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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Chagall führte. Sie begleitete mich auf der ganzen PR-Tour durch Amerika. Wir waren dicke Freunde, aber nicht liiert. Ich reise niemals allein. Visconti hatte kein Visum bekommen, weil er Kommunist war. Nur zur Premiere von »Die Verdammten« nach New York ließ man ihn.
    Nachmittags lagen wir am Swimmingpool bei Michael. Ylia neben mir. Er sprach über LSD. Michael war ein Meister dieser Droge, und ich vertraute ihm. Er zeigte mir, wie man es macht. Seine Kontrolle nahm mir die Angst vor dem Unbekannten. Was blieb, war meine Neugierde. Das war genug. Wichtig ist, dass man geführt wird. Es kann passieren, dass man Angstzustände bekommt, die schreckliche Visionen heraufbeschwören und einen Menschen für ein Leben fertigmachen können. Michael nahm mich an die Hand und zeigte mir die schöne Natur: Sieh doch, es ist wunderschön. Die Blätter atmen. Die Bäume umarmen uns.
    Und tatsächlich, die Blätter atmeten meinen Atem, die Aste der Bäume legten sich sanft um mich. LSD ist eine Droge des Kopfes und der Fantasie. Sie verstärkt Gedanken und Bilder, die der Mensch schon lange in sich trägt. Die Wiese verschluckte meine Füße. Wir gingen ins Haus. Ich war in einem schwebenden glücklichen Zustand. Der Teppich atmete. Meine Hand fasste nach einem Glas. Ich sah die Bewegung in der Luft, wie sie sich teilte. Plötzlich erhoben sich die Elefanten aus dem Muster des Teppichs. Sie wurden plastisch und bewegten sich über den Boden.
    Ylia holte mir Orangensaft aus dem Kühlschrank. Man darf bei einem solchen Trip nur Säfte oder Wasser trinken. Keinen Alkohol. Als Ylia sich zur Küche bewegte, sah sie aus wie eine österreichische Kuh, eine dieser gesunden Almkühe wie die lila Milka-Kuh mit dem lächelnden Gesicht.
    Die gute Ylia war lange liiert mit dem Schah von Persien. Auch ich fand ihn sexy, als ich ihn in St. Moritz kennenlernte. Ylia blieb drei Monate bei ihm, unfreiwillig, wie eine Sklavin in »Tausendundeiner Nacht« eingesperrt in seinem Palast in Teheran. Er ließ sie nicht zurückfliegen. Sie musste für ihn Bauchtanz machen, lernen, mit den Fingern zu essen und die persische Liebessprache halbwegs zu beherrschen. Er war verrückt nach ihr.
    Sie hatte zehn Angestellte, die sie wie im herrschaftlichstenHarem für ihren Herrn auf dem Pfauenthron badeten und einparfumierten. Arabische Nächte des Ali Baba. Sie wurde fürstlich entlohnt mit schönstem Schmuck und einem Bankkonto, auf dem monatlich automatisch hohe Summen eingingen. Trotzdem nutzte sie die erstbeste Gelegenheit zur Flucht. Sie konnte nach Paris fliegen. Aus Angst vor den Liebesfängern des liebeskranken Schahs versteckte sich Ylia bei Freunden auf deren Privatinseln. Noch lange glaubte sie, die persische Geheimpolizei nicht abschütteln zu können. Jahrelang litt sie unter Paranoia. Farah Diba musste über die anderen Frauen im Leben ihres Mannes den Mund halten.
    Die leidgeprüfte Ylia hatte bei Michael kein LSD genommen, aus Sorge um sich selbst, aber auch aus Rücksichtnahme auf mich. Sie wollte auf mich aufpassen. Ihr Gesicht mit den runden Augen und den falschen Wimpern wurde für mich auf meinem LSD-Trip immer deutlicher, es war wirklich nicht zu fassen: ein lächelndes Kuhgesicht. Ihre großen Brüste vollendeten das Bild, das auf mich viel größer und eindrucksvoller wirkte. Ich freute mich über das schöne Tier. Habe geguckt und geguckt.
    Eine Runde schwimmen im Pool war besser als jeder Film, den ich vorher gesehen hatte. Das Wasser teilte sich. Ein riesiger Ozean tat sich vor meinen Augen auf. Grenzenlos. Ich trieb auf die Niagarafälle zu, die mich durch die Luft wirbelten. Meine Stimme klang wie ein Freudenschrei, solche Glücksgefühle erfüllten mich. Wunderschön. Mein Handtuch atmete, der Stoff saugte mich ein. Es war ein Aufmachen der inneren Gefühlswelt, ganz frei von jedem Sexgedanken. Befreit von jeder einengenden Benimm-Schale. Alle Tünche fiel ab. Freiheit pur.
    Später duschten wir. Und die Welt versank in den Perlen des Wassers. Sie hüllten mich wie in einen Mantel ein. Ich wollte einfach nicht aufhören, bis Michael mir einen gemusterten Bademantel reichte, der mich wie ein schützendes Zelt aus flaumweichen Wolken zu sich einlud. Ein unglaubliches Erlebnis. Capito? Danach schliefen wir viele Stunden.
    LSD nahm ich nur wenige Wochen. Opium und Kokain gehörten später zu meinen Happymakers. Opium versuchte ich das erste Mal auf einem großen Fest bei einem Verwandten des Schahs 1974. Es fand während des

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