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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Mitarbeiter machen mehr Verbesserungsvorschläge, engagieren sich stärker, fehlen seltener, werden häufiger befördert und verdienen sogar mehr. Die folgenden Seiten werden Ihre Laune vielleicht nicht unmittelbar heben. Dafür lernen Sie, wie Sie chronischen Miesmachern aus dem Weg gehen und Ihre persönliche Arbeitsatmosphäre aufhellen können   – auch ohne stärkere Glühbirnen.

D ER W ATERCOOLER-EFFEKT
    Weshalb Tratschen produktiv macht
    Flurfunk gehört zum Job wie Linksfahren zu Großbritannien: Wer nicht mitmacht, riskiert einen Crash. Und das liegt nicht etwa daran, dass Klatsch und Tratsch überlebenswichtige Informationen wie etwa eine drohende Kündigungswelle oder einen kurz bevorstehenden Chefwechsel transportierten. Der amerikanische Psychologie-Professor Nicholas DiFonzo vom Rochester Institute of Technology widmet sich schon seit 1992 der Erforschung von Gerüchten. Seine wesentlichen Erkenntnisse über dieses verschwörerische Tête-à-tête fasste er in einem Buch zusammen, das den seltsamen Titel trägt: ›The Watercooler Effect‹.
    Dieser besagte Wasserkühler steht in so ziemlich jedem amerikanischen Bürogebäude. Obenauf ein blauschimmerndes Fass mit 20   Litern Wasser, darunter ein Zapfhahn und daneben ein Reservoir an Pappbechern für den Durst zwischendurch. In Deutschland gibt es diese Wasserspender inzwischen auch in manchen Geschäften gratis zum Erfrischen der Kunden. In Amerika aber hat er eine weitere Funktion, die in etwa der deutschen Kaffeeküche gleicht: Jenseits des Atlantiks versammeln sich die Angestellten regelmäßig um den Wassertank, damit sie aktuelle Neuigkeiten austauschen können. Tratsch eben.
    Warum aber ist immer da, wo zwei oder drei eines Ladens versammelt sind, dieses Gerüchtestreuen mitten unter ihnen? Wieso ist das so ein ubiquitärer Aspekt jeder Gemeinschaft? Die simple Antwort: Weil es mehr als nützlich ist. Zum einen, weil Klatsch so etwas wie den Klebstoff sozialer Bindungen am Arbeitsplatz bildet. Wenn man sich gemeinsam darüber echauffieren kann, dass der eitle Herr Meier ein Ayatollah des Superlativs ist und Frau Schmidt aussieht wie ein Mon Chéri, das es nicht rechtzeitig in die Sommerpause geschafft hat, dann schweißt das zusammen und sorgt am Ende sogar für mehr Solidarität in der Gruppe. Oder anders formuliert: Ausgrenzen verbindet.
    Doch es kommt noch besser: Wann immer wir mit mehrdeutigen oder bedrohlichen Situationen konfrontiert werden, ist unsere Reaktion darauf, uns mit anderen auszutauschen   – und das macht uns um ein Vielfaches produktiver. Um bis zu 15   Prozent, um genau zu sein.
    Angenommen, Sie wären der Chef eines Unternehmens, und ein Berater würde zu Ihnen sagen: »Schaffen Sie die Meetings ab, lassen Sie die Leute lieber öfter quatschen und tratschen!« Vermutlich würden Sie als Erstes den Berater abschaffen. Doch das wäre ein Riesenfehler, denn der Mann hat recht und bekommt für seine kühne Empfehlung vonseiten der Wissenschaft allerhand Rückenwind. So verglichen etwa Forscher um die Professorin Alex »Sandy« Pentland am Massachusetts Institute of Technology, wie lange sich Callcenter-Beschäftigte mit ihren Kollegen unterhielten. Dazu verteilten sie an alle Mitarbeiter zunächst sogenannte Badges, eine Art Namensschilder, die jedoch mit Funkchips und Minimikrofonen ausgestattet waren. Die Wissenschaftler registrierten so, wann, wo und wie oft sich mindestens zwei dieser Badges trafen und konnten über die Mikros hören, ob es sich bei der Unterhaltung um Klatsch und Tratsch oder arbeitsbezogene Inhalte handelte. Das Ergebnis der Untersuchungen war ein einziges Plädoyer für den Büroplausch. Denn entgegen dem Klischee ist der alles andere als kostspielige Zeitverschwendung. Die Produktivität jener Kollegen, die sich oft und intensiv mit anderen über irgendwelches Zeugs unterhielten, lag um zehn bis 15   Prozent über der der konzentrierten Malocher. Und zwar vor allem, weil sie über die temporäre Ablenkung ihre grauen Zellen erfrischten, kreative Impulse aufnahmen oder praktisch en passant sich gegenseitig mit Tipps und Tricks aus der Abteilung »generelle Lebenshilfe« halfen.
    Auch die britische Arbeitspsychologin Kathryn Waddington von der Universität London kam nach der Befragung von über 100   Krankenschwestern und -pflegern zu dem Schluss: Der kleine Flurfunk zwischendurch ist Balsam für die Seelen der Belegschaft.Er hilft den Mitarbeitern dabei, Dampf abzulassen, Stress abzubauen   –

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