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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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stoisch sein Schicksal annehmende, geistreiche Gentleman wäre. Aber ein wenig davon kann keinem Mann schaden. Wie der Conte in Viscontis »Der Leopard«. Was bedeutet schon recht haben? Höflichkeit und Menschenwürde erleichtern vieles. Und Gelassenheit. »Chi va piano va lontano« – wer langsam geht, wird weit gehen. Bei jedem meiner Feinde – es gibt nicht viele – kann ich mit aller Ruhe am Ufer eines Flusses sitzen und darauf warten, bis seine Leiche an mir vorübertreibt. Das Schicksal wird’s schon richten. Mit Sicherheit. Eine, bei der ich mich nach 15 Jahren Freundschaft mit über 50 auf die Ehe einließ, ist zur Lachnummer verkommen.

     
    Mit seiner großen Liebe Britt Ekland, der einzigen Frau, der Berger je einen Heiratsantrag machte.
     

Die Frauen sind ein Rätsel, mit Männern ist die Liebe leichter
     
     
     
    Meine Mutter hätte gerne eine Tochter und Enkelkinder gehabt. Wer hat ein besseres Gefühl für den Sohn als die Mutter? Bianca Jagger konnte nicht einmal Tee kochen, saß nur da und rauchte. Da hat der Mick meiner Mutter schon besser gefallen. Er konnte noch dazu Tee kochen. Dasselbe mit Marisa Berenson. Sie war schön, sie war lieb, aber meiner Mutter zu mondän. Einzig Marisa Mell liebte sie wie ihr eigenes Kind. Die Frauen – für uns Männer ein Rätsel. Sie wollen uns besitzen. Nehmen einem irgendwann die Luft zum Atmen. Außer Marisa. Ich bin traurig, wenn ich an sie denke. Ihren frühen Tod hat sie nicht verdient. Sie half mir aus vielen Depressionen heraus.
    Mit Männern ist die Liebe leichter. Sie haben alle einen Mutterkomplex, schauen nicht auf die Augen, die Hände, sie sehen auf den Busen. Und schielen aufs Bett. Und ob sich da unten etwas bewegt bei ihnen. Dabei wissen sie gar nicht, was das ist, was sich bewegen soll. Frauen müssen sich darum kümmern. Ich weiß, warum ich bisexuell geworden bin. Männer geilen sich im Kopf auf, für sie gibt es Pornofilme, nur für die Männer. Sie wollen alle immer das, was sie nicht haben können. Eine Frau muss eine Künstlerin sein: abwarten! Aber wehe, sie sagt zu lange nein.
    Männer in einer Männerliebe sind unabhängiger voneinander, ohne dem romantischen Märchenbogen der Verschmelzung von Sonne und Mond nachzuweinen. Sie denken gar nicht an so etwas. Man geht miteinander aus, vögelt aus purer lasterhafter Lust ohne späteren Lastenausgleich. Man sagt danach »Ciao« und nicht »Ti amo«.
    Ich machte mein Leben lang Seitensprünge. Nicht, weil ich ein Sexaholic bin. Keinesfalls. Ich bin sehr sophisticated. Komischerweise auch heute noch dann am besten im Bett, wenn ich einen kleinen Schwips habe. Sex auf nüchternen Magen, das geht nicht. Aber jetzt glauben Sie nicht, dass Sie die Ordensbrüder aus Feldkirch im Hintergrund lachen hören können. Diese Schuldgefühle hatte ich in London endgültig abgelegt. Oder soll ich sagen: abgeschwanzt?
    Mein Leben lang gefielen mir Männer und Frauen gleichermaßen. Warum auch nicht? Warum sollen einem nur Frauen gefallen? Das ist wie mit den Früchten. Warum immer Äpfel essen, wenn man auch Erdbeeren naschen kann? Meine Bisexualität entwickelte sich in den letzten Jahren wesentlich stärker zum Mann hin. Kein Witz. Das ging Luchino ähnlich, der jahrelang mit Frauen liiert war. Viele Damen der internationalen High-Society weinten meinem Luchino hinterher.
    Die Liebe und der Sex spielen eine große Rolle in meinem Leben. Dass ich bisexuell bin, war mir sehr früh klar. Schon als Kind zog ich mir gerne Frauenkleider an. Mit 16 stöckelte ich im Kleid, unter dem ich meine runden Orangenbrüste versteckte, mit einer Perücke in einen Film, der erst ab 18 erlaubt war. Ich wurde natürlich erwischt.
    Nur geistvolle, schöne Menschen interessieren mich. Pah, keine vulgären Tanten und Tunten. Wobei der Umgang mit dem Thema Erotik nicht elegant abgehoben sein muss. Gebildete Menschen sind immer schöne Menschen. Egal ob sie homo- oder bisexuell sind. Sie müssen etwas ausstrahlen, der Sex kommt dann ganz von allein. Und das ist dann erst guter Sex, für mich wichtiger als sentimentale Liebesschwüre. Natürlich ist Sinnlichkeit ohne Liebe anders als mit. Aber warum immer gleich Amore?
    Wahre Liebe ist wohl nur möglich zwischen zwei unabhängigen Geistern, Individualisten, die sich anziehen, ohne ihre eigenen persönlichen Gewohnheiten aufzugeben. Diese Magie lebte ich mit Luchino. Nackte Frauen machen mich geil, nackte Männer ebenso. Ich kann eine dauerhafte Beziehung haben und was

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