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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Schnelles nebenbei erleben. Ich gehe aus und nehme mir guten Sex. Da ist alles drin, capito? Ein bisschen Kuscheln, ein bisschen Spritzen. Ohne den Sprung vom Kronleuchter zu wagen oder einen Porno sehen zu müssen. Und Qualen wie Sado-Maso brauche ich überhaupt nicht. Ich quäle meine Opfer schon genug. Mit mir selbst.
    Mein Liebeskarussell dreht sich nicht mehr so schnell. Eine große Liebe erlebte ich nicht mehr, seit Luchino Visconti 1976 gestorben ist. Unsere Freundschaft besaß diese Freiheit, eine innere Unabhängigkeit, die Abhängigkeit schafft. Unsere Liebe, ein Kommen und Gehen mit der Heftigkeit eines Sommergewitters. Er war der Vater meiner Wahl. So wie meine Mutter der Hort des Vertrauens und der Wärme noch heute ist. Jedes Jahr verbringt sie viele Wochen bei mir in Rom, verwöhnt mich mit selbstgebackenen Naschereien.
    Göttliche Käsekuchen. Gugelhupf à la Hedwig Steinberger. Und erst ihr Schlagobers dazu, wolkenleicht aufgeschäumt und mit echten Vanillestangen. Von ihrer deftigen Hausmannskost ganz zu schweigen. Wie meine gute Seele Maria mit ihren neapolitanischen Spezialitäten. Sie passt so rührend auf mich auf. Seit Luchino Viscontis Zeiten ist sie meine Haushälterin. Bei ihm arbeitete sie als Büglerin. Heute ist sie meine Freundin. Ich bete sie an, wenn sie wie eine Heilige ihre Pastakreationen zelebriert.
    Meine Gäste schwärmen davon. Für Britt Ekland, die viel Geliebte und Verehrte, war meine Maria mit ein Grund, sich meinen Heiratsantrag zu überlegen. Auf meiner Terrasse in Rom, in der feinen Millionärsgegend Fleming, inmitten eines blühenden Gartens mit Goldregen, Rhododendron, Flieder und Rosen und mit duftenden Blumenbouquets auf den massiven Marmortischen genießen meine Freunde Bergers Tischkultur. Überall brennende Kerzen in der warmen römischen Nachtluft, auf Leinentischdecken mit Lochstickereien und passenden Servietten, die in ihrer Fächerform von feinstem Silberbesteck eingerahmt sind. Wir essen auf meiner Terrasse im fünften Stock in der Via Guido Banti von Meißner Porzellan und trinken aus geschliffenen Kristallkelchen.
    In den schwülen Sommernachtsträumen hören wir die heißen Rhythmen der Beatles, Stones, von Rod Stewart – oder Verdi, auch kitschige Tangoschnulzen aus Südamerika sind begehrt. Ich bin ein großer Fan edler Tischwäsche und zerbrechlichster Porzellanpretiosen. Meine vielen Häuser, die ich schon eingerichtet habe, zählen wohl zu den geschmacklich schönsten der Welt. Ich habe einfach einen untrüglichen Sinn für alles, was Klasse hat. Stil ist nicht erlernbar. Inspiration schon, aber stimmige Farbkombination von Valentino-Seidenstoffen an den Wänden mit prachtvollen Jugendstillampen und mit Samtstoffen überzogenen Diwanen auf handgeknüpften flauschigen Teppichträumen, so was braucht mehr als ästhetisches Gespür und Begabung – taste is a matter of choice, quality is a matter of fact.
    Zum geeisten Weißwein serviert uns Maria einen Gaumenschmaus nach dem anderen. Hausgemachte Fettucine mit Trüffelsauce neapolitanischer Art. Dazwischen einen Salat Borghese mit vorher kurz in der Pfanne geschwenkten Artischocken in einer Mischung aus original Condimenti Mediterraneo (Öl mit Mittelmeerwürze) und Condimenti al Rosmarino (Öl mit Rosmarinwürze) – nur in ausgewählte Feinkostläden in den Metropolen zu kaufen. In München wildere ich gerne bei Feinkost Käfer. Habe schon Zehntausende von Mark dort gelassen. Die Auswahl ist exzellent. Capito? Nicht nur bei Salaten ist das Öl entscheidend. Butter kommt bei mir nicht auf den Tisch.
    Nach diesen ersten Impressionen aus meinem wilden Leben, und bevor ich jetzt den Sprung wage von meiner wechselhaften Kindheit, der bürgerlichen Tristesse, von Swinging London zum späteren Dolce vita, meinem mondänen internationalen Leben, möchte ich endlich meine raffiniertesten Rezepte preisgeben. Oft fragten mich meine Jet-set-Freunde danach, und immer blieb mir keine Zeit, ihren Privatköchen die Zutaten und die Rezepte aufzuschreiben. Ich weiß, sie sind mir dankbar für diese Auszüge.
    Hier die beliebtesten Spezialitäten von meiner Mutter in Rezepten für zwei bis vier Personen:
     
    Kalbsgulasch
    Eine ausgelöste hintere Kalbsstelze (Hüfte). Das doppelte Gewicht an Zwiebeln, klein geschnitten mit einem halben Pfund Margarine in einer Pfanne goldgelb anrösten. Danach auskühlen lassen. Dazu kommen drei bis vier Esslöffel edelsüßer Paprika, zwei Schöpflöffel Wasser und das in größere

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