinweg pro Tag zehn Minuten zu pauken (also 300   Minuten) bringt deutlich mehr als an einem Tag fünf Stunden (auch 300   Minuten) zu büffeln. Was ebenfalls hilft:
Aufschreiben. Wenn wir Dinge notieren, die wir uns merken wollen, transformieren wir sie in eigene Worte. Aus den Buchstaben werden zudem Bilder, die wir uns besser merken können. Etwas gemalt zu haben, erzeugt für das Gehirn obendrein ein sinnliches Erlebnis: Der Duft des Papiers oder die Lösungsmittel im Stift   – allesamt sinnliche Eindrücke, die sich um das Gelernte ranken.
Schlafen. Für das dauerhafte Memorieren ist Schlaf essenziell. Schon kurz nach dem Einschlafen lernen wir. Nach rund 15   Minuten fallen wir in den Deltaschlaf, in dem das Gehirn die tagsüber gelernten Informationen aus dem Zwischenspeicher (Hippocampus) in den Langzeitspeicher (Neokortex) schiebt. Dabei entsorgt es den Datenmüll, um für neue Informationen Platz zu schaffen, und bildet gleichzeitig das sogenannte deklarative Gedächtnis: Wir merken uns Fakten, Vokabeln, Geschichten.
Verknüpfen. Eine weitere Technik, Neues zu behalten, ist, es mit bereits vorhandenem Wissen zu verschmelzen. Die Nummer 3210072412 könnten Sie sich etwa so merken: »3   –   2   -   1 meins« ist der eBay-Slogan, 007 der Code von James Bond, 2412 das Weihnachtsdatum. Statt 3210072412merken Sie sich also nur: »eBay, Bond, X-Mas «. Oder eine abstruse Geschichte dazu: »Bei eBay kauft James Bond die Geschenke für Weihnachten.« Je absurder die Geschichte, desto besser der Memory-Effekt.
    Robert Stickgold von der Harvard Medical School fand im April 2010 heraus, dass zahlreiche Schlafpausen das Lernen erleichtern. Die Teilnehmer seines Experiments sollten verschiedene Orientierungsaufgaben in einer animierten Computerlandschaft lösen. Dabei zeigte sich: Jene Probanden, die zwischendurch ein kurzes Nickerchen einlegten und dabei träumten, orientierten sich schneller und lösten die Aufgabe besser.

DER RESTORFF-EFFEKT
    Was hervorsticht, behalten wir besser
    Das Tierreich liefert eine Fülle einprägsamer Weisheiten. Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Den Bock macht man besser nicht zum Gärtner. Dafür erfreuen

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