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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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traditionellen Pferderennens durch die Wüste statt. In den schönen Beduinenzelten, natürlich viel eleganter und luxuriöser als die der berühmten Wüstensöhne, standen auf den flauschigen Teppichen neben den weichen, tiefen Kissen überall Wasserpfeifen von Opiumflaschen. Da legte man sich auf den Diwan und zog an der von einem Diener gehaltenen Pfeife.
    Unglaublich, das ist ein wahnsinnig weiches Gefühl wie Mushing Mellows. Anders als bei LSD sieht man keine überraschenden Bilder, sondern relaxed auf eine Weise, die der beste Sex nicht bewirken kann. Da lagen wir Schönen in unseren Smokings von acht Uhr abends bis vier Uhr morgens und machten entspannte Konversation in allen Sprachen. Opium löst die Schranken zwischenmenschlicher Beziehungen. Jeder ist dir vollkommen vertraut. Ein Freund aus Kindertagen, den man umarmen und liebhaben möchte. Frauen waren nicht erwünscht. In den arabischen Ländern ein Prinzip. Sie amüsierten sich im Palast direkt in Teheran bei einem femininen Damenprogramm.
    Meine Ecstasy-Zeit begann 1985 in Paris während der Filmarbeiten zu »Smaragd«. Ich hatte eine Wohnung gemietet. Ein Freund brachte die Kapseln zu einem Essen bei mir mit. Das hatte ich nicht probiert, meine damaligen Freundinnen auch nicht. Wir machten es uns auf den Couchen gemütlich und schluckten die Kapseln mit Wein. Das war ein Fehler. Denn später, nach dem Ausschlafen, brummte uns noch tagelang der Schädel. Der Alkohol wird von der Droge verstärkt und der Körper nicht mehr so schnell von der Leber entgiftet.
    20 Minuten nach der Einnahme entfaltete sich das Ding. Ich bekam ein immenses Kuschelbedürfnis, ohne unbedingt angreifen zu wollen. Alles wird wahnsinnig sexy, man bekommt wahnsinnige Lust aufs Bumsen, aber … es ist einfach zuviel. Anfassen und streicheln reicht einem, weil der bloße Akt irgendwie ordinär wirkt. Ich machte es nicht. Die Sehnsucht danach war ständig vorhanden, aber schon die kleinste Bewegung strengte an. Ich mochte nicht aufstehen und ins Schlafzimmer gehen.
    Wir blieben alle zusammen im Salon. Ich machte Sex im Kopf. Du hast es im Kopf, dass du es machen willst. Basta. Aber du machst es nicht. Und du bedauerst es auch nicht. Denn es ist schon Sex, wenn es im Kopf ist. Es ist ein Orgasmus, ohne dass man etwas macht. Und den erlebt man sechs bis acht Mal. Danach ist man völlig erledigt. Wir schliefen ungefähr zwölf Stunden. Unsere Köpfe zersprangen in 1000 Scherben, weil wir unsere Finger nicht vom Alkohol hatten lassen können. Gott sei Dank hatten wir einen drehfreien Tag.
    Kokain probierte ich das erste Mal 1971 im Nachtclub »Number One« in Rom. Es war eine absolute Jet-set-Droge. Wenn alle drauf waren, musste auch ich drauf sein. Naja, i bin sehr leicht beeinflussbar. I bin immer fürs Moderne. Wissen’s, i schau mir alles an, und dann nehm i mir, was i will. I wollte »in« sein. Damals. Gleich rein mit dem halben Kilo. Ganz offen wurden an den Bartischen mit Strohhalmen die langen Straßen eingeschnüffelt. Später kaufte ich mir bei Bulgari einen kleinen Strohhalm aus Gold. Eine Sonderanfertigung, die ich als Anhänger an einer Kette immer bei mir trug. Zusammen mit einer goldenen Rasierklinge, um das Kokain zu verfeinern.
    Kokain übertrifft den Rausch von Hasch, LSD, Opium und Ecstasy bei weitem. Es macht extrem wach, setzt unendliche Energien frei und eine beglückende Schlaflosigkeit. Ich kann zwei, drei Tage hintereinander arbeiten, tanzen, blödeln. Die Sinneslust beginnt allerdings erst, wenn die Wirkung nachlässt. Ab dem Moment ist der Sex schier grenzenlos. Ach, die glücklichen Frauen! Eingeweihte können ein Lied davon singen: Mick Jagger, Bianca, David Bowie, die gesamte Rockszene, alle. Nur Marisa Berenson nicht. Sie war eine der wenigen, die nicht mitmachten. Wegen ihrer Schönheit, wie sie mir sagte. Stattdessen meditierte sie.
    Ich aber kam auf ganz besondere Trips. Einmal rief ich nachts um drei Uhr in Monte Carlo den Portier vom Hotel »De Paris« zu mir und bat ihn dringlich, mir auf der Stelle einen Notar kommen zu lassen, weil ich unter allen Umständen jetzt mein Testament machen müsste. Erst viel später dämmerte mir, dass meine Clique und ich aufpassen mussten, denn aus Monte Carlo waren schon ganz andere Leute wegen geringerer Delikte rausgeflogen.

 
    Mit seiner Jugendfreundin Ylia »Chagall« Suchanek, die ihn auf der PR-Tour für »Die Verdammten« in den USA begleitete.
     

Ich feierte mit 48 den 50. Geburtstag, Visconti

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