Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
den latenten Kasernenhofton des Titels geärgert. Von der denkwürdigen Begründung mal ganz zu schweigen. Wir verstehen dasgut   – und glauben, dass dennoch einige potenzielle Käufer sofort zugeschlagen hätten. Warum?
    Darum! Weil sie wie die meisten Menschen enorm auf Begründungen beziehungsweise auf das Wort »weil« reagieren. Das konnten etwa die beiden Psychologen Ellen Langer und Robert Cialdini nachweisen. Dazu haben sie ihren Probanden in einem Universitätsgebäude drei Fragen gestellt und gemessen, wie diese darauf reagieren. Die Fragen lauteten:
     
    »Entschuldigung, ich habe nur fünf Seiten. Könnte ich bitte an den Kopierer?«
     
    60   Prozent der Befragten gaben der Bitte unmittelbar nach. Offenbar handelte es sich um eine Hochschule mit sehr vielen sehr höflichen Studenten. Es folgten Stufe zwei des Experiments und eine variierte Fragestellung:
     
    »Entschuldigung, ich habe nur fünf Seiten. Könnte ich bitte an den Kopierer, weil ich es sehr eilig habe?«
     
    Aufgrund der (einleuchtenden) Begründung machten jetzt sogar 94   Prozent Platz am Kopiergerät. Der eigentliche Trick kommt aber erst mit Frage drei:
     
    »Entschuldigung, ich habe nur fünf Seiten. Könnte ich bitte an den Kopierer, weil ich ein paar Kopien machen muss?«
     
    Was für eine Erklärung! Obwohl die Begründung auffällig tautologisch und mehr als fadenscheinig ist, traten ganze 93   Prozent der Kollegen sofort beiseite. Das Fazit der Forscher: Offenbar ist die Qualität einer Begründung herzlich egal   – solange Sie Ihre Bitte nur mit irgendeinem Grund versehen, geben die anderen nach. Erstaunlich, nicht wahr? So, und jetzt empfehlen Sie dieses Buch bitte umgehend weiter, weil wir uns darüber sehr freuen würden.

D ER W IEDERHOLUNGS-EFFEKT
    Warum wir einer Aussage umso eher glauben, je öfter wir sie hören
    »Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!« Auf Deutsch: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss! Mit diesem Satz beendete der römische Feldherr Cato Censorius angeblich alle seine Reden. Auch dann, wenn es in der Ansprache gar nicht um Karthago ging. Der Ausspruch soll schließlich zum Dritten Punischen Krieg und damit zur tatsächlichen Zerstörung Karthagos geführt haben. Er gilt bis heute als historisches Beispiel dafür, dass Wiederholungen mächtiger sind als jede Wahrheit, solange man sie nur beharrlich äußert.
    Es ist das Prinzip der urbanen Legenden: Man muss den Leuten die Verschwörungstheorie nur oft genug einbläuen, dann glauben sie irgendwann, dass sie stimmt. Wie mächtig solche Wiederholungen auch in Konferenzen und Gruppenarbeiten sein können, zeigt eine Studie der amerikanischen Psychologin Kimberlee Weaver vom Institute for Social Research an der Universität Michigan. Grob zusammengefasst lautet das Ergebnis: Wer am lautesten brüllt und oft genug dasselbe erzählt, bekommt am Ende recht. Weaver fand heraus, dass schon drei Personen ausreichen, um die Meinung einer Gruppe zu repräsentieren, solange diese einmütig und unabhängig voneinander dieselbe Meinung kundtun (siehe auch Minoritäts-Effekt). Allein das wäre nicht allzu bahnbrechend gewesen. Weaver stellte aber ebenfalls fest, dass eine einzelne Person bereits 90   Prozent dieses Effekts erreicht, wenn sie nur dreimal dieselbe Meinung (vorzugsweise die eigene) wiederholt. Weaver und ihre Kollegen begründen dies mit unserem mangelhaften Erinnerungsvermögen: Irgendwann hört unser Gedächtnis auf zu unterscheiden, von wem die Aussage stammt   – ob von drei verschiedenen Menschen oder der immer selben Person. Und was oft genug gesagt wird, prägt sich eben besser ein.
    Dieses Phänomen, dass eine Aussage als wahrer beurteilt wird, je öfter sie von jemandem präsentiert wird, wird in Fachkreisen auch schon mal Truth-Effekt oder Reiterations-Effekt genannt und lässt sich so oder so nutzen: Es ermöglicht die gezielte Manipulation (etwa im Wahlkampf) genauso, wie es uns davor bewahren kann, allzu beharrlichen Wiederholungstätern im täglichen Meinungsaustausch auf den Leim zu gehen. Denn wer den Wiederholungs-Effekt kennt, ist jetzt natürlich gewarnt. Gewarnt. Gewarnt.

D AS B LUE-SEVEN-PHÄNOMEN
    Warum alle dieselbe Zahl und Farbe mögen
    Die eigentliche Frage lautet: Warum ausgerechnet die Sieben? Wer zum Beispiel durch eine Bibliothek schlendert und sich nach Zahlen umschaut, die in irgendeiner Form auf Buchtiteln erscheinen, wird feststellen, dass die Sieben dort wesentlich

Weitere Kostenlose Bücher