Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
Argument, um nachhaltig Eindruck zu schinden – denn das bleibt bei allen im Kopf.
Übrigens: Erinnern Sie sich noch an den Restorff Effekt?
Machen Sie jetzt den Test:
Welche Zahl stand in der Buchstabenreihe und welcher Buchstabe in der Zahlenreihe?
DER STROOP-EFFEKT
Warum wir lesen, ohne zu begreifen
»Wir nehmen zwar nicht immer alles wahr, aber wir sind nicht in der Lage, unsere Wahrnehmung daran zu hindern, immer so viel wie möglich wahrzunehmen«, schlaumeierte einst der Hirnforscher Manfred Spitzer. Aus seiner wissenschaftlichen Disziplin weiß man inzwischen, dass unsere fünf Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen) das menschliche Gehirn in jeder Sekunde mit rund elf Millionen Bits Informationen versorgen. Das entspricht rund 1,4 Megabyte – der Größe einer alten Floppy-Disk. Pro Sekunde! Im gleichen Zeitraum verarbeitet unser Bewusstsein aber nur 40 bis 50 Bits. Der Rest, soweit er überhaupt verarbeitet werden kann, wandert ins Unterbewusstsein. Und bringt dieses mitunter kräftig durcheinander.
Was dabei herauskommt, ist so eine Art Chaos-im-Hirn-Effekt, den Wissenschaftler aber anders nennen, damit es eben wissenschaftlicher klingt: Stroop-Effekt. Ist wirklich besser.
Wir haben ein bisschen getüftelt, wie wir Ihnen dessen Wirkung ganz plastisch vor Augen führen können, und haben uns entschieden, mit Ihnen einen kleinen Test zu machen. Sind Sie bereit? Egal, denn auch so geht es damit jetzt los. Wir werden Ihnen dazu drei kleine Aufgaben stellen. Lesen Sie bitte laut und deutlich folgende Wörter vor:
Okay, das war noch Kindercamping. Deshalb nun die nächste Aufgabe. Lesen Sie bitte erneut laut und deutlich folgende Wörter vor:
Merken Sie etwas? Für die zweite Aufgabe haben Sie minimal länger gebraucht. Faszinierend, oder? Okay, ein letzter Test: Sprechen Sie bitte dieses Mal laut und deutlich
die Farb-
beziehungsweise
Grautöne
aus, in denen die Wörter gedruckt sind:
Wir schätzen, Sie haben diesmal noch länger gezögert oder sind gar ins Stottern gekommen. Letztlich liegt das an einer Art Sinnesüberreizung und einem Widerspruch der Hirnaktivitäten: Das Lesen einfacher Worte wie »Rot« oder »Schwarz« ist ein automatischer, unwillkürlicher Akt, den wir kaum unterdrücken können. Das Erkennen und Nennen von Farben dagegen erfordert unsere willentliche Konzentration und Analyse. Beide Aktivitäten arbeiten in diesem Fall aber gegeneinander: Es kommt zu erheblichen Verzögerungen, dem Stroop-Effekt eben.
Der verdankt seinen Namen dem amerikanischen Psychologen John Ridley Stroop. Der widmete sich diesem Thema in seiner Dissertation bereits 1935. Damals wollte er zeigen, dass wir Wörter schneller lesen können, als ihre Farbe zu benennen. Im Original-Experiment benutzte Stroop allerdings mehrere Wortreihen und obendrein deutlich mehr und auch bunte Farben – was in diesem Buch für eine einzige Seite zu teuer geworden wäre. Wir wollten Ihnen das aber dennoch nicht vorenthalten und haben ein solches Beispiel auf einer Internetseite geparkt. Falls Sie über ein Smartphone und eine Software zur Barcode-Erkennung verfügen, halten Sie die Handykamera einfach auf die Abbildung links und folgen Sie dem codierten Link. Falls Sie kein solches Gerät haben, ist das aber auch nicht schlimm. In diesem Fall geben Sie die angegebene Internetadresse ganz altmodisch in Ihren Browser ein:
http://karrierebibel.de/das-anomaloskop/
DER HINDSIGHT-BIAS
Warum hinterher immer alle klüger sind
Der Besserwisser ist schon eine nervige Spezies. Übertroffen wird er aber noch vom Rechthaber. Es gibt Leute, die glauben, ein Abonnement auf die Weisheit zu besitzen. Dazu kommt: Sie drücken sich meist so geschickt aus, dass man sie so gut festnageln kann wie Eigelb. Beispiel Wetterprognose: »Hm, diese Wolken am Himmel. Ich glaube, es kommt ein Wetterumschwung.« Wird es am nächsten Tag schöner, ist das ein Umschwung – regnet es Katzen und Hunde, stimmt der Satz erst recht. Es ist ein bisschen so wie mit Horoskoptexten: »Kleine Unaufmerksamkeiten können eine unnötige Belastung für Ihre Beziehung nach sich ziehen. Vermeiden Sie unbedingt Streit, und vor allem vernachlässigen Sie Ihren Partner nicht.« Stimmt garantiert immer. Falls Sie sich mit Ihrer besseren Hälfte nicht zoffen, hat Sie das weise Orakel zutreffend gewarnt (siehe auch Barnum-Effekt). Falls doch – selbst schuld!
Natürlich wären Sie nie so töricht, auf solchen
Weitere Kostenlose Bücher