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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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war natürlich begeistert. Sein Sekretär schickte eine persönliche Einladung an die Konzertveranstalter. Das Beatles-Ereignis fand in der Freilichtbühne Odeon in Rom vor 50 000 Zuschauern statt, man durfte rauchen und trinken wie in den englischen Kinos.
    Ich ging nach dem Konzert hinter die Bühne direkt zu der Gruppe. Wir umarmten uns. Ich schwärmte von der Show. Die Beatles sind einfach unerreicht. Die Fans sind halb verrückt geworden: solch eine Hysterie, ein solches Chaos, ein solches Geschrei mit etlichen Ohnmächten – Wahnsinn!
    Wir fuhren dann gemeinsam in einer riesigen Mercedes-Limousine in die Via Salaria 366. Ohne die Ehefrauen der Beatles, nur die Sekretärinnen waren dabei. An der Haustür wartete schon der Butler und führte uns in den Salon zu Luchino. Bei einem Drink machten wir Small talk, zum Dinner gingen wir in den Speisesaal, einen besonders schönen Raum mit vielen Antiquitäten und voller alter Meister und Picassos an den Wänden. Die Köche boten gebeizten Lachs, Spaghetti Carbonara, dann ein Sorbet zur Verdauung, Chateaubriand, verschiedene Eissorten und als Abschluss eine mächtige Sahnetorte. Kein Käse! Der ist zu schwer und wurde nur mittags serviert. Zum Dinner kredenzten die Servierer aus dem Angestelltenstab, die Teller und Gläser nur mit weißen Handschuhen anfassen durften, Weiß- und Rotwein namens »Cardinale« aus Luchinos eigenen Weinbergen.
    Unsere Gespräche drehten sich natürlich um Musik. Luchino fragte die vier, ob sie nicht Lust hätten, in London mal ein ganz anderes Konzert zu geben. Die Beatles mit Bernstein als Dirigenten. Die Moderne mit der klassischen Musik als Symbiose. Und das Ganze in der berühmten Albert-Hall. Ein revolutionärer Gedanke. Alle waren begeistert, denn damals wagte noch kein Mensch, Unterhaltung und Klassik miteinander zu vermischen. Die Manager der Beatles haben die Realisierung dieses Plans später leider vereitelt. Das war für sie wohl doch zu utopisch.
    John Lennon war sehr intellektuell. Unabhängiger als die anderen in seiner Freiheit und Reife. Später, mit seiner Frau Yoko Ono, auch sexuell freier. Paul McCartney beteiligte sich an unseren Gesprächen sehr zurückhaltend. Ich vermute aus einer gewissen Schüchternheit heraus. Ein ungemein sympathischer Mann. Auch George Harrison war eher introvertiert, ansonsten ein richtiger Kerl, geradeheraus und ehrlich. Ein Macho wie aus dem Lehrbuch war der Drummer Ringo Starr. Mit ihm freundete ich mich an. Er war witzig, ausgeflippt, seriös. Ähnlich wie ich. Große Freundschaft bis heute.
    Die Gruppe hatte sich nach dem Konzert extra in Krawatte und dunklen Anzug geschmissen. Aus Respekt vor Luchino Visconti. Der strahlte Autorität aus, die alle etwas nervös machte. Nervosität erzeugten bei den Beatles auch die vielen Gabeln und Messer und die vielen Gläser auf dem Tisch. Die feinen Essensgepflogenheiten waren den Jungs aus Liverpool wohl fremd. Ganz erschrocken wichen sie zur Seite, als von rechts serviert wurde. Luchino erzählte von seinen geliebten Opern, welche Motivationen ihn dazu trieben, Verdi, Rossini und Mozart zu inszenieren. Er sagte damals auch, dass ihm Wagner zu schwer sei in der Umsetzung – 1973 fand er dann bei »Ludwig II.« doch den rechten Umgangston mit dessen Lieblingskomponisten.
    Die Konversation wurde in Englisch geführt. Luchinos Perfektionismus zeigte sich auch hier. Bei Unsicherheiten – er beherrschte die Muttersprache der Beatles nicht fließend – wurde von den dazugeladenen Sekretärinnen übersetzt. Er erzählte italienisch, sie übersetzten englisch. Luchino beherrschte auch hier den Abend völlig. Ich glaube, die Beatles langweilten sich bei soviel Kultur und Klassik irgendwann. Ihre Mitarbeiterin Wendy deutete das später einmal an. Trotzdem ging das Abendessen bis in die Früh um sechs Uhr. Eine Ausnahme für Luchino, der normalerweise um Mitternacht schlafen ging.
    Zum Abschied wurden wir von den Beatles mit Schallplatten und Autogrammfotos mit Unterschriften beschenkt. Ich merkte sofort – aber nur weil ich ihn gut kannte wie Luchino darüber dachte. Er fand das einfach unmöglich und plump. Mir hat’s gefallen. Luchino zeigte mir mit dieser Einladung und der langen Nacht, dass er mich und meine Interessen besser verstehen wollte und nicht nur an seinen seriösen, superfeinen Tischeinladungen festhielt. Sehr lieb und schick.
    Später erzählte er, wie ihn die langen Haare der vier geschockt hätten, und fragte mich: »Wieso schneiden die

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