Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
Vom Netzwerk:
oder Liebhaber, muss mit dem Außergewöhnlichen rechnen.
    Das Mittelmaß langweilt uns beide. Lebendig fühlen wir uns in der Hitze des Lebens oder im Versinken ins Nichtstun und Nichtsdenken. Heute kann ich tagelang träge durch meine Räume schlendern, nur mit einem seidenen Morgenmantel bekleidet, ein bisschen von Marias Minestrone nippen und in den Kissen von Viscontis King-size-Bett den Tag vergehen lassen. Das Telefon als einzige Verbindung zu der aufreibenden Außenwelt steht weit weg und ist auf Anrufbeantworter gestellt. No problems. Dann ist alles leise und sanft um mich herum.
    Die Konturen zerfließen im Halbschatten der wenigen Lichter, gedämpfte Musik im Hintergrund, Rosenöl verdampft in den Duftlampen. Diese Stimmungen liebe ich. Sie sind von Depressionen weit entfernt, ich bin mit mir im reinen. Dann freut sich das Kind in mir. Der kleine Helmut staunt über die vielen schönen Dinge, die ich im Laufe meines Lebens gesammelt habe. Ich träume, ohne zu schlafen. Meine Traumbilder setzen sich dann in Orpheus Armen fort. Wache ich wieder auf, geht kurze Zeit später mein Traum weiter. Die glücklichsten Bilder in den schönsten Farben. Ich werde geliebt.
    Bei einem Essen – Maria überschlug sich mal wieder mit ihren Spaghetti-Arien, dem herrlichen Huhn und Salaten naturale – konnte ich einfach nicht mehr widerstehen und sagte Britt die Worte, die bislang keine Frau der Welt von mir gehört hatte: »Ich will dich heiraten.« Sie war verdutzt. Wir schauten uns an, wussten im ersten Moment nicht weiter, bis wir beide schallend loslachten. Aber während mir vor Übermut die Tränen in die Augen traten, wiederholte ich noch einmal meinen Antrag. »Ich meine es wirklich ernst« und umarmte sie in ihrem atemberaubenden langen Seidenkleid, das ihre süße Figur umschmeichelte.
    Sie küsste mich. Sagte zärtlich: »Ich liebe dich« und erzählte von ihrem Theaterstück, das sie in London die nächsten Monate spielen wollte. Und ich sollte doch meinen Film beenden. Wir versprachen uns, uns nicht mehr aus den Augen zu verlieren. Meine Telefonrechnung ging in die Abertausende. Ich besuchte sie in London, wir feierten gemeinsam Weihnachten. Meine zärtlichen Gefühle für diese Frau sind noch heute ganz lebendig. Manchmal höre ich noch von ihr. Aber irgendwie …
    Wir wären das ideale Paar gewesen. Nie vergesse ich unsere vielen Auftritte in den In-Restaurants, wie Fabelwesen aus Andersens Märchen wurden wir von den Gästen angestarrt. Britt im atemberaubenden Outfit, das alles ahnen ließ – ein königsblaues Seidensakko zu schwarzen blickdichten Strümpfen. An den Füßen Mörderstilettos. Die Knöpfe von der Jacke mit breiten Schultern im Machostil waren bis auf einen in Taillenhöhe offen. Darunter trug sie nur ihre goldbraune Haut mit dem schönsten Busen der Welt – und jeden Moment konnte ihr Alabasterkörper im Freien stehen. Den gierigen Blicken der anderen preisgegeben. Nur ein Knopf war dazwischen. Das gefiel uns. Sie wusste genau, wie sie jedem Mann den Kopf verdrehte. Eine Zeremonienmeisterin der Lust. Dabei sieht sie wie ein Unschuldsengel aus. Wir speisten genussvoll, während die Gäste uns mit offenen Mündern anstarrten. Gnädig trösteten wir sie mit Autogrammen.
    Wenn ich an Britt denke, frage ich mich allen Ernstes, wie mir die kurze Ehe-Episode 1995 mit Francesca passieren konnte, deren schamloses Versteckspiel ihre wahren Ziele verbarg, meinen Namen und mein Geld auszunutzen. Das konnte ich nach unserer langjährigen Freundschaft wirklich nicht ahnen. Obwohl mein Instinkt mich selten täuscht, hier versagte er total. Weil Freundschaft für mich auch etwas Heiliges ist. Ein Gebot des Vertrauens. Schwer zu erschüttern. Aber dieser Ehe-Unfall ist keine Fußnote in diesem Buch wert. Es war nie eine Ehe. Die Sache wird in nächster Zeit vom Vatikan annulliert werden.
    Eines habe ich in meinem ganzen Leben nicht verloren, etwas, das kein Mensch lernen kann: Manieren. Si, si, bei allenSkandalen behielt ich immer meine tadellosen Manieren. Kultivierte Umgangsformen mit der Gabe des Comme il faut aus dem Bauch heraus zu beherrschen. Ich habe das Talent, mich überall und immer, in jeder Situation, im größten Luxus, aber auch in der billigsten Kaschemme mit einfachen Bauern oder in größter Armut, zu Hause zu fühlen. Nichts erniedrigt einen Menschen wirklich, solange er seine Wahrheit lebt.
    Ich kämpfe nicht um mein Leben. Nicht, dass mein Idealbild eines Mannes, der um jeden Preis

Weitere Kostenlose Bücher