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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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drehen, sondern eine eigene Interpretationdurch diese Essenbeck- alias Krupp-Familie, in die für ihn alle politischen Ereignisse hineinflackerten. Für Luchino war es eine moderne Buddenbrook-Studie. Ich kannte schemenhaft meine Rolle als Martin von Essenbeck. In Kitzbühel war ich vor Drehbeginn wochenlang mit dem letzten Krupp zusammen, Arndt von Bohlen und Haibach. Wir freundeten uns an.
    Bei jeder Gelegenheit guckte ich mir seine Lebensart, seine Bewegungen und Gesten ab. Wie er tänzelnd ging, nervös hin und her blickte, an seinen langen Goldketten spielte. Er liebte Schmuck, entwarf die edlen Stücke ebenso selbst wie seine goldbestickten Kaftane, die er immer trug. Die Augen geschminkt à la Elisabeth Taylor. Nach meinen Skizzen wurden die Juwelen für den Film nachempfunden. Arndt war ein liebenswerter Freund. Ich erzählte ihm von der Rolle. Damals lachte er, wollte es nicht glauben und traute mir die Nachahmung seiner Allüren natürlich nicht zu.
    Später trafen wir uns jedes Jahr zum Skilaufen in Kitzbühel. Arndt gab die grellsten Partys in seinem Haus »Auersperg« am Hügel. Immer mit seiner Frau Hetty, einer Freundin von ihr und ihrer Kitzbüheler Clique. Und den Skilehrern. Oh, là, là, die Hetty war nicht ohne. Ich mochte ihre Lustigkeit. Sie war ein Riesenkumpel. Mit ihrem Witz amüsierte sie 11ns maßlos. Mollige Menschen sind einfach gemütlicher. Aber sie lief furios Ski. Ich bin ja mit Skiern aufgewachsen, aber die hübsche Hetty konnte sich auf den Abhängen ganz fesch mit mir messen. Sie hatte gerade einen Flirt mit einem schmucken Skilehrer. Jeden Spaß machte sie mit. Trank auch gerne einen Schoppen und mehr. Aber immer umsorgte sie ihren Arndt. Und ich habe versucht, ihr ihren Flirt auszuspannen. Nicht sehr korrekt, aber Freunde sind doch Freunde. »Leih ihn mir einen Abend, Egoistin.«

     
    Als Marlene Dietrich in »Die Verdammten«, mit dem Berger 1968 sein internationaler Durchbruch gelang.
     

 
    Der Schüler und sein Meister. Mit Visconti während der Dreharbeiten zu »Die Verdammten«.
     

Zum heimlichen Mittagsschlaf in Kitzbühel, wie die Brüder Sachs rangingen
     
     
     
    Das war eine arrangierte Heirat. Die fanden das nett. Sie waren dicke Freunde. Sie gab ihm Halt, kümmerte sich und rettete ihn mit ihrem klugen Kopf aus einigen teuren Eskapaden. Sie dachte nicht daran, ihn auszunehmen, was alle Burschen bei ihm versuchten. Sie passte nach der Hochzeit auf, dass nicht das ganze Vermögen dahinschmolz wie der Schnee unter der Sonne. Ganz ist ihr das natürlich nicht gelungen. Sie redete vernünftig auf ihn ein, wenn er mal wieder eine verrückte Idee hatte und irgendwo einen neuen Nachtclub finanzieren wollte, zum Beispiel »Pam Pam« in München.
    Wenn es sein musste, zählte sie ihm die Kosten für sein Schiff »Antonius« auf, eine 56 Meter lange Yacht, deren Ankergebühren in Sardinien, den Bahamas oder Monte Carlo Unsummen verschlangen. Hetty gab ihm Sicherheit, so wie mir Luchino Sicherheit gab. Zum Dank schenkte ihr Arndt viel Schmuck. Die Ehe war ein guter Pakt zwischen ihnen. Ein Pakt des Vertrauens. Und ein Gewinn für die Gesellschaft. Mit ihren Partys amüsierten sie nicht nur mich.
    Arndt zog sich immer schnell in seine Bibliothek zurück. Er war sehr belesen. Seine Flirts durften mit. Ihnen hat er wohl Gedichte aufgesagt. Capito? Ach, es war herrlich aufregend. Selten waren Partys so urig und gemütlich wie bei Hetty und Arndt.
    Nach drei Wochen fuhr ich mit meiner Arbeitsurlaubs-Begleiterin Florinda Bolkan wieder nach Rom. Mit dem Auto. Ich hatte Florinda durch Luchino in Rom kennengelernt. Florinda war befreundet mit der Gräfin Marina Cicogna, die mit ihrem Bruder die große Filmproduktionsfirma Euro International besaß, und lebte mit ihr in einem Riesenappartement. Marina vertraute mir, dass ich auf Florinda aufpasste.
    Auch Luchino, der Florinda sehr mochte, traute mir mit ihr keinen Ehebruch zu.
    Wir wohnten im Hotel »Goldener Greif«. Florinda nahm schon morgens um zehn Uhr Skiunterricht. Da schlief ich noch. Wir waren immer gegen Mittag auf der Piste am Hahnenkamm oder auf der Hütte verabredet. Nachmittags fuhren wir dann zusammen. Luchino begleitete mich nie in meine Winterurlaube; uns gehörten die Augustwochen in seinem Anwesen auf Ischia. Im Winter vertelefonierten wir täglich ganz schöne Summen.
    Als Brasilianerin war Florinda vom Skisport ziemlich schnell strapaziert. Ich riet ihr zum Skibob. Das ist so ein Ding wie der Jet-Ski auf dem

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