Ich. Die Autobiographie
einem Dreieck Zusammenlegen oder einrollen und mit Puderzucker bestreuen. Ich esse den Palatschinken am liebsten als fingerdicken Pfannkuchen. Allerdings erlaube ich mir das auch nur alle paar Wochen.
Ich hänge nackt in der Tate Gallery, und Helmut Newton betrog mich auch
Mein Fernweh trieb mich 1964 weg von London in den warmen Süden nach Italien. Mit meiner Freundin Ylia Chagall alias Suchanek aus Salzburg reiste ich nach Ischia. Mein Abschied von Viviane Ventura, meiner reizenden Vermieterin und Geliebten, war wenig dramatisch. Wir hatten viel Spaß miteinander, aber wir gönnten uns auch den anderen Menschen auf der Welt, obwohl ich auf meine Art sehr in sie verliebt war. Damit meine ich eine Mischung aus Sehnsucht, die nur aus der Entfernung entsteht, und gegenseitiger Unabhängigkeit. Und leidenschaftlichen Umarmungen, die aber nur leidenschaftlich sein können, weil jeder weiß, dass man sich wieder trennt.
Mamma Mia, meine Mutti, die beste der Welt, unterstützte mich seelisch und finanziell, als ich nach Ischia abreiste. Ich liebe sie abgöttisch. Ihr vielsprachiger Sohn spricht nicht die Sprache der Gigolos? Unmöglich. Denn ich erzählte ihr natürlich, dass ich die Sprache der Casanovas studieren wollte. Und die heißen Nächte in Ischia stärkten meine Motivation für ein Leben in italienischer Kultur. Das Geld war beruhigend. Basta! Schlimm wäre es wohl, wenn es fehlen würde. Davon habe ich aber keine Ahnung.
Sparen tu i wenig. Fast nix. I möcht leben. Verstehn’s? I hab schon immer gut gelebt, auch vor der Filmerei. Irgendwie wusst i immer, i bleib nie im Mittelstand stecken. Ich bin wie ein Eichhörnchen. Ich sammel alles. Nicht nur Kunst. Und wie jedes fleißige Eichhörnchen besitze ich nie genug, aber im Gegensatz zu denen habe ich Spaß daran, es nicht für später zu verstecken, sondern es schnellstens wieder unter die Leute zu bringen.
Meine Freunde konnten es nicht glauben, dass ich über den schrecklichen Brand in meiner Wohnung 1992 Späßchen machen konnte. Durch einen defekten Kabelanschluss verlor ich Gemälde von Miró, Chagall, Schiele, Studien des Malers Picasso, Keramiken von Picasso, Vasen und Teller, ganze Jugendstilsammlungen von Gallé, Jugendstillampen und Jugendstilmöbel vom bekannten Wiener Josef Hoffmann. Meine Skulpturen und Vasen von Lalique platzten in 1000 Scherben. Ein Großteil meiner Wohnung wurde fast in Schutt und Asche gelegt. Allein Kunst im Wert von über einer halben Million Mark war vernichtet.
»Herrgott, was soll’s«, lachte ich, »i weiß, wenn sich eine Tür in meinem Leben schließt, öffnet sich immer wieder eine neue. Schicksal is halt Schicksal, oder nicht? So what! Dieser Brand hat doch nur Platz für neue, wichtigere Dinge in meinem Leben gemacht.« Ich weiß, das klingt übertrieben. Aber besser, man gewöhnt sich im Leben auch schnell an das Abschiednehmen. Man erspart sich viel Traurigkeit. Das ist mir nicht immer gelungen.
Enge Freunde behaupten sogar, in der Pantomimik meiner Gesten, in meinen differenzierten Gesichtsausdrücken könnte man wie in einem offenen Buch lesen. Mag sein. Ich lache leise, wenn ich verstehe. Hebe eine Augenbraue bei einem zweifelnden »Wirklich?«. Herabgezogene Mundwinkel zeigen mein Desinteresse. Ein leises »Phh« bedeutet totale Wurschtigkeit. »Pah« ist ein »Was interessiert es mich?«.
Bei Verlegenheit stemme ich gerne eine Hand in die Hüfte, das Bein abgewinkelt. Es kann auch Provokation sein. Also wenn Sie mich jetzt sehen könnten. Mein Mund … ja, mein Mund lächelt, weil ich gerade daran denke, dass Langeweile das Schlimmste ist. Langweilig darfs net werdn. Das wär tödlich, das gibt’s einfach net. In meinem ganzen Leben nicht, das ich hier vor Ihnen ausbreiten muss. Obwohl ich schüchtern bin. Schrecklich schüchtern, während mir nackte Sachen völlig wurscht sind.
Nacktszenen im Film oder Nacktfotos. Natürlich nur mit den besten Fotografen der Welt. Wie im Fotoband von Helmut Newton. Schön, wie Gott mich schuf. Marisa Berenson und ich ließen uns lachend Hand in Hand verewigen. Da bin i völlig frei. I bin überhaupt sehr frei. Sexuell und so. Aber net unmoralisch. Über Moral zu reden ist wahnsinnig schwer. Irgendjemand beschrieb mich mal als »männliche Ausziehpuppe«. Auch heute würde ich mich noch ausziehen, wenn es zur Dramaturgie gehören würde. Pornografie selbstverständlich ausgeschlossen.
Helmut Newton fotografierte mich in New York, Los Angeles und Monte
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