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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Monty-Hall-Dilemma   – benannt nach dem gleichnamigen U S-Moderator der Spielshow.
    Im Internet gibt es zu dem Phänomen eine Fülle ausführlicher Rechnungen, die hier zu weit führen würden. Daher eine verbale Erklärung:
    1.   Angenommen, der Kandidat wählt Tor A und der Flitzer steht tatsächlich dahinter: Dann würde er durch den Wechsel zu Tor C verlieren. Das ist Pech.
    2.   Angenommen, der Flitzer steckt hinter Tor B, der Kandidat wählt A, und der Moderator zeigt ihm das Nietentor C: Nun gewinnt er durch seinen Wechsel.
    3.   In der letzten Variante   – der Flitzer steckt hinter Tor C, Kandidat wählt Tor A, und Moderator zeigt Tor B   – gewinnt der Kandidat ebenfalls durch den Wechsel.
     
    Kurzum: In zwei von drei Varianten gewinnt der Finalist, indem er seine erste Entscheidung korrigiert. Und das passiert bei allen anderen denkbaren Fällen analog. Falls Sie also einmal Gast in einer Quizshow mit ähnlichen Spielregeln sind: Wechseln Sie! Das gilt allerdings nur für Ratesendungen. In den meisten anderen trivialen Fragen des Alltagslebens fahren wir besser damit, wenn wir unserer ersten, spontanen Wahl treu bleiben.
    Auch hierzu gibt es einen bemerkenswerten psychologischen Versuch, der als Poster-Experiment bekannt und von dem Amsterdamer Psychologen Ap Dijksterhuis und seinem Team 2004 erweitert wurde: Drei Studentengruppen sollten Kunstdrucke bewerten. Die erste Gruppe listete akribisch Für und Wider der Motive auf, die zweite entschied sich spontan, die dritte sah die Poster nur kurz an, wurde dann abgelenkt und musste sofort danach ein Lieblingsbild auswählen. Am Ende durften alle Teilnehmer ihr Lieblingsposter behalten. Das eigentlich Interessante passierte aber erst jetzt. Wochen später riefen die Forscher bei den Studenten an, um sich bei den Teilnehmern zu erkundigen, wie glücklich diese mit ihrer Wahl waren. Und was keiner gedacht hätte: Wer sein Traumbild dank Ratio erkor, war damit mehrheitlich unzufrieden; die Spontanentscheider waren schon glücklicher mit ihrer Wahl   – am zufriedensten aber waren die Abgelenkten. Bei ihnen übernahm offenbar das Unterbewusstsein die Bewertung. Und weil dessen Rechenleistung besser ist als jede mathematische Wahrscheinlichkeitsrechnung, trafen sie die beste Entscheidung.

DER MINORITÄTS-EFFEKT
    Warum die Minderheit oft die Macht hat
    Man kennt das. Mit Beginn der Wahlsaison reden alle Politiker gerne über Mehrheiten. Welche sie bereits besitzen, was die Mehrheit angeblich will (was diese Politiker selbstverständlich versprechen), und warum ihre Stimmen am Wahlsonntag reichen werden, den Regierungschef zu stellen. Dieses ewige Mehr, Mehr, Mehr ist Teil der psychologischen Kriegsführung. Es soll den Gegner verunsichern und natürlich Wählerstimmen mobilisieren. Es versperrt aber den Blick darauf, dass Minderheiten bei Entscheidungen mitunter die einflussreichere Gruppe sein können. Und damit sind jetzt nicht nur die vermeintlich kleinen Parteien gemeint, denen bei entsprechender Stimmverteilung und Koalition die Rolle des Züngleins an der Waage zufällt. Der Effekt, der sich dahinter versteckt, lässt sich auch in wesentlich kleineren Gruppen beobachten   – in Projektteams zum Beispiel.
    Lassen Sie uns das anhand eines amüsanten Versuchs beschreiben, den der Pariser Sozialpsychologe Serge Moscovici entworfen hat. Dazu ließ er seine Probanden farbige Dias ansehen. Alle zeigten blaue Flächen: hellblaue, dunkelblaue, aquamarinblaue, kobaltblaue, leuchtendblaue und so weiter. Anschließend sollten die Versuchsteilnehmer die Farbe benennen, die sie gerade gesehen hatten. Für Menschen, die nicht gerade an Farbenblindheit leiden, keine allzu schwere Aufgabe. Was die Teilnehmer jedoch nicht wussten: Es gab in jeder Gruppe zwei eingeweihte Querulanten, die vehement behaupteten, das Dia sei grün. Verblüffend: Wo immer die Farbenblindgänger ihre Stimme erhoben, stieg die Zahl derjenigen, die ebenfalls meinten, das Dia sei grün, signifikant an. Ganze 8,4   Prozent der Versuchsteilnehmer ließen sich so direkt in ihrer Meinung manipulieren, weitere 32   Prozent der Probanden gaben wenigstens einmal an, ein grünes Dia gesehen zu haben. Und das, obwohlzuvor ihre farbliche Sehfähigkeit getestet und als völlig normal eingestuft worden war.
    Nun muss man allerdings dazu sagen, dass es sich bei den eingeweihten Personen um wissenschaftliche Mitarbeiter handelte, die auf die anderen Teilnehmer einen souveränen und kompetenten

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