Ich. Die Autobiographie
Schwarze. Immer war’s nett und lustig bis morgens um fünf. Und dann gab’s Boogie-Woogie.
Freundin fürs Leben: Mit Florinda Bolkan 1966 in Cortina d’Ampezzo.
Mit Ernst Wilhelm Sachs und den Schönen auf Capri.
Ernste Gespräche mit Cocteau, kein Käse für die Beatles
Kitzbühel war eine schöne, fröhliche Abwechslung für mich, denn Luchino war im Grunde seines Herzens ein ernster Mann. Seine Welt war die Arbeit. In den gelegentlichen Pausen hörte er gern klassische Musik. Oder er dinierte mit Freunden, wobei dann oft über seine Arbeit gesprochen wurde, und zwar sehr ernsthaft. Kein Wunder bei Freunden wie Jean Cocteau, Jean Marais und Jean Renoir. Von Renoir zitierte er gern eine Lebensweisheit, der er sich mit Leib und Seele verschrieben hatte: »So wie ein Forscher sich niemals ohne Begleitung in den Dschungel vorwagen würde, so könne auch ein Regisseur sich nur dann mit sicheren Schritten in der Welt des Films bewegen, wenn er sich von einer Anzahl Gleichgesinnter umgeben weiß.« Der Regisseur Renoir engagierte Visconti 1936 als Assistenten für den idyllischen Film »Une partie de Campagne« nach einer Novelle von Guy de Maupassant. In seiner Heiterkeit kam der Film dem Impressionismus des großen Malers Auguste Renoir nahe, dem Vater vonJean.
Luchino war privat und in seinen Filmen ein Meister des Erzählens. Große Literatur wurde von ihm weder verändert noch interpretiert, sondern er ließ sie in der Überhöhung hervortreten. Nicht die Reduktion auf das Wesentliche, sondern die Ausweitung auf die Räume, Schönheit und Pracht war sein Thema. Er war der Romancier des Films, und ihn interessierten die Wahrheiten der Gefühle, die sich natürlich am besten im Melodram darstellen ließen. Wieder fällt mir »Der Tod in Venedig« ein. Da bereicherte er die Buchvorlage Thomas Manns um Passagen aus anderen Werken des Dichters und um eigene Lebensweisheiten und steigerte das alles in Farben und Musik.
So verstand jeder sofort die Welt des Schriftstellers, auch wenn nicht jeder Zuschauer mitbekam, dass die platonische Liebesaffäre zwischen Thomas Mann und Gustav Mahler mitverfilmt und als tiefe Zuneigung identifiziert worden war. Luchino machte Feste des Sehens und Hörens aus Büchern. Schade, dass er nicht mehr den »Zauberberg« verfilmen konnte. Ein Traum von ihm, den sein Schlaganfall 1976 vereitelte. Auch darüber bin ich traurig. Es wäre sicher ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens geworden, ein Denkmal für ihn. Und für mich.
Wenn Luchino, wie fast immer, umgeben war von seinen Filmfreunden, mit denen er die Drehbücher schrieb, die Kostüme entwickelte oder Drehorte recherchierte, wurde mir oft bewusst, wie sehr er in seiner Entwicklung als ernsthafter Mensch und genialer Künstler längst vollendet war. Glücklicherweise blieb er nie zu lange mit einer Sache verhaftet. Er war neugierig wie ich, aber nie kompromissbereit. Er kannte mich und meine Verrücktheiten genau. Da war meine Sucht nach Rock und Pop, die er nicht verstehen konnte, aber respektierte.
Ich besuchte sämtliche Popkonzerte und erzählte ihm davon. Von den Stones, deren Lebenseinstellung der meinen sehr nahe kommt: sich engagieren und verausgaben mit der gesamten Kraft, sich aber auch genauso fallen lassen in das volle Leben und dessen Möglichkeiten. Capito? Ich bin ein Fan von Bob Dylan, den ich seit meiner Londoner Zeit kenne. Mir gefällt seine Aufgeschlossenheit. Er erneuerte sich ständig. Konnte nie genug Wissen erfahren. Zum Beispiel hat er seine Religion aus Überzeugung gewechselt. Konvertierte vom jüdischen Glauben zum Katholizismus. Oft diskutierten wir hinter der Bühne über das Leben und dessen eigentlichen Sinn. Das hat mir gut gefallen.
Ganz anders empfand ich Joan Baez, die ich 1974 in Wien auf der Bühne sah und später in ihrer Garderobe besuchte. Sie war in ihren Anti-Kriegs-Ideologien festgefahren. Anti-Vietnam, Pro-Frieden, Flower-power, schön und gut, aber der Vietnamkrieg war 1974 längst vorbei, der Frieden zumindest in der westlichen Hemisphäre gesichert, und die Blumenkinder studierten längst über den Hausaufgaben ihrer lieben Kleinen. Joan kam mir irgendwie oberlehrerhaft vor, obwohl ich sie in ihrer Anfangszeit in den sechziger Jahren wirklich schätzen gelernt hatte. Was soll's. Erledigt. Die Zeit hatte Joan überholt.
Als die Beatles 1967 in Rom auftraten, wollte mir Luchino eine Freude machen und sie zu einem privaten Abendessen einladen. Ich
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