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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Weiblein und Männlein schon im Krabbelalter liegen. Neben meiner Affäre mit Viviane erlebte ich meine ersten Abenteuer mit Burschen. In den Häusern meiner Freunde, deren Räume selten von Türen versperrt waren. Man lag herum, quatschte, flirtete.
    Jeder hatte sein Mädchen oder seinen Jungen. Jede Woche wurde das Mädchen getauscht. Und der Kerl. Damals ertrank Brian Jones im Swimmingpool. Vollgeraucht mit Hasch, bis an die Grenzen mit Kokain zu. Die Drogen erleichterten das Miteinander. Ohne Scheu fielen sämtliche Schranken. Allerdings blieb ich noch bei Hasch.
    Ecstasy, LSD und Kokain versuchte ich erst viel später in Amerika während meiner Promotiontour für »Die Verdammten«.

     
    Während seiner Zeit in Swinging London. Die Aufnahme stammt von Bergers Freund, dem Londoner Starfotografen David Bailey.
     

 
    Mit David Bailey und dessen Frau in London Anfang der sechziger Jahre.
     

Cat Stevens lebte im Chaos, David Bailey trug Pluderhosen
     
     
     
    Aber damals, 1963 in London, war mein Leben noch ein Leben in einem Puppenhaus. Wir spielten friedvolle Blumenkinder in den Häusern meiner Freunde. Man fasste sich an, liebkoste seinen Nachbarn. Das ergab sich einfach automatisch. Du bist relaxed, haschfröhlich, du streichelst und willst gestreichelt werden. Manche schauen nur zu. Aber nicht als Zuschauer, sondern als Teil des Ganzen. Natürlich kommt Geilheit auf, die Atmosphäre ist pure Sinnlichkeit. Man zieht sich aus. Befreit sich von den bürgerlichen Belastungen. Oh, là, là, man spielt an sich und anderen. Alle sind Schwestern und Brüder. Ein süßer Junge machte sich über mich her. Für mich irgendwie ganz normal. Obwohl ich noch überhaupt keine Erfahrungen mit Männern erlebt hatte, beschränkte sich meine Libido niemals nur auf die schöne Weiblichkeit.
    Angezogen konnte ich mich gleichermaßen von beiden fühlen. Von Mädels und Buben. Schönheit und Intellekt animieren mich kolossal. Ohne dass ich mich versah, wurde ich hautnah von diesem Gespielen verführt. War schön, ein erfahrener Bläser mit weichen Lippen und einer flinken Zunge. Diese Berührungen gehören wohl mit in meine Geschichte, obwohl mich öffentliche Bekenntnisse dieser Art genieren.
    Ich kann über Sex blödeln, aber ich will nicht beschreiben, wie das gute Stück aussieht. Gott sei Dank kann ich mich jederzeit verstecken. Wie jetzt. Ich bin ein Ufo und sehe zu, wie wenig mich der ganze Quatsch angeht. Was habe ich damit zu schaffen.
    Mein Liebeskünstler war schon außer Sichtweite, als ich mir längst vorkam wie in einem Seminar für Kamasutra, der indischen Erotiklehre. Geilheit ist stark ansteckend. Nicht umsonst ist die Pornoindustrie so reich geworden. Jeder schmuste mit jeder oder jedem. Jeder vögelte jede oder jeden, wo immer der Funke übersprang. Das war einfach Sex-Liberation. Erst war man zu zweit, dann zu dritt, und es wurden mehr und mehr Leute. Einfach fantastisch. Ich verabschiedete mich von bürgerlichen Vorstellungen, tauchte ein in die praktische Lust fröhlicher Dreierfantasien. Es war die Zeit der Blumenkinder. Was kümmerte uns die Hygiene, spießige Vorstellungen versanken in den weichen Kissen und Teppichen der Salons. Wir waren frei, keine lebensgefährliche Ansteckungsgefahr wie Aids lauerte nach Opfern.
    Im Restaurant lernte ich den Sänger Cat Stevens kennen, er kam mit seiner Freundin Patty d’Arbenville zum Essen. Sie luden mich ein, mit ihnen auszugehen. Bald gehörten sie auch mit zu meiner Clique. Mit seinem Song »O Lady d’Arbenville« war Cat zum Star geworden.
    Ihr Haus in einer Seitenstraße der King’s Road war das Irrste, nein Wahnsinnigste, das ich je gesehen habe. Sämtliche Wände in glänzenden Regenbogenfarben ausgemalt. Mit Sternen, in denen nackte Frauen, nymphengleich, badeten. Irrsinnsbilder, schillernder und schöner als jede freundliche Drogenfantasie. Wenn man den Blick hochhielt, fühlte man sich im Himmelsparadies. Senkte ich den Blick, war ich in der Götterdämmerung. Welch ein Dreck. Welch eine Schlamperei! Auf dem Parkettboden ungewaschenes Geschirr, das sich in den vielen Salons stapelte. Die Betten in den Schlafzimmern waren seit Wochen nicht mehr frisch bezogen worden. Ich bin ja im Grunde meines Wesens äußerst pingelig, aber damals registrierte mein Ordnungsfimmel das gschlamperte Chaos, all die Zigarettenkippen und benutzten Weingläser in den schönen hohen Räumen, ohne dass ich in ästhetische Ohnmächten fallen musste.
    Hippie sein hieß gegen

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