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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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häufiger vorkommt als alle anderen Ziffern. In Redewendungen übrigens auch: Wer glücklich ist, schwebt auf Wolke sieben; wer durchbrennen will, sollte schleunigst seine sieben Sachen packen, und wer diese Zeilen partout nicht versteht, dem bleibt vermutlich auch der Rest des Buches ein Rätsel mit sieben Siegeln.
    Aus einem sich der Wissenschaft bis heute hartnäckig entziehenden Motiv heraus haftet der Sieben eine beachtliche Bedeutungsschwere an. Das lässt sich sogar mit harten Fakten untermauern, bei denen wir uns allerdings aus keinem zufälligen Grund auf genau sieben beschränkt haben:
    1.   Im Alten Testament dauerte es sieben Tage, um die Welt zu erschaffen, entsprechend hat die Woche heute sieben Tage.
    2.   Der christliche Glaube kennt sieben Todsünden: Stolz, Geiz, Wollust, Neid, Völlerei, Zorn, Trägheit.
    3.   Der menschliche Kopf besitzt für vier seiner fünf Sinne sieben Öffnungen: zwei Ohren (hören), zwei Nasenlöcher (riechen), zwei Augen (sehen) und einen Mund (schmecken).
    4.   Im Dezimalsystem ist die Sieben die einzige mehrsilbige Ziffer und die erste mehrsilbige Zahl kleiner als dreizehn.
    5.   Die optimale Schlafdauer eines erwachsenen Menschen beträgt laut Schlafforschern sieben Stunden.
    6.   Die Summe der gegenüberliegenden Augenzahlen eines Würfels beträgt sieben.
    7.   In zahlreichen Kulturen ist die Sieben eine Glückszahl, weshalb hierzulande etwa »Spiel 77« gespielt wird   – obwohl
Spiel
7777777 genau genommen viel konsequenter wäre.
     
    Warum also nur immer wieder die Sieben? Um es kurz zu machen: Menschen mögen sie. Mehr als alle anderen Zahlen. Die Sieben ist sexy, sozusagen der Stringtanga unter den Ziffern, eine globale Lieblingszahl. Verhaltensforscher haben herausgefunden: Wenn man willkürlich Passanten darum bittet, eine Zahl zwischen eins und neun zu wählen, dann entscheidet sich die Mehrheit für die Sieben. Und weil dasselbe mit der Farbe Blau passiert, wenn man die Leute nach ihrer Lieblingsfarbe fragt, nennen Wissenschaftler diese seltsame Beliebtheits-Koinzidenz »Blue-Seven-Phänomen«   – was dem Begriff selbst aber nicht wirklich zu mehr Popularität verholfen hat.
    Gleichwohl besteht der Zusammenhang global und selbst über kulturelle Grenzen hinweg. Als etwa Mihoko Saito 1996 an der japanischen Waseda-Universität die Existenz eines solchen Blue-Seven-Phänomens an 586 japanischen Studenten erforschte, kam er zum selben Resultat: Es existiert. Im ersten Experiment sollten die Probanden ihre Lieblingsfarbe nennen, im zweiten ihre Lieblingszahl   – und tatsächlich: Auch in Nippons Hörsälen war die Sieben mit 22,5   Prozent der Nennungen die mit Abstand beliebteste Zahl. Ebenso rangierte Blau mit 33,5   Prozent der Stimmen als absolute Top-Farbe auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Rot folgte mit 26   Prozent der Stimmen auf Platz 2.Grob geschätzte 9000   Kilometer westwärts sah das nicht anders aus. Auch in Großbritannien nannte die Mehrheit von über 200   Teilnehmern eines Experiments an der Universität Newcastle unter der Leitung von Anya Hurlbert Blau als bevorzugte Farbe.
    Man kann das als unnützes Wissen abtun. Oder man macht sich die sympathische Wirkung des Effekts zunutze. Soldaten zum Beispiel wirken heute sofort weniger bedrohlich, sobald sie blaue Helme aufsetzen. Auch »blaumachen« klingt irgendwie artiger und aktiver als »schwänzen« oder gar »nichts tun« (Denken Sie nur an die blaue Stunde!). Und auch wenn Pablo Picasso selbiges trotz seines Genies seinerzeit vermutlich nicht wusste: Schon ökonomisch war es nicht ganz dumm, wenigstens einmal während seiner Schaffenszeit eine blaue Periode gehabt zu haben. Überdies wird der Farbe sogar nachgesagt, sie fördere die Konzentration und habe eine beruhigende Wirkung, weshalb inzwischen manche Büros einen blauen Anstrich erhalten. Nur in einem Fall will das mit der Entspannung und Sympathie bis dato nicht klappen: beim Blaulicht.

D AS C ATCH-22-PHÄNOMEN
    Warum manche Probleme unlösbar bleiben
    Es sollte ein Buch über die Absurdität des Krieges im Allgemeinen und die Dummheit des Militärs im Besonderen werden, das Joseph Heller 1953 zu schreiben begonnen hatte, aber erst acht Jahre später veröffentlichte. Ein Knaller war der Roman da noch nicht, der Verkauf lief mehr als schleppend. Beinahe sah es nach einem Flop aus, was vielleicht auch an der unfreiwillig komischen Geschichte lag.
    Die geht so: Die Hauptfigur, Captain John Yossarian, ist

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