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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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erliegen, ist das meist ein schleichender Prozess.
    MONTY-HALL-DILEMMA
    Wer seine erste spontane Wahl korrigiert, steigert seine Gewinnchancen erheblich   – allerdings nur in Quizshows.
    MINORITÄTS-EFFEKT
    Wenn Minderheiten souverän auftreten und als kompetent gelten, können sie die Gemeinschaft enorm beeinflussen.
    ABILENE-EFFEKT
    Schweigen interpretieren wir häufig als stumme Zustimmung und treffen Entscheidungen, für die es gar keinen Konsens gibt.
    BEGRÜNDUNGS-EFFEKT
    Egal, wie blöd die Erklärung ist: Wer seine Bitte mit einem »Weil« begründet, bekommt meist, was er will.
    WIEDERHOLUNGS-EFFEKT
    Je öfter wir eine Sache hören, desto eher schenken wir ihr Glauben   – und vergessen, wie glaubwürdig die Quelle eigentlich war.
    BLUE-SEVEN-PHÄNOMEN
    Alle guten Sachen sind sieben. Denn das ist die weltweit beliebteste Zahl. Die globale Lieblingsfarbe ist dagegen Blau.
    CATCH-22-PHÄNOMEN
    Manche Probleme sind nicht zu lösen   – leider trifft das im Alltag oft die Schwächsten.

[ Menü ]
    PAUKEN UND TROMPETEN
    – Wie wir lernen   –

    Es gibt Sprüche, die sich im Gedächtnis einnisten wie eine Motte im Kleiderschrank. »Non scholae, sed vitae« ist so einer   – nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Mit dieser Weisheit haben uns schon unsere Lehrer genervt: Was auch immer sie uns beibrachten   – es sei weniger wichtig für unser Zeugnis, dafür umso mehr für die weitere Laufbahn. Ja ja, schon gut!

    Natürlich war damals so ziemlich jeder Schüler anderer Meinung, bis auf ein paar Streber vielleicht. Die Reaktion ist ja auch we nig erstaunlich: Lernen ist an strengend, mühsam, zeitraubend. Es macht selten Spaß. Der englische Philosoph John Locke verglich es deswegen gerne mit der Jagd nach Tieren: Am Ende wird man belohnt   – der Jäger durch frische Beute, der Schüler durch neues Wissen. Aber nur im Erfolgsfall. Immerhin: Kapazität wäre genug vorhanden. Durchschnittlich zwei Petabyte kann das Gehirn eines Erwachsenen abspeichern. Das entspricht rund 2   000   000   000   000   000   Byte   – oder dem gedruckten Inhalt einer Großbuchhandlung. Doch anders als bei einer zuverlässigen Festplatte haben wir vieles davon schnell wieder vergessen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns zum Beispiel direkt nach einer Nachrichtensendung noch an das erinnern, was uns der Moderator eben erzählt hat, liegt bei eins zu drei. Bei der Lektüre eines Buchs sind die Erfolgschancen sogar noch geringer: Wir behalten nur etwa zehn Prozent von dem, was wir lesen. Obendrein lässt unsere Merkfähigkeit mit steigendem Alter immer stärker nach. Gleichwohl: Man lernt nie aus. Noch so ein Schlaumeier-Spruch. Allerdings stimmt auch der   – und das kann zuweilen Spaß machen. Die nächsten Seiten sind dafür der beste Beweis.

DER EFFORT-EFFEKT
    Weshalb Lob auch schaden kann
    Lob ist Labsal für die Seele. Das weiß jeder, der schon einmal den süßen Geschmack des Beifalls gekostet hat. Das klingt jetzt vielleicht etwas pathetisch. Genauso fühlt sich Anerkennung aber an: süß, lustvoll, erhebend. Schon der U S-Psychologie -Professor Albert Bandura befand dank eingehender Untersuchungen, dass Gelobte motivierter sind, sich höhere Ziele stecken und sich teilweise sogar bessere Fähigkeiten unterstellen, was wiederum ihre Leistungskraft verbessert. Kurz: Gezielte Wertschätzung wärmt das Herz und öffnet den verstockten Geist.
    Womöglich ist das aber zugleich ihr größter Nachteil. Eben weil sie so angenehm ist, kann Anerkennung süchtig machen. Dann verwandelt sich Lob in eine destruktive Motivations-Droge. Als das Magazin ›Neon‹ im Jahr 2009 einen Artikel über »Die Danke-Falle« veröffentlichte, schrieb der Autor völlig zutreffend: »Der moderne Berufstätige sucht im Job nach Selbstverwirklichung, will seine eigenen Ziele und Sehnsüchte verwirklichen. Die Powerpointpräsentation wird zur Videoinstallation, der Konferenztisch zur Bühne für den großen Auftritt. Bleiben Applaus, Spotlight und Konfettiregen aber aus, stürzt der manisch-depressive Büronarziss von der Selbstüberschätzung in die Sinnkrise.« Solche Menschen verhalten sich dann nicht viel anders als ein Junkie auf kaltem Entzug. Dabei ist ihr Kernfehler, das Urteil über Fortune oder Fiasko letztlich anderen zu überlassen. So mutiert der Applaus zum Gradmesser für das eigene Lebensglück   – und ist dafür doch völlig ungeeignet.
    Für Kinder gilt das sogar noch mehr als für

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